
Auslöser und Ursachen von Migräne
Noch bis in die 1960er Jahre galt die Migräne als typisches ‚Frauenleiden‘. Diese Zeiten sind endgültig vorbei. Heute ist klar: Die Migräne ist eine neurologische Störung, die behandelt werden sollte und gut behandelt werden kann. Gerade in der jüngsten Vergangenheit hat die Forschung hier große Fortschritte gemacht. Fest steht, dass bei Menschen mit Migräne einige Hirnareale schneller und stärker erregbar sind als bei Menschen ohne Migräne. Das hat auch genetische Ursachen. Vor allem Hirnstamm, Hypothalamus, Thalamus, Großhirnrinde und Trigeminusnerv spielen bei Migräne-Attacken eine entscheidende Rolle. Zwei Botenstoffe im Gehirn tragen ebenfalls dazu bei, dass sich (sehr) starke, pochende, pulsierende und oft einseitige Kopfschmerzen entwickeln. Das kommt dir bekannt vor? Dann wende dich so bald wie möglich an eine Ärztin oder einen Arzt oder buche bequem von Zuhause oder unterwegs über die Curalie App eine Videosprechstunde.
Oft ein Puzzlespiel: Was löst Migräne aus?
Wenn du z.B. am Abend vorher (zu) viel Alkohol getrunken, zu wenig geschlafen oder stundenlang angespannt am Laptop gesessen hast, weil deine Chefin oder dein Chef so schnell wie möglich das ausgearbeitete Konzept haben wollte, kannst du die Frage, was deine Kopfschmerzen verursacht hat, relativ schnell beantworten. Menschen mit Migräne, vor allem solche, die noch nicht so viel über ihre Erkrankung wissen, haben dagegen eher den Eindruck, aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung Kopfschmerzen zu bekommen. Und tatsächlich lässt sich bei vielen Migräne-Attacken nicht genau sagen, wodurch sie ausgelöst wurden. Umso mehr fühlen sich viele Betroffene zuweilen regelrecht ausgeliefert.
Eine gute Möglichkeit herauszufinden, wann und wodurch eine Migräne-Attacke wahrscheinlicher wird, bietet ein Migräne-Tagebuch. Es kann auch deiner Ärztin oder deinem Arzt wertvolle Hinweise liefern und ihr oder ihm dabei helfen, die Behandlung an deine Bedürfnisse anzupassen. Am aussagekräftigsten wird dein Migräne-Tagebuch, wenn du es 4–6 Wochen lang so genau wie möglich führst. Dabei solltest du vor allem folgende Punkte beobachten und idealerweise jeden Tag notieren:
- Halte genau fest, wann (Tag, Uhrzeit) und wie lange du Kopfweh hattest.
- Beschreibe deine Schmerzen: Wie stark waren sie z.B. auf einer Skala von null (keine Schmerzen) bis zehn (extreme Schmerzen)? Wie fühlten sie sich an (z.B.: stechend, dumpf, dröhnend, bohrend, stechend, pulsierend)?
- Wo am/im Kopf fingen die Schmerzen an? Waren sie eher einseitig oder war der ganze Schädel betroffen? Breiteten sie sich aus, wanderten sie oder blieben sie an einer Stelle?
- Hattest du weitere Beschwerden (z.B. Übelkeit, Schwindel, Durchfall, tränende oder gerötete Augen, Sehstörungen, verstopfte Nase, Taubheitsgefühl im Ohr)?
- Wodurch wurden deine Schmerzen besser (z.B. Bewegung, frische Luft) und wodurch wurden sie schlechter (z.B. Lärm, grelles Licht)?
- Welche und wie viele Medikamente (Wirkstoffe, Anzahl der Tabletten) hast du eingenommen, nicht nur gegen deine Kopfschmerzen?
- Schreib auch auf, wie es dir insgesamt körperlich und seelisch ging. Wie hast du z.B. geschlafen? Hattest du deine Regel (für Frauen)? Wie gestresst hast du dich gefühlt? Hast du dich über etwas sehr gefreut oder geärgert?
- Wann, was und wie viel hast du gegessen und getrunken?
- Für Frauen: Hattest du deine Regel oder Wechseljahrsbeschwerden?
