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Dein Ratgeber bei starkem Schwitzen

Starke Schweißbildung kann unangenehm sein, sowohl aufgrund des Geruchs, als auch wegen der deutlich sichtbaren Flecken auf der Kleidung. Dabei erfüllt Schweiß wichtige Funktionen, vor allem für die Temperaturregulation des Körpers. Dennoch kann starke Schweißbildung ein Symptom für tieferliegende Probleme oder Erkrankungen sein. Insbesondere dann, wenn er ohne Anstrengung oder bei niedrigen Temperaturen auftritt. Dahinter könnte auch eine Hyperhidrose stecken, so der Fachbegriff für starkes Schwitzen an den Händen, Achseln oder am Rücken, das scheinbar ohne erkennbaren Grund auftritt. Bei uns gibt’s Tipps zur Vorbeugung, Infos zu möglichen Ursachen und Erklärungen zur Funktion des Schwitzens. Möchtest du zu diesem Thema schnell und unkompliziert mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen, nutze unsere Video­sprechstunde.

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Starkes Schwitzen

Schwitzen sollte kein Tabuthema sein

In der Liebeskomödie „…und dann kam Polly“ spielen Hauptperson Reuben Feffer (Ben Stiller) und sein Film-Kumpel Sandy Lyle (Philip Seymour Hoffman) mit zwei anderen Männern Basketball. Nach kurzer Zeit zieht einer der Fremden sein T-Shirt aus und spielt mit nacktem, dicht behaartem Oberkörper weiter. Als Verteidiger vorm Korb kann Reuben nicht einfach auf Abstand gehen – und am Ende landet eine ziemlich große Ladung Fremdschweiß direkt in seinem Gesicht.1 Eine Szene, bei der sich wahrscheinlich viele Zuschauer ausschütten vor Lachen und gleichzeitig vor Ekel abwenden wollen. Besser lässt sich unser zwiespältiges Verhältnis zu unserer körpereigenen Klimaanlage kaum beschreiben.

Einerseits signalisieren Schweißperlen: Da strengt sich jemand wirklich an. Bei der Arbeit, beim Sport oder einer anderen (Freizeit-)Beschäftigung. Das erkennen wir durchaus an. Andererseits behagt uns die Vorstellung überhaupt nicht, etwa vor Publikum in Schweiß auszubrechen oder anderen Menschen mit feuchten Händen und/oder nassen Achseln zu begegnen. Deshalb steigen wir bei Hitze z.B. nur ungern in enge Fahrstühle oder überfüllte Verkehrsmittel und hoffen inständig, dass jedes Deo hält, was es verspricht. Die Krux: Je mehr wir darüber nachdenken und uns bemühen, nicht zu schwitzen, umso mehr Schweiß scheint unser Körper oft absetzen zu wollen. Stimmt da vielleicht etwas nicht? Wie viel Schweiß produziert ein gesunder Körper normalerweise? Und ist es gesundheitlich wirklich unbedenklich, ein Antitranspirant zu verwenden? Wann könnte hinter starkem Schwitzen doch eine Krankheit stecken? Bleib cool, hier erfährst du alles, was du wissen musst.

Warum schwitzen wir überhaupt?

Von 100 Menschen weltweit haben 95 eine Körpertemperatur zwischen 35,7 und 37,3 °C.2 Denn genau in diesem Bereich funktioniert der menschliche Stoffwechsel am besten. Ab Werten von 35 °C und darunter sprechen Fachleute von Unterkühlung, ab Werten über 38 °C von Fieber. Doch deine Körpertemperatur steigt nicht nur an, wenn dein Immunsystem Krankheitserreger bekämpft. Je mehr deine Muskeln z.B. bei der Arbeit oder beim Sport leisten müssen, desto mehr Energie benötigen sie. Diese Energie gewinnen sie, indem sie vor allem Kohlenhydrate (Glucose) und Fette mit Sauerstoff aus der Atemluft „verbrennen“. Mit anderen Worten: Je mehr du körperlich leistest, desto wärmer wird es in dir. Das passiert ebenfalls und umso mehr, je heißer die Umgebung ist, in der du dich gerade aufhältst und aktiv bist. Viele Bau- und Botenstoffe, die dein Körper benötigt, vor allem Aminosäuren und Proteine (Eiweißmoleküle), sind jedoch hitzeempfindlich.3 Deshalb muss dein Körper schnellstmöglich für Abkühlung sorgen. Dabei hat er zwei Optionen:

Möglichkeit 1: Er erhöht die Blutzirkulation unter der Haut und versucht, die innere Hitze über seine größte Oberfläche loszuwerden.

Möglichkeit 2: Er aktiviert über das vegetative Nervensystem seine Schweißdrüsen. Durch die Hautporen treten dann kleine Tröpfchen Flüssigkeit an die Hautoberfläche. Diese verdunsten und sorgen so für Abkühlung.

Lange Zeit wurde angenommen, dass Männer generell mehr schwitzen als Frauen. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass bei dieser Frage nicht das biologische Geschlecht den ausschlaggebenden Faktor darstellt, sondern vielmehr die Körpergröße: Kleinere Menschen, Frauen wie Männer, besitzen mehr Hautoberfläche pro Kilogramm Körpergewicht. Um überschüssige Wärme loszuwerden, nutzt ihr Körper daher vorzugsweise Möglichkeit 1 (erhöhte Blutzirkulation unter der Haut). Dagegen greift der Körper von größeren Menschen eher auf Möglichkeit 2 (Schweißproduktion) zurück. Mit anderen Worten: Kleinere Frauen und Männer schwitzen insgesamt seltener und weniger als größere.4

Aber wieso schwitze ich, obwohl ich es nicht will?

Weil du es dir leider nicht bewusst vornehmen kannst, nicht zu schwitzen. Wann und in welchem Ausmaß deine Schweißdrüsen aktiv werden, regelt dein vegetatives Nervensystem. Es steuert auch andere Körperfunktionen, die überwiegend unwillkürlich ablaufen und in die du demzufolge ebenfalls kaum oder gar nicht bewusst eingreifen kannst, etwa die Verdauung, den Kreislauf, die Atmung oder bestimmte Sexualfunktionen. Eingeleitet wird die Schweißproduktion vom Hypothalamus, einer überaus wichtigen Schaltzentrale im Gehirn. Vor allem der körpereigene Botenstoff (Neurotransmitter) Acetylcholin gibt den Drüsen das Kommando zur Schweißbildung. Einige Hormone sind daran ebenfalls beteiligt. Aber wie gesagt: Ob und wann das passiert, lässt sich nicht mit Willenskraft beeinflussen.

Da der Hypothalamus aber nicht nur maßgeblich an der Schweißproduktion beteiligt ist, sondern u.a. auch an der körpereigenen Stressreaktion und wichtigen Basisemotionen wie Angst, Wut oder Ekel, liegt es auf der Hand, dass viele Menschen in Situationen, in denen sie sich bedroht, überfordert oder ausgeliefert fühlen, ebenfalls ins Schwitzen geraten können. Denn in solchen Momenten leitet das vegetative Nervensystem eine uralte Kampf-oder-Flucht-Reaktion ein, die für den Körper ebenfalls mit Anstrengung verbunden ist. Dies erklärt auch, warum bei vielen Betroffenen eine Art Teufelskreis entstehen kann: Sie schämen und/oder fürchten sich vor Zurückweisung, weil sie öfter und/oder stärker schwitzen als andere – und genau diese Emotionen können die Schweißproduktion abermals anregen, was wiederum die unangenehmen Gefühle verstärken kann.5

Warum riecht Schweiß oft so unangenehm?

Bevor wir uns um die Antwort(en) darauf kümmern, eines vorweg: Riecht jemand in deinem Umfeld nach Schweiß, bedeutet das nicht automatisch, dass sie oder er es mit der Hygiene nicht so genau nimmt. Jene Bakterien, die den eigentlich fast geruchlosen Schweiß als Nahrungsquelle nutzen und ihn dabei in unangenehm riechende Butter- oder Ameisensäure „umbauen“, leben vermutlich auch auf deiner Haut. Sie gehören zum sogenannten Mikrobiom, das nicht nur auf der Haut, sondern z.B. auch im Mund oder im Darm eines jeden Menschen (lebens-)wichtige Aufgaben übernimmt. Bakterien auf der Haut sind aber nicht die einzigen Übeltäter. Hierzu musst du wissen, dass es zwei Arten von Schweißdrüsen gibt:

Ekkrine Drüsen stellen jene Flüssigkeit her, die wir gemeinhin als Schweiß bezeichnen. Sie besteht zu 99 Prozent aus Wasser und sonst vor allem aus Elektrolyten. Calcium, Kalium und Natrium sind z.B. dabei, aber auch einige Aminosäuren, Acetat oder Lactat, ein Milchsäure-Salz, von dem du, wenn du (Kraft-)Sport treibst, vielleicht schon mal gehört hast. Aufgrund dieser Zusammensetzung besitzt der Schweiß aus den ekkrinen Drüsen einen leicht sauren pH-Wert von 4,5. Der Vorteil: Dadurch kann dein Schweiß auch antibakteriell wirken und den Aufbau des Säureschutzmantels deiner Haut unterstützen. Jede(r) von uns besitzt insgesamt 2–4 Millionen ekkrine Schweißdrüsen. Bei dunkelhäutigen Menschen können es sogar 4–8 Millionen sein. Pro Tag bilden sie, wenn du dich nicht besonders anstrengst, etwa 200–700 Milliliter Schweiß. Bei starker körperlicher Belastung können es aber auch bis zu 1–2 Liter Schweiß pro Stunde sein. Die ekkrinen Schweißdrüsen sind nicht gleichmäßig verteilt. Die Tabelle zeigt dir, wie viele es pro Quadratzentimeter an welcher Körperstelle durchschnittlich sind6:

KörperstelleAnzahl pro cm2
Fußsohlen370
Handinnenflächen360
Bauch & Brust150–200
Arme & Ellenbogen130–150
Achselhöhlen120–160
Oberschenkel50–100
Rücken50–80
Po50–80
Ohrmuschel30–40
Ohrläppchen30–40

Darüber hinaus besitzt du auch Körperbereiche ohne ekkrine Schweißdrüsen:

  • Lippen
  • Nagelbett
  • Eichel
  • Klitoris
  • Kleine Schamlippen
  • Trommelfell

Apokrine Schweißdrüsen werden manchmal auch Duftdrüsen genannt. Sie werden jedoch nicht aktiv, wenn es deinem Körper zu warm wird, sondern vor allem in Situationen, in denen er das Hormon Nordadrenalin ausschüttet. Das ist besonders dann der Fall, wenn du dich bedroht (Angst) und/oder überfordert (Stress) fühlst. Dann produzieren die apokrinen Drüsen den sogenannten Angstschweiß. Dabei handelt es sich um ein milchiges Sekret, das Proteine (Eiweiße) sowie Lipide (Fette) enthält und annähernd pH-neutral ist (pH-Wert: 7,2). Forscher gehen davon aus, dass es sich dabei um einen primitiven Abwehrmechanismus handelt: Wurde die Haut feucht und fettig, konnte ein potenzieller Feind im Kampf deutlich schlechter zupacken. Auch dieser Angstschweiß kann von Bakterien auf der Haut zersetzt werden, was ebenfalls zu einem starken Körpergeruch führen kann.