Zugegeben, das kostet Zeit und erfordert ein wenig Disziplin. Aber je genauer du auf diese Weise Buch führst, desto schneller kann deine Ärztin oder dein Arzt wirksame Ansatzpunkte für die Behandlung deiner Migräne aufspüren.
Hier kannst du dir eine Vorlage für dein Migräne-Tagebuch herunterladen.
Möchtest du per Video mit einer Ärztin oder einem Arzt zu Migräne sprechen?
Du möchtest mit einer Ärztin oder einem Arzt zu deinen Symptomen oder Fragen rund um Migräne sprechen? Kein Problem! Nutze einfach digital doctor im Webbrowser oder die Curalie App, um schnell und einfach eine Videosprechstunde zu vereinbaren und bequem von unterwegs oder zu Hause eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren.
Nutze die Online-Arzt App von Curalie oder digital doctor im Webbrowser
Wähle deinen Wunschtermin
Sprich mit einer Ärztin oder einem Arzt
Die häufigsten Auslöser für Migräne-Attacken
Auch Forschende haben mittlerweile eine Vielzahl von Migräne-Tagebüchern ausgewertet. Dabei tauchten bestimmte Faktoren, die Migräne-Attacken begünstigen und aufrechterhalten, besonders häufig auf. Natürlich gibt es hier große individuelle Unterschiede. Trotzdem wird es dir helfen, die häufigsten Migräne-Auslöser zu kennen, weil du so leichter überprüfen kannst, ob sie vielleicht auch bei dir eine Rolle spielen. Deshalb stellen wir sie dir hier ausführlich vor:
Stress
Beschleicht dich das unangenehme Gefühl einer Aufgabe oder einer Situation nicht gewachsen oder ihr ausgeliefert zu sein, reagiert dein Körper noch immer auf eine Art und Weise, die bereits deine steinzeitlichen Vorfahren aufs Kämpfen oder Flüchten vorbereiten sollte: Er schüttet Stresshormone aus. Geschieht das nur ab und an und verschwinden die Stresshormone danach wieder, strengen dich solche Momente zwar an, aber danach entspannst du dich wieder. Doch viele Menschen kommen heute kaum noch in diese Erholungsphase. Sie sind ständig angespannt, überfordert und stehen enorm unter Druck. Entsprechend lässt ihre Stresshormonproduktion kaum noch nach. Das kann diverse Stoffwechselvorgänge beeinträchtigen, das Immunsystem schwächen und Entzündungsprozesse fördern. Zusätzlich führt Stress zu Muskelverspannungen (siehe unten). All das kann die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöhen, dass sich ein Migräne-Anfall aufbaut.
So beugst du Migräne aufgrund von Stress vor
Lerne ein Entspannungsverfahren, z.B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder Achtsamkeitsmeditation. Nimm dir dafür am besten jeden Tag 10–15 Minuten Zeit. Bau mehr Pausen in deinen Alltag ein. Streich so viel wie möglich von deiner To-do-Liste und/oder gib Aufgaben an deine Mitmenschen ab.
Auch die folgenden Programme aus der Curalie App können dich dabei unterstützen, Stress abzubauen:
Hormonschwankungen
Sie sind vermutlich der Grund, warum Frauen insgesamt öfter unter Kopfschmerzen leiden als Männer. Insbesondere das Geschlechtshormons Östrogen scheint hier eine entscheidende Rolle zu spielen. Östrogen beeinflusst zum einen die Schmerzverarbeitung im Gehirn, zum anderen kann es bei Frauen die Stressanfälligkeit erhöhen, wodurch es ebenfalls vermehrt zu Migräne-Attacken kommen kann. Auch ein plötzliches Absinken des Östrogen-Spiegels kann eine Migräne begünstigen. Viele Frauen sind kurz vor und/oder während ihrer Regelblutung sowie bei Eintritt in die Wechseljahre vermehrt von Migräne-Attacken betroffen. Eine Studie der Berliner Charité fand dafür jetzt eine mögliche Erklärung: Während der Menstruation bilden betroffene Frauen besonders große Mengen des Botenstoffs Calcitonin-Gene-Related-Peptid (CGRP). Er trägt maßgeblich zur Entstehung einer Migräne bei. Gleichwohl konnte die Einnahme von Hormontabletten bei Frauen die Anzahl, Dauer und Intensität ihrer Migräne-Attacken nur geringfügig verbessern.1 Hormonpflaster oder -gele kommen gar nicht mehr zum Einsatz. Die gute Nachricht: Während einer Schwangerschaft haben 70 von 100 Frauen deutlich weniger und manchmal gar keine Migräne-Anfälle mehr. Dies hat vor allem damit zu tun, dass es während einer Schwangerschaft nicht mehr zu jenen Hormonschwankungen kommt, die sonst Migräne-Attacken begünstigen. Dass viele schwangere Frauen sich bewusster ernähren, einen regelmäßigeren Schlaf-Wach-Rhythmus haben, Alkohol und Nikotin meiden und versuchen, stressfreier zu leben, wirkt sich ebenfalls günstig aus.2 Mehr über Kopfschmerzen in der Schwangerschaft kannst du hier erfahren.