Darüber hinaus sorgt das zuvor ausgeschüttete Noradrenalin dafür, dass die Haut weniger durchblutet wird, um die Muskeln und die inneren Organe besser zu versorgen. Die Folge: Viele bekommen in stressigen oder bedrohlichen Situationen Eishände und – ihr Angstschweiß fühlt sich kalt an. Studien konnten zeigen, dass nicht nur Hunde7 und Pferde8 ihr Verhalten ändern, wenn sie menschlichen Angstschweiß riechen, sondern, dass er auch unsere Mitmenschen, die ihn (unbewusst) wahrnehmen, wachsamer9 und vorsichtiger10 agieren lässt.

Zum ersten Mal taucht dieser (Körper-)Geruch bei den meisten Menschen in der Pubertät auf, wenn die apokrinen Schweißdrüsen durch die Hormonumstellung quasi freigeschaltet werden. Sie sorgen damit auch gewissermaßen für Individualität, denn: Jede(r) von uns besitzt dank ihrer Unter­stützung ihren/seinen eigenen Körpergeruch. Apokrine Schweißdrüsen befinden sich vor allem in behaarten Körperstellen, z.B. den Achseln, im Genital- und Perianalbereich sowie im Brustwarzenhof.

Mittlerweile konnten mehrere Studien belegen, dass der Ausspruch „jemanden (nicht) gut riechen können“ tatsächlich stimmt. Dabei spielen sogenannte MHC-Gene eine entscheidende Rolle. Je mehr unterschiedliche MHC-Gene ein Lebewesen besitzt, desto schlagkräftiger kann u.a. sein Immunsystem Krankheitserreger abwehren und bekämpfen.11

Noch wichtiger in diesem Zusammenhang: MHC-Gene beziehungsweise die Stoffe, die der Körper mit ihrer Hilfe herstellt, beeinflussen den Körpergeruch. Und: Je verschiedener die MHC-Gene von zwei Lebewesen (Männchen und Weibchen) ausfallen, desto eher werden sie ein Paar und umso erfolgreicher pflanzen sie sich fort.12 Natürlich spielen hier noch viele weitere Faktoren eine Rolle, insbesondere bei uns Menschen. Gleichwohl zeigte sich in einer Studie, dass heterosexuelle Frauen den Körpergeruch von heterosexuellen männlichen Fremden umso attraktiver fanden, je unterschiedlicher ihre MHC-Gene zu denen des Mannes waren. Die Frauen schnupperten dafür an T-Shirts, welche die Männer zuvor zwei Nächte lang getragen hatten.13

Wann wird es meinem Körper zu heiß? 

Zwei Gründe hast du bereits kennengelernt:

  • Bei der Energieproduktion für anstrengende Tätigkeiten, z.B. Sport oder schwere körperliche Arbeit, entsteht zusätzliche Wärme, die durch Schwitzen abgebaut wird.
  • Die Umgebung, z.B. eine Sauna oder ein im Sommer aufgeheiztes Auto, ist so warm, dass der Körper sich durch Schwitzen vor Überhitzung schützt.

Diese beiden Bedingungen können natürlich auch beide erfüllt sein und sich gegenseitig verstärken.

Das ist aber noch nicht alles: Dein Körper muss nämlich auch Energie herstellen, also Kohlenhydrate, Fette und Proteine „verbrennen“, wenn du dich gerade nicht anstrengst. Selbst wenn du dich ausruhst, sitzt oder schläfst, laufen diverse Stoffwechselprozesse weiter, die ausreichend Energie benötigen, der sogenannte Grundumsatz. Das menschliche Gehirn verbraucht mit Abstand und rund um die Uhr am meisten Energie. Daher produziert eine durchschnittlich große und schwere Person im Ruhezustand eine (Wärme-)Leistung von 60–100 Watt. Bei körperlicher Anstrengung können es sogar 300–400 Watt sein. Das entspricht etwa 2000 Kalorien (kcal), die an einem Tag verbraucht werden, oder einem LED-Flutlicht, das 24 Stunden eingeschaltet bleibt.14

Funfacts: Die Idee, diese menschliche Abwärme als Energiequelle zu nutzen, ist keineswegs nur eine Horrorvision aus Science-Fiction-Filmen wie „Matrix“, sondern mittlerweile ressourcenschonende Realität: Die größte Einkaufspassage in den USA, die Mall of America in der Nähe von Minneapolis, wird z.B. mit der Körperwärme von jährlich über 42 Millionen Besuchern versorgt. Trotz der arktisch-kalten Winter im US-Bundesstaat Minnesota herrschen hier, ohne Zentralheizung, jederzeit angenehme 21 Grad Celsius.15 Die Architekten von Schwedens verkehrsreichstem Knotenpunkt, dem Stockholmer Hauptbahnhof, gingen noch einen Schritt weiter: Hier wandeln Wärmetauscher die überschüssige Körperwärme von täglich über 250.000 Pendlern in warmes Wasser um, das dann zu Heizzwecken in ein benachbartes Bürogebäude geleitet wird.16

Solltest du ein sogenanntes Wearable am Handgelenk tragen, z.B. eine Pulsuhr, könnte es sein, dass dieser Mini-Computer deine Körperwärme ebenfalls nutzt, denn: An der Stelle, wo das Gerät Hautkontakt hat, wird es wärmer als dort, wo es der Umgebungstemperatur ausgesetzt ist. Dieser kleine Unterschied reicht tatsächlich aus, damit ein spezielles leitfähiges Material ausreichend Strom für das Wearable erzeugen kann. Dieses Prinzip nennt sich Thermoelektrik.17

Klingt ja ganz spannend, denkst du jetzt vielleicht, aber was hat das alles mit starkem Schwitzen zu tun?

Ganz einfach: Sobald die Wärme, die dein Körper (auch im Ruhezustand) produziert und über die Haut abgibt, irgendwo aufgehalten oder aufgestaut wird, fängst du ebenfalls an, zu transpirieren. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn du zu viele oder nicht atmungsaktive Kleidungsstücke trägst oder nachts unter einer zu warmen Daunendecke schläfst.

Woher „weiß“ mein Körper, ob ihm zu warm ist?

Dein Körper besitzt unzählige “Fühler”, die deine Umgebungstemperatur rund um die Uhr messen und ihre Eindrücke ans Gehirn weiterleiten können. Für die Entdeckung dieser Thermorezeptoren bekamen David Julius und Ardem Patapoutian 2021 sogar den Nobelpreis für Medizin. Ähnlich wie die Schweißdrüsen sind auch die Thermorezeptoren auf deiner Körperoberfläche unterschiedlich dicht verteilt. Die meisten Wärme- und Kältesensoren arbeiten auf der Nase (10,5 Kältepunkte pro Quadratzentimeter und 1 Wärmepunkt pro Quadratzentimeter). Dagegen sind die Oberschenkel relativ unempfindlich (4,85 Kältepunkte pro Quadratzentimeter und 0,39 Wärmepunkte pro Quadratzentimeter). Darüber hinaus verfügt dein Körper über sogenannte Hitzerezeptoren, die aber erst bei Temperaturen ab etwa 43 °C aktiv werden.

“Aktiv werden” bedeutet in diesem Zusammenhang: Wenn die Umgebungstemperatur steigt oder fällt, ändert sich die Frequenz, mit der die Thermorezeptoren ihre Informationen ans Gehirn weiterleiten. Wird es kälter, erhöhen die Kälterezeptoren sprunghaft ihre Frequenz. Wird es wärmer, fällt die Frequenz entsprechend ab. Wärmerezeptoren arbeiten genau umgekehrt. Beide Rezeptoren können auf Temperatursprünge von wenigen zehntel Grad reagieren, und sie tun das umso schneller und umso stärker, je größer ein Temperatursprung ausfällt.

Dabei scheint auch ein bestimmtes Gen eine wichtige Rolle zu spielen. Es trägt den etwas kryptischen Namen TRPM2 und ist u.a. an der Herstellung von Proteinen beteiligt, die auf Hitze reagieren, z.B., wenn wir versehentlich eine heiße Herdplatte berühren. Versuchstiere, in diesem Fall Mäuse, denen das TRPM2-Gen fehlte, schienen infolgedessen zwischen einer 32 und einer 38 Grad warmen Umgebung überhaupt keinen Unterschied mehr zu spüren.18

Ob sich solche Studienergebnisse eins zu eins auf uns Menschen übertragen lassen, wird noch diskutiert. Schließlich bilden Schweißdrüsen im Tierreich eher die Ausnahme: Nur einige Affen, Bären, Kamele, Pferde und Raubkatzen schwitzen so ähnlich wie wir. Doch eines steht fest: Hinter der Fähigkeit, den eigenen Körper auf diese Weise abkühlen zu können, steckt ein komplexer Prozess, bei dem viele körpereigene „Zahnräder“ – Nervenimpulse, Botenstoffe, Hormone – perfekt ineinandergreifen müssen. Da kann auch mal etwas nicht ganz rund laufen, z.B., wenn in der Pubertät, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren große hormonelle Umstellungen anstehen.

Zeit für ein Zwischenfazit: Fünf Faktoren spielen beim Schwitzen eine entscheidende Rolle.

Sie sorgen dafür, dass deine ekkrinen und/oder apokrinen Schweißdrüsen aktiv werden, wenn…

  • du dich körperlich anstrengst, z.B. beim Sport oder bei der Arbeit
  • du angespannt, gestresst und/oder emotional aufgewühlt bist (z.B. Angst, Wut)
  • es in deiner unmittelbaren Umgebung sehr warm ist oder wird (z.B. Sauna, Sonne, Strand)
  • sich die Wärme staut, die dein Körper bei der Energieproduktion abstrahlt
  • deine fein austarierte Schweißproduktion aus der Balance gerät, z.B. durch ein hormonelles Ungleichgewicht oder eine Krankheit

Diese fünf Punkte solltest du unbedingt im Hinterkopf behalten, wenn du den Eindruck hast, generell öfter zu schwitzen als andere und/oder heute stärker zu schwitzen als früher, etwa als Teenager oder junge(r) Erwachsene(r). Falls du dich dann an eine Ärztin oder einen Arzt wendest, wird auch sie oder er erst mal diese fünf Faktoren abklopfen (mehr dazu erfährst du hier). Sie genau(er) zu kennen, kann dir aber vor allem dabei helfen, unangenehmen Schweißausbrüchen vorzubeugen.

Die häufigsten Auslöser für starkes Schwitzen

Dies vorweg: Ja, starke Schweißausbrüche können auch durch Krankheiten verursacht werden. Und ja, einige dieser Erkrankungen können schwerwiegend sein.

Aber: Diese Fälle sind selten.

In den allermeisten Situationen wird starkes Schwitzen von Verhaltensweisen und/oder (eher harmlosen) Veränderungen in deinem Alltag und/oder in deinem Körper ausgelöst, die du selbst ändern beziehungsweise gut beeinflussen kannst. Tust du das, lassen die Schweißausbrüche meistens wieder nach.

Hier erfährst du, wie dir das bei welchen Ursachen am besten gelingt.

Anstrengung

Pro Woche sollten wir uns mindestens 150 Minuten lang so bewegen, dass wir die körperliche Anstrengung spüren, uns dabei aber noch unterhalten könnten, empfiehlt die Weltgesundheits­organisation WHO.19 Eine Langzeitstudie aus Australien, an der fast 72.000 Erwachsene teilnahmen, kam kürzlich sogar zu dem Ergebnis, dass bereits 15–20 Minuten intensive Bewe­gung (eng.: vigorous physical activity, VPA) pro Woche ausreichen, um das Risiko schwerer Krankheiten deutlich zu senken.20

Trotzdem sieht der Alltag bei vielen anders aus: An Werktagen verbringen wir im Schnitt 8,5 Stunden auf unserem Allerwertesten. Bei den jungen Erwachsenen (18 bis 29 Jahre) sind es sogar 10,5 Stunden.21 Dieses Dauersitzen hat zur Folge, dass unser Stoffwechsel ständig auf Sparflamme läuft.

Dass das langfristig nicht gesund sein kann, leuchtet unmittelbar ein: Wer rastet, der rostet. Doch wer sich nun bemüht, mehr Bewe­gung und Sport in seinen Alltag zu integrieren, schwitzt automatisch öfter und stärker, weil sich der Körper erst mal daran anpassen muss. Das ist vollkommen normal und kein Grund, sich Sorgen zu machen.

Im Gegenteil: Je regelmäßiger du dich bewegst und Sport treibst, desto effektiver schwitzt du währenddessen und umso weniger und seltener schwitzt du in unangebrachten Situationen.

Der Grund: Du trainierst nicht nur deine Muskeln und deine Ausdauer, sondern auch deine Schweißdrüsen. Dein Körper lernt, sie besser zu kontrollieren. Bei Untrainierten brauchen die Schweißdrüsen deutlich länger als bei Trainierten, bis sie aktiv werden. Sie reagieren auch ungenauer, produzieren also in Situationen, wo es eigentlich nicht nötig ist, bei Untrainierten häufiger und/oder mehr Schweiß als bei Trainierten.

Umgekehrt springt die körpereigene Klimaanlage bei Trainierten in Situationen, wo es darauf ankommt, z.B. beim Sport, schneller und stärker an als bei Untrainierten. Während Bewe­gungsmuffel bei körperlicher Anstrengung nur etwa 0,8 Liter Schweiß pro Stunde absondern, können es bei Bewe­gungsfreunden 2–3 Liter pro Stunde sein. So setzt der kühlende Effekt eher ein. Obendrein ist der Schweiß von Trainierten weniger konzentriert, d.h., sie verlieren bei körperlicher Anstrengung weniger Mineralien.22

So beugst du diesem Auslöser vor

Bewege dich jeden Tag und treibe regelmäßig – am besten dreimal 30 Minuten pro Woche – Sport. Damit bringst du deinen Stoffwechsel auf Touren, trainierst deine Schweißdrüsen und verbesserst deine Temperaturregulation. Du schwitzt weiterhin beim Sport, aber unangenehme Schweißausbrüche im Alltag lassen nach. Zusätzlich baut dein Körper beim Sport Stresshormone ab. Das kann sich ebenfalls positiv auf deine Schweißproduktion auswirken (siehe unten).

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Wärme

Wie schnell und wie stark Menschen schwitzen, hängt auch davon ab, wo sie leben und an welche klimatischen Bedingungen sie sich anpassen mussten. Wer z.B. am Mittelmeer zuhause ist, schwitzt bei 30 Grad im Schatten insgesamt weniger als jemand, der z.B. in Norddeutschland wohnt. Und während es am Mittelmeer vielerorts immer noch üblich ist, zwischen 14 und 17 Uhr, der heißesten Zeit des Tages, nicht zu arbeiten (span. „Siesta“), dauert die Mittagspause in kühleren Regionen maximal eine Stunde. Gleichwohl verbringen viele „Nordlichter“ ihren (Sommer-)Urlaub am liebsten mediterran. Du auch? Dann ist es völlig okay, wenn die ersten Ferientage für dich erst mal schweißtreibend sind. Dein Körper muss sich umstellen und (wieder) lernen, mit dem Klima zurechtzukommen.

Das gilt inzwischen auch auf einer allgemeineren, globaleren Ebene: Die weltweite Klimakrise sorgt in immer mehr Regionen für Wetterextreme, für lange Hitze- und Dürreperioden, starkes Schwitzen inklusive. Die UV-Belastung nimmt ebenfalls vielerorts zu. Daran wird sich unser Körper ebenfalls anpassen müssen, und das wird (leider) nicht die einzige Auswirkung sein, die der Klimawandel auf unsere Gesundheit haben wird.23 24

So beugst du diesem Auslöser vor

Gib deinem Körper Zeit, sich an das Klima an deinem Urlaubsort zu gewöhnen. Lass es z.B. beim Sport erst mal etwas ruhiger angehen. Mach mehr Pausen und versuche, Sightseeing-Touren nicht in die heißeste Zeit des Tages zu legen. Passe auch deine Kleidung an das Klima vor Ort an (siehe unten). Ein kurzes Bad im Meer oder im Pool hilft deinem Körper, sich abzukühlen. Halte dich möglichst nicht ungeschützt in der Mittagssonne auf, sondern suche dir lieber einen Schattenplatz. Ganz wichtig: Trinke unbedingt mehr als zuhause. Es ist ein Mythos, dass du dadurch stärker schwitzt. Vielmehr kommt es darauf an, den Flüssigkeitsverlust durch das (normale) Schwitzen auszugleichen. Achte aber darauf, dass deine Getränke nicht zu kalt sind. Sonst versucht dein Körper, sie „aufzuwärmen“ und du schwitzt wieder mehr. Außerdem kannst du Magen-Darm-Beschwerden bekommen. Gut geeignet sind daher z.B. lauwarmer Tee, Wasser oder Schorlen mit wenig Fruchtsaft.

Körpergewicht

Nehmen wir mehr Kalorien zu uns als wir z.B. durch körperliche Anstrengung verbrauchen, speichert unser Körper die überschüssige Energie automatisch für schlechte Zeiten, die aber heutzutage nie wirklich kommen. Nahrung ist rund um die Uhr und im Überfluss verfügbar. Die Folge: Übergewicht. 61 % der Männer und 47 % der Frauen in Deutschland sind davon laut Statistischem Bundesamt betroffen. Ob auch du dazugehörst, kannst du relativ einfach herausfinden:

Berechne deinen Body-Mass-Index (BMI).

Nutze dafür folgende Formel:

BMI = Körpergewicht in Kilogramm : (Körpergröße in Metern)2

Zum Beispiel:

80 Kilogramm : (1,75 m)2 = 26,1

Dein BMI sollte idealerweise unter 30 liegen. Zusätzlich kannst du deinen Taillenumfang messen. Er sollte bei Frauen möglichst unter 80 cm und bei Männern unter 94 cm liegen.

Sollte das bei dir noch nicht oder nicht mehr der Fall sein, kann das eine weitere Ursache für dein starkes Schwitzen sein: Je mehr dein Körper wiegt, umso mehr Energie (und Wärme) muss er erzeugen, um in Bewe­gung zu kommen. Dadurch steigt die Körpertemperatur schneller an, so dass mehr und auch schneller Schweiß produziert wird. Deshalb schwitzen übergewichtige Menschen auch bei geringen körperlichen Anstrengungen und bei höheren Temperaturen deutlich eher als Normalgewichtige.