So beugst du Migräne aufgrund von Hormonschwankungen vor
Lass dich von deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt beraten, ob und mit welcher „Pille“ du z.B. verhüten kannst oder, wenn du bereits in den Wechseljahren bist, ob dir (pflanzliche) Hormone helfen können. Achte noch ein wenig mehr auf dich und deinen Kopf, wenn sich bei dir hormonelle Veränderungen ankündigen.
Schlafmangel
Natürlich ist es völlig okay, wenn du ab und an mal die Nacht zum Tag machst. Aber wenn du Migräne hast, sollten solche Nächte die Ausnahme bleiben. Für den Körper ist Schlafentzug nämlich gleichbedeutend mit Stress (siehe oben). Einige Studien konnten zeigen, dass Schlafmangel Migräne-Attacken begünstigt.3,4 Dabei scheinen vor allem der Hypothalamus, zu dem auch die innere „Hauptuhr“ gehört, und die Zirbeldrüse, die das Schlafhormon Melatonin produziert, eine Rolle zu spielen. Noch sind aber nicht alle Zusammenhänge geklärt. Manche Betroffene berichten darüber hinaus, dass sie häufiger und/oder stärker Migräne bekommen, wenn sie länger schlafen als sonst.
So beugst du Migräne aufgrund von Schlafmangel vor
Gestalte deinen Tagesablauf möglichst regelmäßig und lass deine Nachtruhe idealerweise immer zur gleichen Zeit beginnen und enden, auch am Wochenende. Richte dein Schlafzimmer und dein Bett so ein, dass du darin wirklich gerne zur Ruhe kommst. Wende dich an ein Fachgeschäft, wenn du nicht sicher bist, welche Matratze, welches Kissen und welche Bettdecke zu dir passen.
Bewegungsmangel
Die Hälfte aller Berufstätigen in Deutschland sitzt pro Tag mehr als elf Stunden. Das führt auf Dauer nicht nur zu Übergewicht, weil der Stoffwechsel beim Dauersitzen lediglich auf Sparflamme läuft, sondern fördert auch Fehlhaltungen und Muskelverspannungen im Rücken und im Nacken-Schulter-Bereich. Mehrere große Studien konnten zeigen, dass Menschen, die wenig körperlich aktiv sind, öfter Migräne-Attacken haben.5,6
So beugst du Migräne aufgrund von Bewegungsmangel vor
Bewege dich so oft wie möglich, am besten an der frischen Luft. Nimm z.B. die Treppe, statt den Fahrstuhl. Steige eine Station eher aus dem Bus oder der Bahn und geh den Rest zu Fuß. Schwing dich für kurze Strecken aufs Fahrrad und nicht ins Auto. Zusätzlich solltest du zwei- bis dreimal pro Woche mindestens eine halbe Stunde Ausdauersport treiben.7,8
In der Curalie App findest du ebenfalls verschiedene Programme, die dir helfen können, (wieder) in Bewegung zu kommen.
Lärm
In einer Umfrage des Umweltbundesamtes gaben 76 von 100 Befragten an, dass sie sich in ihrem Wohnumfeld durch Straßenlärm gestört fühlen. Mehr als die Hälfte ärgerte sich über lärmende Nachbarn. Bei 43 Prozent war es Fluglärm. 34 Prozent fühlten sich durch Schienenverkehr beeinträchtigt. Lärm führe nicht nur zu Gehörschäden, sondern löse im Körper ebenfalls eine Stressreaktion aus (siehe oben). Außerdem verursache er Schlafstörungen (siehe oben). Kein Wunder also, dass Lärm ebenfalls zu den Migräne-Auslösern gehört.