So beugst du diesem Auslöser vor

Strebe einen gesunden BMI unter 30 an. Stelle dafür deine Ernäh­rung so um, dass du jeden Tag etwas weniger Kalorien zu dir nimmst als zu verbrauchst. Dabei helfen dir Nahrungsmittel, die möglichst lange satt machen (Vollkornprodukte, Proteine, Ballaststoffe) sowie der Verzicht auf Zutaten wie (Haushalts-)Zucker und Weißmehl, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen und dann abstürzen lassen (Heißhunger-Gefahr). Zusätzlich solltest du dich mehr bewegen und regelmäßig Sport treiben. So schlägst du mehrere Fliegen mit einer Klappe: Deine Muskeln „verbrennen“ überschüssige Kalorien, du nimmst ab, schwitzt weniger und trainierst deine Schweißdrüsen (siehe oben).

Schärfe

Eine ausgewogene Ernäh­rung hilft dir nicht nur beim Abnehmen und sorgt auf diese Weise indirekt dafür, dass du weniger schwitzt (siehe oben). Was du isst und trinkst, kann sich auch unmittelbar auf deine Schweißproduktion auswirken. Nicht von ungefähr geben z.B. die Speisekarten in asiatischen, mexikanischen oder indischen Restaurants bereitwillig darüber Auskunft, wie scharf einzelne Gerichte schmecken. Zungen, die das nicht gewohnt sind, empfinden das plötzliche heiße Brennen wie eine Hitzewelle – und ruck, zuck stehen die Schweißperlen auf der Stirn und werden schnell zu kleinen Rinnsalen. Ähnliche Effekte können z.B. auch sehr heiße, salzige, süße oder gehaltvolle Speisen haben. Getränke wie Kaffee, Schwarztee, Drinks mit Kohlensäure oder Alkohol können die Wärmeproduktion im Körper ebenfalls steigern. Dass wir (zu viel) Alkohol „ausschwitzen“ können, ist dagegen ein Mythos.

So beugst du diesem Auslöser vor

Falls du den Eindruck hast, dass du stärker schwitzt, wenn du bestimmte Speisen und/oder Getränke zu dir nimmst, kannst du mithilfe von sogenannten Auslassversuchen herausfinden, ob du Recht hast. Damit ist gemeint, dass du z.B. bestimmte Gewürze oder den Kaffee eine Zeit lang weglässt und beobachtest, ob du dann weniger schwitzt. Ist das der Fall, hast du den „Übeltäter“ gefunden. Manchmal genügt es schon, wenn du z.B. nur morgens oder abends auf schweißtreibende Lebensmittel verzichtest. Zusätzlich solltest du versuchen, achtsamer und kleinere Portionen zu essen. Lass dir Zeit, kaue jeden Bissen gründlich durch und nimm den Geschmack bewusst wahr. Mit solchen Mahlzeiten belastet du deinen Stoffwechsel deutlich weniger. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird seit jeher zwischen wärmenden und kühlenden Lebensmitteln unterschieden. Salatgurken, Joghurt, Tomaten oder Erdbeeren z.B. sollen die körpereigene Klimaanlage drosseln. Wissenschaftlich konnten diese Effekte zwar bisher nicht nachgewiesen werden. Trotzdem kann es sich für dich lohnen, solche „coolen“ Zutaten mal auszuprobieren.

Bekleidung

Geht der Winter langsam in den Frühling über oder der Sommer in den Herbst, fällt es manchmal wirklich schwer, die passende Kleidung zu finden. Schwitzt du stärker als sonst, kann es also gut sein, dass du dich einfach für ein zu warmes Outfit entschieden hast. Insbesondere Textilien aus Synthetikfasern sind regelrechte Schweißtreiber (es sei denn, es handelt sich um spezielle Sport- oder Funktionskleidung). Durch Kleidung aus Polyester kann die Körperwärme nur sehr schlecht nach außen gelangen. Sie staut sich auf und aktiviert dadurch die Schweißdrüsen. Doch durch die Kunststofffasern kann das körpereigene Kühlmittel nicht optimal verdunsten. Auch die Nässe staut sich und bietet geruchsbildenden Bakterien einen angenehmen Lebensraum. Sinkt nun noch die Außentemperatur ab, z.B. weil Wolken aufziehen oder kalter Wind aufkommt, steigt obendrein das Erkältungsrisiko und die Muskeln „bekommen Zug“, kühlen sich also zu sehr ab und verhärten sich.

So beugst du diesem Auslöser vor

Verbanne Textilien aus Synthetikfasern aus deinem Kleiderschrank beziehungsweise ziehe z.B. beim Sport oder Wandern ausschließlich Funktionskleidung an, die ausdrücklich atmungsaktiv ist und den Schweiß schnell verdunsten lässt. Auch im Alltag solltest du auf atmungsaktive Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Viskose umsteigen. Sie gewährleisten einen guten Wärmeaustausch. Glatte Viskose fühlt sich zudem angenehm kühl auf der Haut an. Baumwolle kann zwar viel Feuchtigkeit aufnehmen, fühlt sich dann aber nass auf der Haut an. Seide wird zwar immer wieder empfohlen, aber wenn sich einmal Schweißränder gebildet haben, lassen sie sich nur sehr schwer aus dem edlen Stoff entfernen. Mit sogenannten Achselpads, die den Schweiß aufsaugen, kannst du deine Oberbekleidung vor Schweißflecken schützen. Achte aber auf eine gute Passform. Angeboten werden Einmal-Pads und waschbare Pads. Wechsle deine Kleidung aber trotzdem täglich. Sie auszulüften, bringt leider nichts. Frische Luft kann gegen geruchsbildende Bakterien nichts bewirken. Das kann nur die Waschmaschine. Gib bei Textilien, die du nur bei 30 Grad waschen kannst, einen Hygiene-Waschzusatz dazu. Verzichte auf Weichspüler. Er umhüllt die Fasern. Die Folge: Wenn du das Kleidungsstück nach dem Waschen wieder trägst, nimmt es den Schweiß nicht mehr so gut auf und leitet ihn schlechter ab.

Anspannung

Gerätst du in eine Situation, in der du plötzlich nicht mehr das Gefühl hast, Herr(in) der Lage zu sein, weil dir z.B. das notwendige Wissen fehlt, die Zeit davonrast oder niemand da ist, die oder der dir beistehen könnte, aktiviert dein Körper einen uralten „Kampf-oder-Flucht-Reflex“: Er setzt Stresshormone frei, dein Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und du fängst an, zu schwitzen. Geschieht das nur ab und an, strengen dich solche Momente zwar an, aber danach entspannst du dich wieder. Doch viele Menschen kommen heute kaum noch in diese Erholungsphase. Sie sind ständig angespannt, überfordert und stehen enorm unter (Leistungs-)Druck. Entsprechend lässt ihre Stresshormonproduktion im Alltag kaum noch nach. Das kann die Schweißproduktion und die Wärmeregulation beeinträchtigen. Neben (Dauer-)Stress kann emotionales Schwitzen aber auch durch starke Gefühle wie Aufregung, Angst, Scham oder Wut oder durch Schmerzen ausgelöst werden.25

So beugst du diesem Auslöser vor

Wie du sieht, ist es vollkommen natürlich, dass Emotionen mit körperlichen Reaktionen und eben auch mit Schwitzen einhergehen. Hast du aber den Eindruck, dass bestimmte Gefühle, z.B. Angst, deinen Alltag stark einschränken und zum Dauergast geworden sind, kann es ratsam sein, sich Hilfe bei einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten zu suchen. Schluck deine Gefühle nicht herunter, sondern bring sie z.B. zu Papier oder sprich darüber mit Menschen, denen du vertraust. Das entlastet. Bau mehr Pausen und Entspannung in deinen Alltag ein. Kürze deine To-do-Listen, indem du Aufgaben an andere abgibst und dich immer bewusst fragst: „Ist mir das jetzt wirklich wichtig? Muss das wirklich jetzt erledigt werden?“ Entspannungstechniken wie autogenes Training, Chi Gong, Tai Chi oder Yoga können das Stresslevel von Körper und Psyche ebenfalls gezielt senken. Du wirst gelassener und schwitzt weniger.

Hormone

Nicht nur die Ausschüttung von Stresshormonen kann die Schweißproduktion verstärken (siehe oben). Beide Geschlechter erleben außerdem in der Pubertät, Frauen zusätzlich in einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren eine große hormonelle Umstellung, die ebenfalls dazu führen kann, dass die Betroffenen vermehrt schwitzen. Manchmal riecht der Schweiß in diesen Lebensphasen auch anders als sonst. Im körpereigenen Hormonhaushalt spielt obendrein die Schilddrüse eine wichtige Rolle. Daher kann starkes Schwitzen, wenn du andere (hormonelle) Ursachen eher ausschließen kannst, in seltenen Fällen ein Hinweis darauf sein, dass bei dir eine Schilddrüsenüberfunktion (med. Hyperthyreose) vorliegt. Grundsätzlich kann aber jedes hormonelle Ungleichgewicht die Schweißdrüsen durcheinanderbringen. Das führt z.B. dazu, dass bis zu 85 von 100 Frauen in den Wechseljahren immer wieder unangenehme Hitzeschübe oder Hitzewallungen (engl. „hot flashes“) haben.26 Hauptursache ist bei ihnen die nachlassende Östrogen-Produktion.27 Zyklusbedingt sinkt auch bei jüngeren Frauen der Östrogenspiegel. Kurz vor dem Einsetzen der Regelblutung liegt er am niedrigsten. Bis zum nächsten Eisprung steigt er dann wieder. Auch das kann Hitzewallungen und stärkeres Schwitzen auslösen. Dagegen sorgen die Hormone bei schwangeren Frauen dafür, dass ihr Körper vor allem im zweiten und dritten Trimester stärker durchblutet wird. Logisch, es müssen ja auch zwei Lebewesen ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Als Folge des gesteigerten Blutkreislaufs registriert der Körper jedoch eine größere Wärme – und die muss eben heruntergekühlt werden.28

So beugst du diesem Auslöser vor

Hormonelle Umstellungen in der Pubertät, während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren bedeuten nicht, dass du krank bist, sondern sind meistens normal und natürlich. Ja, die Schweißausbrüche können nerven, aber sie lassen sich mit vielen Hilfs- und Hausmitteln lindern, z.B. mit Wechselduschen oder, indem du kaltes Wasser über deine Handgelenke laufen lässt (in diesem Abschnitt findest du weitere Tipps). Achte in hormonellen Umbruchphasen auch auf eine ausgewogene Ernäh­rung. Bewege dich jeden Tag und treibe regelmäßig Sport. Ein Entspannungsverfahren, z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation (PMR) oder Achtsamkeitsmeditation, können dir helfen, Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen.29 Lass deinen Hormonstatus bestimmen (i.d.R. Kassenleistung), um dir Klarheit zu verschaffen und z.B. eine Schilddrüsenerkrankung auszuschließen. Willst du in den Wechseljahren lieber keine synthetischen Hormone einnehmen, kannst du in Absprache mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt testen, ob dir eventuell ein pflanzliches Arzneimittel hilft. Allerdings fehlen bislang eindeutige Belege, dass z.B. Präparate mit Rotklee, Soja, Mönchspfeffer oder Traubensilberkerze wirklich helfen. Darüber hinaus können auch pflanzliche Arzneimittel unerwünschte Nebenwirkungen haben.

Krankheitserreger

Gelingt es Krankheitserregern, in den menschlichen Körper einzudringen, wird das Immunsystem aktiv. Unter anderem werden Botenstoffe freigesetzt, die den Hypothalamus im Gehirn dazu veranlassen, die Körpertemperatur zu erhöhen. Du bekommst Fieber und schwitzt. Abhängig davon, um welche Erreger es sich jeweils handelt und wie stark sie sich vermehren, steigt die Körpertemperatur mal mehr, mal weniger an. Von Fieber sprechen Ärztinnen und Ärzte ab einer Körpertemperatur von 38 °C. Das fühlt sich zwar nicht besonders gut an, hilft dem Immunsystem aber, die Krankheitserreger zu bekämpfen. Fieber muss also i.d.R. nicht mit Medikamenten behandelt werden.30 Steigt es aber auf über 40 °C, handelt es sich um einen Notfall. Dann solltest du unbedingt und sofort über die 112 ärztliche Hilfe rufen. Apropos Medikamente: Musst du aus anderen Gründen ein Arzneimittel einnehmen, kann es sein, dass es nicht nur deine Beschwerden lindert, sondern dafür auf eine Weise in deinen Stoffwechsel eingreifen muss, dass starkes Schwitzen (vorübergehend) als unerwünschte Nebenwirkung auftritt. Das gilt vor allem für Präparate, die das vegetative Nervensystem beeinflussen, z.B. Antidepressiva, Blutdrucksenker, Mittel gegen Asthma oder Augentropfen zur Behandlung des grünen Stars (Glaukom).

So beugst du diesem Auslöser vor

Schwitzt du stärker, weil du Fieber hast, solltest du körperliche Anstrengung vermeiden und dir Ruhe gönnen. Trink viel, am besten Tee oder Wasser, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Du kannst dir auch einen Wadenwickel machen. Er kann die Wärmeabgabe des Körpers verbessern und dadurch das Fieber senken. Hast du dagegen den Eindruck, dass du häufiger und/oder stärker schwitzt, seitdem du ein bestimmtes Medikament einnimmst, frei verkäuflich oder rezeptpflichtig, solltest du unbedingt mit der Ärztin oder dem Arzt darüber sprechen, die/der dir das Präparat verordnet hat oder in der Apotheke nachfragen, wo du es gekauft hast. In vielen Fällen kommt ein anderer Wirkstoff infrage, der deine Beschwerden ebenfalls lindert, aber keine Schweißausbrüche verursacht.

Wo bildet sich der meiste Schweiß?

Die kurze und naheliegende Antwort lautet: Dort, wo dein Körper die meisten (ekkrinen) Schweißdrüsen aufweist, also z.B. in den Achselhöhlen, auf der Brust oder den Handflächen. Starkes Schwitzen in den folgenden Körperbereichen kann dir aber zusätzliche Hinweise darauf liefern, welche Ursachen dahinterstecken:

Starkes Schwitzen auf dem Kopf

Es ruiniert nicht nur zuverlässig die Frisur, sondern die nassen Haare wirken auf andere schnell fettig und ungepflegt. Häufig sorgt der Schweiß auch dafür, dass die Kopfhaut anfängt, unangenehm zu jucken. Der medizinische Fachbegriff dafür: Hyperhidrosis craneales. Der häufigste Grund für starkes Schwitzen am Kopf: gestaute Körperwärme. Wer z.B. sehr dichtes Haar hat, eine zu enge Mütze oder einen zu schmalen Hut trägt, der schwitzt eher am Kopf. Außerdem kann zu häufiges Haarewaschen die Schweißdrüsen auf dem Kopf irritieren und sie anregen (noch) mehr Schweiß freizusetzen. Darüber hinaus schwitzen Frauen in den Wechseljahren und Menschen mit Übergewicht oft vermehrt auf dem Kopf. Alkohol und Nikotin können eine Hyperhidrosis craneales ebenfalls begünstigen.

Das hilft gegen starkes Schwitzen auf dem Kopf

Mit Apfelessig kannst du den pH-Wert deine Kopfhaut regulieren und Bakterien bekämpfen. Vermische dafür einige Teelöffel Apfelessig mit warmem Wasser und massiere es behutsam in deine Kopfhaut ein. Lasse die Lösung etwa 30 Minuten einwirken und wasche sie dann aus. Alternativ oder zusätzlich kannst du ein paar Tropfen Salbeiöl in dein Shampoo mischen. Salbei wirkt schweißhemmend. Zu Mitteln wie Trockenshampoo oder Backpulver solltest du lieber nicht greifen. Sie können zwar gegen den Schweiß helfen, trocknen aber in erster Linie die Kopfhaut aus und führen zu Haarbruch sowie zu Entzündungen (Pickeln).

Starkes Schwitzen auf dem Rücken

„Nur“ etwa 50–80 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter hat dein Körper hier zu bieten. Doch werden sie alarmiert, lassen sich die unangenehmen nassen Flecken kaum noch verbergen. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet: trunkale Hyperhidrose. Frauen sind davon etwas häufiger betroffen als Männer. Vor allem das sogenannte emotionale Schwitzen in stressigen und/oder sehr emotionalen Situationen aktiviert die Schweißdrüsen auf dem Rücken.

Das hilft gegen starkes Schwitzten auf dem Rücken

Kennst du den „Zwiebel-Look“? Wandernde, die nie genau wissen, ob und wann das Wetter umschlägt, schwören darauf. Du ziehst einfach mehrere dünne atmungsaktive Kleidungsstücke übereinander und kannst dann, sollte es dir zu warm werden, nacheinander immer mehr Lagen ausziehen. Bringen dich vor allem Stress und starke Emotionen am Rücken ins Schwitzen, kann dir ein Entspannungsverfahren, z.B. Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation (PMR) helfen, inneren Druck bewusst abzubauen. Hast du nicht nur Schweißausbrüche, sondern auch Schmerzen im Rücken, solltest du auf jeden Fall eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Treten diese beiden Symptome, Schwitzen und Schmerzen, gemeinsam auf, spricht das dafür, dass ein Nerv eingeklemmt wird. Starkes Schwitzen am Rücken, das trotz aller Vorsorgemaßnahmen im Alltag nicht nachlässt, solltest zu ebenfalls ärztlich abklären lassen, da in einigen Fällen z.B. eine unerkannte Zuckerkrankheit (Diabetes), eine Schilddrüsenüberfunktion oder verengte Herzkranzgefäße als Auslöser infrage kommen.

Starkes Schwitzen im Gesicht

Auch Schweißperlen auf der Stirn, nasse Wangen und/oder Rinnsale an den Schläfen oder am Hals sind leider nicht zu übersehen. Hyperhidrosis facialis, nennen das Ärztinnen und Ärzte. Als Ursache kommt hier prinzipiell alles infrage, was starkes Schwitzen im Alltag generell begünstigt: Körperliche Anstrengung, Stress, (zu) scharfes Essen, falsche Kleidung, Hormonschwankungen usw. (ausführliche Infos dazu in diesem Abschnitt). Häufig wird starkes Schwitzen im Gesicht aber auch durch eine zu reichhaltige Creme ausgelöst.

Das hilft gegen starkes Schwitzen im Gesicht

Pflege deine Gesichtshaut nicht mit öl- oder fetthaltigen Cremes. Darunter staut sich die Körperwärme und der Schweiß kann kaum noch verdunsten, sondern bleibt im Gesicht stehen. Mit einem Thermalwasserspray kannst du für Abkühlung sorgen. Achte auch darauf, dein Gesicht regelmäßig, aber nur mit einem milden Waschgel zu reinigen. Zusätzlich kann dir ein Kamillenwickel helfen: Tauche dafür einen Waschlappen in abgekühlten Kamillentee, wringe ihn aus und lege ihn ein paar Minuten auf dein Gesicht.

Starkes Schwitzen auf der Brust

Diese Form der Hyperhidrose erleben viele vor allem nachts. Durchgeschwitzte Nachthemden oder Schlafanzüge und feuchte Bettwäsche sind nicht nur unangenehm, sie können auf Dauer auch zu Schlafmangel und Tagesmüdigkeit führen. Häufig lässt sich starkes Schwitzen in der Nacht aber auf etwas zurückführen, dass die oder der Betroffene vor dem Zubettgehen getan oder nicht getan hat. So kann z.B. ein (zu) stark gewürztes oder ein (zu) gehaltvolles Abendessen die Schweißproduktion aktivieren. Auch bestimmte Medikamente können dahinterstecken, wenn sie abends eingenommen werden (müssen). Im Schlafzimmer sollte es außerdem nach Möglichkeit nicht wärmer als 18 °C sein, Kissen, Decken und Bezüge sollten zur Jahreszeit passen (lass dich dazu am besten in einem Fachgeschäft beraten). Zyklusbedingt und/oder in den Wechseljahren können Frauen auch tagsüber stark auf der Brust schwitzen. Bei Frauen mit einem großen Busen kann sich außerdem die Körperwärme stauen. Der Schweiß kann sich in den Hautfalten sammeln und nur schlecht verdunsten. Reiben feuchte Stellen aneinander, kann es zu Hautreizungen kommen.

Das hilft gegen starkes Schwitzen auf der Brust

Achte auf deine Schlafhygiene. Atmungsaktive, leichte Nachtwäsche staut die Körperwärme nicht, sondern leitet sie schnell nach außen. Damit sie sich dann nicht unter deiner Bettdecke staut, solltest du checken, ob ihr Wärmegrad oder ihre Wärmeklasse zu deinen Bedürfnissen passt. Insgesamt gibt es hier fünf Stufen: Je höher der Wärmegrad, desto isolierender wirkt die Bettdecke (weitere Infos findest du in dem kostenlosen Programm „Schlaf gut“ in der Curalie App). Denkst du eher, dass dein großer Busen die Körper-wärme staut und es deswegen zu Schweißausbrüchen kommt, solltest du prüfen, ob deine BHs deinen Busen ausreichend stützen und atmungsaktiv sind. Gut geeignet sind z.B. BHs aus Baumwolle oder BH-Einlagen, die den Schweiß aufsaugen. Lässt das starke Schwitzen auf der Brust trotzdem nicht nach, solltest du mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber sprechen. Das gilt insbesondere dann, wenn du zusätzlich Fieber und/oder Gelenkschmerzen bekommst oder Gewicht verlierst, obwohl du dein Ernäh­rungsverhalten nicht nennenswert verändert hast. Dann kann nächtliches Schwitzen auf der Brust eventuell ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung sein. Das solltest du unbedingt abklären lassen.

Ist dein Schwitzen noch normal?

Anders als z.B. beim Blutzucker existiert beim Schwitzen leider kein Grenzwert und keine Mengenangabe, ab dem oder ab der es per definitionem „zu viel“ wird. Lassen deine Schweißausbrüche jedoch nicht nach, obwohl du bereits viele Verhaltensweisen geändert hast (worauf es dabei besonders ankommt, erfährst du in diesem Abschnitt) und obwohl du dich gerade nicht in einer hormonellen Umbruchphase befindest, kann das schon ein erstes Indiz dafür sein, dass du an einer sogenannten Hyperhidrose (altgriech. hyper = über, zu viel / hidros = Schweiß) leidest. Sprich darüber auf jeden Fall mit einer Ärztin oder einem Arzt.

Ebenfalls nicht „normal“ ist starkes Schwitzen, wenn es regelmäßig und immer wieder in Situationen auftritt, die für dich weder körperlich noch emotional anstrengend sind.

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt: Das starke Schwitzen belastet dich. Du schämst dich z.B. deswegen, fühlst dich unwohl und vermeidest bestimmte Situationen und Orte. Vielleicht triffst du dich nicht mehr mit Freundinnen und Freunden oder du lässt dich nicht (mehr) auf eine Liebesbeziehung ein, weil du niemandem „zu nah“ kommen willst.
Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von Leidensdruck. Trifft das auf dich und dein starkes Schwitzen ebenfalls zu, solltest du dir so bald wie möglich Hilfe suchen. Der folgende Fragebogen unterstützt dich bei deiner Entscheidung.

Checkliste

Treffen diese Aussagen auf dich zu?

  • Das starke Schwitzen hat bei mir bereits in der Pubertät begonnen und zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.
  • Egal, ob es warm oder kalt ist, ich schwitze (fast) bei jeder Gelegenheit, ohne dass ich mich körperlich anstrenge.
  • Die meisten Schweißausbrüche treffen mich vollkommen unerwartet.
  • Ich bin mindestens einmal in der Woche so nass geschwitzt, dass ich meine Kleidung wechseln muss (nicht beim Sport).
  • Ich schwitze immer an den gleichen Körperstellen.
  • Ich schwitze (fast) immer gleich stark.
  • Ich habe/hatte nahe Verwandte, die wie ich unter starkem Schwitzen leiden/litten.
  • Ich empfinde das starke Schwitzen als Belastung und es schränkt mein Leben stark ein.

Auswertung: Sollten mehrere Aussagen zutreffen, können das Anzeichen einer Hyperhidrose sein, die du unbedingt ärztlich abklären lassen solltest.

Wie häufig ist Hyperhidrose? 

Fachleute gehen davon aus, dass von 100 Menschen bis zu drei eine Hyperhidrose entwickeln.31 Da das Thema aber oft so schambehaftet ist, könnte die Dunkelziffer deutlich höher liegen.32

Am häufigsten kommt eine Hyperhidrose zwischen dem 18. und dem 65. Lebensjahr vor.

Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Bei vielen beginnt das starke Schwitzen bereits in der Kindheit oder am Anfang der Pubertät. Von 100 Menschen mit einer Hyperhidrose schwitzen etwa 50 extrem stark auf den Handflächen und/oder den Fußsohlen.

In bis zu 65 Prozent aller Fälle zeigt sich eine familiäre Häufung. Das spricht dafür, dass die lebenslange Anfälligkeit dafür, eine Hyperhidrose zu entwickeln, vererbt wird. Einige Studien zeigen, dass dafür ein Gen auf dem Chromosom 14 verantwortlich ist.33 34

Menschen mit einer Hyperhidrose haben aber nicht etwa mehr oder größere Schweißdrüsen. Ihr Körper ist gewissermaßen, erblich bedingt, falsch „programmiert“. Dies scheint zu einer dauerhaften Störung im Hormonhaushalt und zu einer Überfunktion des vegetativen Nervensystems zu führen. Allerdings sind die Ursachen wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt.

Schweregrad der Hyperhidrose testen

Bei einigen Betroffenen zeigt sich nach einer gründlichen Diagnostik (mehr dazu erfährst du in diesem Abschnitt), dass doch eine andere Erkrankung hinter den starken Schweißausbrüchen steckt. Dann sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer „sekundären Hyperhidrose“. Liegt keine andere Krankheit vor und können auch andere umwelt- sowie verhaltensbedingte Ursachen ausgeschlossen werden, lautet die Diagnose: „primäre Hyperhidrose“. Darüber hinaus tritt eine primäre Hyperhidrose im Allgemeinen nicht nachts auf. Ärztinnen und Ärzte unterscheiden drei Schweregrade:

  • Grad 1: die leichte Form
    Die Haut wird vor allem an den Händen, den Füßen und unter den Achseln feucht. Die Schweißflecken unter den Achseln erreichen einen Durchmesser von 5–10 cm.
  • Grad 2: die mäßig starke Form
    Dort, wo die Haut feucht wird, bilden sich sichtbare Schweißperlen. Die Schwitzflecken unter den Achseln erreichen einen Durchmesser von 10–20 cm. Die Hände und die Füße schwitzen „nur“ an den Sohlen und den Innenflächen.
  • Grad 3: die starke Form
    Der Schweiß tropft von der nassen Haut. Die Schwitzflecken unter den Achseln erreichen einen Durchmesser von über 20 cm. Die Betroffenen schwitzen auch auf den Hand- und Fußrücken sowie an den seitlichen Rändern von Hand und Fuß.

Zusätzlich lässt sich eine Hyperhidrose noch genauer darüber definieren, wo der Körper stark Schweiß absondert (med. Lokalisation). Tritt das Schwitzen immer an bestimmten Körperstellen auf, z.B. unter den Achseln, auf der Stirn oder auf dem Rücken, sprechen Fachleute von einer „fokalen Hyperhidrose“. Schwitzt die/der Betroffene jedoch am ganzen Körper übermäßig, handelt es sich um eine „generalisierte Hyperhidrose“.

Deine Ärztin oder dein Arzt kann außerdem zwei unterschiedliche Tests durchführen, um den Schweregrad einer Hyperhidrose (siehe oben) zu bestimmen:

  • Der Jodstärketest stellt fest, ob ein Mensch vermehrt Schweiß absondert. Deine Ärztin oder dein Arzt bestreicht eine trockene Hautstelle mit einer speziellen Jodlösung und siebt Stärke darüber. Nun reagieren Jod, Stärke und Schweiß chemisch miteinander und färben die schwitzende Hautstelle schwarzbläulich.
  • Der Gravimetrie-Test erfasst, wie viel Schweiß ein(e) Patient(in) absondert. Dabei saugt ein Filterpapier innerhalb einer genau festgelegten Zeit z.B. die Feuchtigkeit auf, die sich unter einer Achsel bildet. Dafür verwendet deine Ärztin oder dein Arzt eine Stoppuhr. Ist die Zeit um, wird das Filterpapier gewogen. Bildet die/der Untersuchte innerhalb von fünf Minuten pro Achsel mehr als 100 Milligramm Schweiß, spricht das ziemlich eindeutig für deine Hyperhidrose.

So kann starkes Schwitzen behandelt werden

Auch Menschen mit einer primären oder sekundären Hyperhidrose sollten bei sich genau beobachten, in welchen Situationen sie vermehrt schwitzen und welche Verhaltensweisen und Umweltfaktoren ihre Schweißproduktion zusätzlich ankurbeln.

Dabei kann dir z.B. eine Art Tagebuch helfen, indem du für dich und deinen nächsten Arztbesuch folgende Punkte festhältst:

  • Wann und wie stark hast du geschwitzt?
  • Was hast du vor dem Schweißausbruch gegessen und getrunken?
  • Wie hast du dich vor und nach dem Schweißausbruch gefühlt? (z.B. Stress, Angst, Wut)
  • Hast du dich vor dem Schweißausbruch körperlich angestrengt?
  • Hast du vor dem Schweißausbruch Medikamente genommen? Welche? Wie viel?
  • Welche Kleidung hast du getragen?
  • Konntest du etwas tun, was das Schwitzen gelindert hat?

Solche Aufzeichnungen können dir und deiner Ärztin oder deinem Arzt dabei helfen, die bestmögliche Behandlung für dich zu finden. Folgende Therapien kommen bei einer Hyperhidrose infrage:

Antitranspirante

Damit sind spezielle Deo-Roller oder Feuchttücher gemeint, die Aluminiumsalze enthalten. Diese verengen die Schweißdrüsen und senken so die Schweißmenge deutlich. Der Vorteil: Aluminiumchlorid hat eine aufbauende Wirkung. Deshalb kannst du die Anwendungshäufigkeit mit der Zeit reduzieren. Du kannst die Wirkung noch verbessern, indem du die Körperstelle, die du mit dem Antitranspirant behandeln willst, vorher mit einem Rasierer oder Epilierer enthaarst. Danach solltest du aber 1–2 Tage warten, bis du das Antitranspirant wieder verwendest. Unmittelbar davor solltest du dir z.B. die Achselhöhlen noch mit einem Waschlappen und warmem Wasser reinigen. Das öffnet die Poren und verbessert die Wirkung des Antitranspirants ebenfalls. Trockne die Haut aber vor dem Auftragen gut ab. Trage das Antitranspirant auf jeden Fall abends auf. Am nächsten Morgen kannst du dich dann wie gewohnt waschen oder duschen und ein herkömmliches Deo mit Duft verwenden. Bestimmt hast du in diesem Zusammenhang die Diskussion darüber mitbekommen, ob und wie viele Aluminiumsalze durch die Haut aufgenommen werden und ob das eventuell gefährlich für deinen Körper sein könnte. Das Bundesamt für Risikobewertung in Berlin hat dazu kürzlich eine Studie vorgelegt. Ihr Ergebnis: Antitranspirante, die Aluminiumsalze (Aluminiumchlorid) enthalten, sind unbedenklich.35

Iontophorese

Bei diesem Verfahren werden die stark schwitzenden Körperzonen, z.B. die Hände, die Füße oder die Achselhöhlen, mit einer sehr geringen Stromspannung behandelt. Der Strom fließt entweder durch ein Becken mit Salzwasser, das mit Elektroden verbunden wird oder direkt durch feuchte Elektroden. Der Informationsfluss zwischen Nerv und Schweißdrüse wird durch die Stromimpulse unterbrochen, gewissermaßen beruhigt. Infolgedessen wird die Schweißdrüse auch im Alltag weniger und seltener aktiv und das Schwitzen wird reduziert. Zu Beginn der Behandlung sind dafür 2–3 Anwendungen pro Woche notwendig. Später kann die Anwendungshäufigkeit dann gesenkt werden. Die Stromspannung liegt bei einer Iontophorese so niedrig, dass sie für deinen Körper vollkommen unschädlich ist und auch keine Schmerzen verursacht.

Botox (Botulinumtoxin)

Das Nervengift, welches z.B. in Kosmetikstudios gegen Fältchen eingesetzt wird, weil es die Muskulatur lähmt, sorgt auch bei deinen Schweißdrüsen dafür, dass sie ihre Aktivität vorübergehend einstellen. Wohlgemerkt: vorübergehend. Botox wird mit der Zeit vom Körper abgebaut und seine Wirkung lässt nach. Spätestens nach sieben Monaten muss das durchaus schmerzhafte Unterspritzen wiederholt werden.

Radiofrequenztherapie

Dies ist ein noch recht neues Verfahren, dass in Deutschland erst seit 2013 angeboten wird. Umfangreiche Langzeitdaten zum Behandlungserfolg und möglichen Nebenwirkungen liegen daher noch nicht vor. Ziel der Radiofrequenztherapie ist es, die Schweißdrüsen in der Haut durch Hitze zu deaktivieren. Unter örtlicher Betäubung werden Mikronadeln kurzzeitig in die Haut gedrückt, die unter der Haut Stromimpulse abgeben. Dadurch werden die Schweißstellen quasi ruhiggestellt. In den meisten Fällen sind 2–3 Behandlungen im Abstand von 4–6 Wochen notwendig. In einigen ersten Studien reduzierte sich das Schwitzen dadurch um bis zu 70 %.

Medikamente

Es stehen verschiedene verschreibungspflichtige Präparate (Antihidrotika) zur Verfügung, die „anticholinerg“ wirken, das bedeutet: Sie hemmen die Wirkung des körpereigenen Botenstoffes Acetylcholin, der die Schweißdrüsen aktiviert. Da solche Wirkstoffe aber nicht nur die Schweißdrüsenfunktion hemmen, sondern insgesamt ins vegetative Nervensystem eingreifen, berichten viele Patientinnen und Patienten von Nebenwirkungen, z.B. von Sehstörungen, Mund-, Augen und Hauttrockenheit, Verstopfung und/oder von verminderter Wachheit („müde“, „wie betrunken“). Für Kinder und Jugendliche sind Anticholinergika nicht zugelassen. Und wer z.B. bereits ein Medikament gegen „Grünen Star“ (Glaukom) oder eine Magen-Darm-Erkrankung einnehmen muss, darf Antihidrotika ebenfalls nicht verwenden. Ob es sich also lohnt, für den Nutzen (weniger schwitzen) die genannten Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, solltest du ausführlich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen.

Operatives Entfernen der Schweißdrüsen

Dies ist bislang nur in den Achselhöhlen möglich. Die Operateurin oder der Operateur macht dafür mehrere kleine Schnitte, durch die dann eine Kanüle eingeführt wird, durch die dann die Schweißdrüse abgesaugt wird. Alternativ können die Schweißdrüsen auch abgeschabt werden. Darüber hinaus können bestimmten Nervenknoten (Ganglien) des sympathischen Nervensystems entfernt werden, die sogenannte endoskopische transthorakale Sympathektomie (ETS). Diese Optionen gelten bei einer Hyperhidrose aber als „letzte Möglichkeit“. Neben den Risiken, die jede Operation mit sich bringt, kann es vor allem nach der ETS zum sogenannten kompensatorischen Schwitzen kommen. Das bedeutet: Der Körper gleicht den Ausfall in der Schweißproduktion an anderer Stelle aus. Wurdest du z.B. unter den Achseln operiert, kann es also passieren, dass du danach vermehrt am Kopf oder am Oberkörper schwitzt. Lass dich auf jeden Fall vor der OP ausführlich beraten und wäge in Ruhe ab.

Unabhängig davon, für welche Behandlung du dich entscheidest, du wirst auf jeden Fall etwas Geduld brauchen. Keine der genannten Therapien kann starkes Schwitzen von heute auf morgen stoppen. Auch Rückschritte sind möglich. Wichtig ist, dass du am Ball bleibst. Lass keine Behandlungstermine ausfallen und setze Medikamente niemals eigenmächtig ab! Eine Kombination aus verschiedenen Therapien wirkt bei einer ausgeprägten Hyperhidrose häufig am besten.36

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Du möchtest mit einer Ärztin oder einem Arzt zu deinen Symptomen oder Fragen rund um starkes Schwitzen sprechen? Kein Problem! Nutze einfach digital doctor im Webbrowser oder die Curalie App, um schnell und einfach eine Video­sprechstunde zu vereinbaren und bequem von unterwegs oder zu Hause eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren.

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Wann ist starkes Schwitzen ein Fall für den Arzt? 

Starkes Schwitzen, dies nochmal vorweg, lässt sich in den allermeisten Fällen auf Ursachen zurückführen, die eher harmlos sind und die du eigenverantwortlich und/oder mit der Hilfe einer Ärztin oder eines Arztes schnell und gut in den Griff bekommen kannst. Dafür genügen oft schon ein paar neue Abläufe im Alltag und wenige Verhaltensänderungen (worauf es dabei ankommt, erfährst du in diesem Abschnitt).

Nichtsdestotrotz kann starkes Schwitzen aber auch von einer Erkrankung ausgelöst werden, von der du möglicherweise noch gar nichts weißt. In solchen Fällen sprechen Fachleute von einer „sekundären Hyperhidrose“. Aktuelles Beispiel: Du infizierst dich mit einer Variante des Corona-Virus. Sofort beginnt dein Immunsystem den Eindringling zu bekämpfen. Dadurch steigt deine Körpertemperatur, weil viele Abwehrreaktionen dann noch besser funktionieren. Viele bekommen auch Fieber, das heißt, die Körpertemperatur steigt über 38 °C. Die Folge: Du schwitzt stärker als sonst. Hat dein Körper die Infektion dann überstanden und alle Krankheitserreger besiegt, sinkt deine Körpertemperatur und deine Schweißproduktion normalisiert sich wieder.

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Aber was ist los, wenn dies nicht geschieht? Wenn du immer wieder stark schwitzt, dich aber nicht krank fühlst und auch sonst alle anderen Ursachen, z.B. körperliche Anstrengung, Klimawechsel, hormonelle Umstellung (Schwangerschaft, Wechseljahre) Stress, schweißtreibende Ernäh­rung oder falsche Kleidung, ausschließen kannst? Dann solltest du nicht versuchen, deine Schweißausbrüche und deine Beunruhigung noch länger auszuhalten oder auszusitzen, sondern dich einmal ärztlich untersuchen lassen. Wenden kannst du dich in diesem Fall an:

  • deine Hausärztin oder deinen Hausarzt
  • eine Hautärztin (Dermatologin) oder einen Hautarzt (Dermatologe)

Checkliste

Die folgende Checkliste kann dir dabei helfen, zu entscheiden, ob du zu einer Ärztin oder einem Arzt gehen solltest. Beantworte die Fragen jeweils nur mit Ja oder Nein.

  • Ich habe es schon mit den üblichen Hygienemaßnahmen versucht, aber das starke Schwitzen hört nicht auf.
  • Die ständigen Schweißausbrüche belasten mein privates und berufliches Leben.
  • Ich schwitze häufig nachts sehr stark und habe Gewicht verloren.
  • Dass ich ständig so stark schwitze, beunruhigt und bedrückt mich schon sehr.
  • Ich schwitze stark, obwohl ich mich gesund fühle und auch keine erhöhte Temperatur (Fieber) habe.
  • Ich schwitze nicht nur stark, sondern ich habe auch andere Beschwerden, z.B. Kopf-, Glieder-, Muskel- oder Rückenschmerzen, starken Durst, Magen-Darm-Probleme oder Nervosität.
  • Ich fange in ganz bestimmten Situationen, z.B. in überfüllten Räumen (Fahrstuhl, U-Bahn) an, stark zu schwitzen. Dann rast mein Herz, mir wird schwindelig und/oder ich zittere.

Auswertung: Wenn du mindestens eine Frage klar mit Ja beantworten konntest, solltest du so bald wie möglich einen Arzttermin vereinbaren.

Erkrankungen als Ursache für starkes Schwitzen

Starkes Schwitzen gehört eher zu den unspezifischen Symptomen. Das heißt, es kann zwar auf das Vorliegen einer Erkrankung hinweisen, lässt aber zunächst keine Rückschlüsse über ihren Charakter, ihre Ursache und/oder ihre Lokalisation zu. Daher kann eine Reihe von Untersuchungen sowie Tests und unter Umständen der Besuch bei verschiedenen (Fach-)Ärzten nötig sein, bis die richtige Diagnose gefunden ist, denn:

Es kommen ziemlich viele Krankheiten infrage, z.B.:

  • Akute Infektionskrankheiten, z.B. eine echte Grippe (Influenza)
  • Chronische Infektionskrankheiten, z.B. eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis)
  • Autoimmunkrankheiten, z.B. eine rheumatoide Arthritis
  • Tumor- und Krebserkrankungen, z.B. Leukämie oder Lymphome
  • Neurologische Erkrankungen, z.B. Morbus Parkinson oder Epilepsie
  • Hormonelle Störungen, z.B. eine Hyperthyreose
  • Stoffwechselstörungen, z.B. ein Typ⁠-⁠2⁠-⁠Diabetes
  • Psychische Störungen, z.B. eine Angst- oder Panikstörung
  • Schlafstörungen, z.B. nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)
  • Substanzbezogene Störungen, z.B. Alkohol- oder Drogensucht

Beunruhigt dich diese Liste? Nachvollziehbar. Zumal sie bei weitem nicht alle Erkrankungen aufzählt, die zu starkem Schwitzen führen können. Schwere Erkrankungen sind es jedoch selten. Die zweite gute Nachricht: Die meisten von ihnen können heute sehr gut mit Medikamenten und anderen Therapiemaßnahmen behandelt werden. Schlägt die Behandlung erst mal an, lässt auch das starke Schwitzen bald nach.

Sicher hast du auch den bedrohlichsten Punkt auf der Liste entdeckt: Krebserkrankungen. Tatsächlich können auch bestimmte bösartige Tumore zunächst Fieber und dann vor allem nachts starkes Schwitzen verursachen. Stellen Ärztinnen und Ärzte dann noch einen ungewollten Gewichtsverlust (med. Kachexie) fest, sprechen sie von sogenannten B-Symptomen. Dieses Beschwerdebild zeigt sich vor allem bei Lymphomen. Unter diesem Begriff werden bösartige Erkrankungen zusammengefasst, bei denen es zu einer raschen und unkontrollierten Vermehrung von Zellen des lymphatischen Systems kommt. Aber: Lymphome sind selten. Etwa 2–4 von 100.000 Deutschen erkranken z.B. jährlich an einem Hodgkin-Lymphom.37 Mit anderen Worten: Falls du vor allem nachts stark schwitzen solltest, ist es sehr, sehr unwahrscheinlich, dass du ein Lymphom hast.

Wie läuft die Untersuchung beim Arzt ab?

Da die Krankheiten, die starkes Schwitzen auslösen können, so unterschiedlich sind, muss deine Ärztin oder dein Arzt bei der Diagnosestellung ein Puzzleteil nach dem anderen finden und sie zusammenfügen. Folgende Schritte wird sie oder er mit dir zusammen gehen:

  • Ausführliche Anamnese: Du berichtest so genau wie möglich seit wann und in welchen Situationen du stark schwitzt. Die Ärztin oder der Arzt wird dich fragen, wie stark dich deine Schweißausbrüche belasten und einschränken und ob du weitere Beschwerden hast. Du schilderst, wie du dich ernährst, wie oft du dich bewegst, wie viel Sport du treibst und wie stressig du deinen Alltag empfindest. Auch dein Alter und deine allgemeine Lebenssituation werden in dem Gespräch zur Sprache kommen.
  • Körperliche Untersuchung: Die Ärztin oder der Arzt wird dich abhören (Herz und Lunge), deine Lymphknoten abtasten und dich fragen, ob du in jüngster Zeit ungewöhnlich viel Gewicht verloren hast. So macht sie oder er sich ein Bild von deinem Allgemeinzustand.
  • Vitalparameter: Jetzt geht es um die „inneren Werte“, also z.B. Blutdruck, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Körpertemperatur und Blutzucker.
  • Großes Blutbild, um festzustellen, ob bei dir alle Blutbestandteile gesund und ausreichend vorhanden sind.
  • Hormonstatus, um z.B. herauszufinden, ob du bereits in den Wechseljahren bist oder sich bei dir eine Schilddrüsenüberfunktion entwickelt hat.
  • Untersuchung per Ultraschall (Sonografie)
  • Röntgenbild vom Brustkorb (Thorax)
  • Schlaflabor, um nächtliche Atemaussetzer (Apnoen) auszuschließen

Beim starken Schwitzen kommt es also bei der Suche nach der richtigen Diagnose auf Genauigkeit und Gründlichkeit an. Gleichwohl kann ein Schweißausbruch auch mal ein Notfall sein. Vor allem wenn sich folgende Begleitbeschwerden zeigen, solltest du unverzüglich den Rettungsdienst (112) rufen:

  • Plötzlicher, unvermittelter Schweißausbruch
  • Kalter Schweiß am ganzen Körper
  • Zittern, Angstgefühle, Panik
  • Kopf- oder ausstrahlende Brustschmerzen
  • Atemnot
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Schwächegefühl

Solche Alarmzeichen sprechen eindeutig für einen medizinischen Notfall. Rufe auf jeden Fall einen Notarzt, wenn sie sich bei dir oder einer anderen Person entwickeln.

Hausmittel: Was du selbst noch gegen starkes Schwitzen tun kannst

Viele vorbeugende Tipps findest du auch in diesem Abschnitt. Du kannst aber noch mehr unternehmen, um deine Schwitzattacken in den Griff zu bekommen.

  • Sauna: Klingt paradox, aber regelmäßiges Saunieren hilft deinem Körper „richtig“ zu schwitzen. Die Aufgüsse und Temperaturwechsel trainieren deine Schweißdrüsen und führen zu einer Harmonisierung im vegetativen Nervensystem. Darüber hinaus kannst du in der Sauna deinen Kreislauf und dein Immunsystem trainieren.
  • Apfelessig: Er reguliert den pH-Wert deiner Haut und bekämpft geruchsbildende Bakterien. Vermisch ein paar Teelöffel Apfelessig mit warmem Wasser. Schwitzt du z.B. auf dem Kopf sehr stark, kannst du dir diese Lösung in die Kopfhaut einmassieren, 30 Minuten einwirken lassen und dann auswaschen. Wer etwas gegen das Schwitzen am Rücken tun will, sollte den Apfelessig mehrmals täglich oder vor dem Schlafengehen dort auftragen. Hierfür kannst du z.B. eine Rückenbürste und einen Waschlappen verwenden, oder du bittest deine Partnerin oder deinen Partner, dir dabei zu helfen.
  • Salbei: Seine schweißhemmende Wirkung ist schon sehr lange bekannt. Bring drei Esslöffel Salbeiblätter (z.B. aus der Apotheke) in einen Liter Wasser zum Kochen und lass die Mischung drei Minuten köcheln. Ein Viertel des abgekühlten Tees sofort, den Rest über den Tag verteilt trinken. Machst du das regelmäßig, kann deine Schweißproduktion etwa nach einer Woche spürbar nachlassen. Du schwitzt vor allem am Kopf? Dann gib ein paar Tropfen Salbeiöl in dein Shampoo.
  • Weizengras: Bekommst du in Apotheken oder Reformhäusern als Pulver. Löse davon einen Teelöffel in circa 200 Milliliter Wasser oder Saft und trinke zwei- bis dreimal täglich. Weizengras gibt es auch in Kapselform.
  • Haarentfernung: Je regelmäßiger du stark schwitzende Körperstellen, z.B. die Achselhöhlen, mit einem Rasierer oder Epilierer glättest, desto weniger können es sich geruchsbildende Bakterien gemütlich machen und umso besser kann der Schweiß ruck, zuck verdunsten.

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Autor
Dipl.-Psych. Stephan Hillig

Stephan Hillig ist Diplom-Psychologe und Content-Manager bei Curalie. Er studierte Psychologie, Psychiatrie und Neurologie und arbeitete danach über zehn Jahre als Medizin-Journalist, Redakteur und Ressortleiter in verschiedenen Verlagen und für unterschiedliche Zeitschriften. Am liebsten schreibt er über Gesundheitsthemen, die zeigen, wie eng und kraftvoll Körper und Psyche miteinander verzahnt sind, sowie Texte, die Menschen dabei unterstützen, gesund zu bleiben oder schnell wieder zu werden.

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Quellen:

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Stand: 05.2023