So beugst du Migräne aufgrund von Lärm vor
Schütze deine Ohren vor (zu) lauten Geräuschen aller Art. Gönne ihnen regelmäßig Ruhe, z.B. in der Natur. Benutze Lärmschutzkopfhörer oder Ohrstöpsel. In Räumen, wo du es ganz still haben möchtest, kannst du Lärmschutzvorhänge verwenden.
Ernährung
Bestimmte Nahrungsmittel, z.B. Schokolade, Käse, Zitrusfrüchte oder Rotwein, die Alkohol, Koffein, Histamin oder Tyramin enthalten, können Migräne-Attacken begünstigen. Der große Wusch vieler Menschen mit Migräne, Auslöser für ihre Attacken zu finden, die sie gezielt meiden können, führt jedoch gerade bei Lebensmitteln dazu, dass ihr Einfluss auf die Erkrankung überschätzt wird. Lass also Lebensmittel nur dann weg, wenn du dir wirklich sicher bist, dass du dadurch weniger Migräne-Attacken hast. Erwarte aber nicht zu viel. Wichtiger sind regelmäßige Mahlzeiten, zeigen u.a. Studien der Universitätsklinik Lübeck, denn: Das Gehirn verbraucht mit Abstand die meiste Energie (Kalorien), die du zu dir nimmst. Es kann aber keine Energie speichern. Steht nicht genug zur Verfügung oder schwankt der Blutzuckerspiegel im Laufe des Tages sehr stark, kann es vermehrt zu Migräne-Attacken kommen.
So beugst du Migräne aufgrund von Energiedefiziten vor
Lass keine Mahlzeiten aus und verzichte generell auf Crash-Diäten. Sprich erst mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, bevor du fastest oder intervallfastest. Verzichte auf Lebensmittel, die den Blutzucker schnell steigen und abstürzen lassen, z.B. Haushaltszucker oder Weißmehlprodukte. Ersetze sie durch Produkte, die aus komplexen Kohlenhydraten bestehen, z.B. Vollkorn-Produkte, und ernähre dich ballaststoffreich. So vermeidest du auch Heißhunger-Attacken.
Falls du den Eindruck hast, dass du nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel häufiger und/oder stärker Migräne bekommst, verzichte eine Zeit lang darauf und beobachte, ob sich etwas verändert. Teste, ob es mit leckeren Alternativen besser funktioniert. In der Curalie App findest du ebenfalls einige Programme, die dir dabei helfen können, deine Ernährung umzustellen.

12 Wochen
Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Schlaganfallbegleitung bieten wir dir einen zertifizierten Ernährungskurs zur Senkung deines Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen an.
Flüssigkeitsmangel
Mindestens 1,5 Liter sollten Erwachsene pro Tag trinken, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, am besten Wasser, still oder mit Kohlensäure, ungesüßte Tees oder Saftschorlen. Schaffst du das? Wenn nicht, geht es dir wie den meisten. Fehlt deinem Körper jedoch Flüssigkeit – er besteht übrigens zu 50–65 Prozent aus Wasser –, beeinträchtigt das den Salzgehalt und die Fließgeschwindigkeit des Blutes. Größere Mengen Alkohol verstärken diesen Effekt noch, weil sie die Urinproduktion steigern. Dadurch gehen auch wichtige Mineralstoffe verloren. Die Folge kann auch in diesem Fall eine Migräne-Attacke sein.
So beugst du Migräne aufgrund von Flüssigkeitsmangel vor
Stell eine große Karaffe mit Wasser oder eine große Kanne mit Tee immer in deiner Nähe auf. Lass dich von einem Wecker oder deinem Smartphone ans Trinken erinnern. Ob dir Flüssigkeit fehlt, zeigt dir dieser Selbsttest: Nimm die Haut auf deinem Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger und ziehe sie für einige Sekunden ein wenig nach oben. Lässt du sie jetzt los und sie bleibt trotzdem stehen, solltest du schnellstmöglich etwas trinken.
Falls du Migräne hast, kannst du selbst also eine ganze Menge dafür tun, um die Anzahl deiner Attacken zu verringern. Ganz verschwinden werden sie dadurch aber leider nicht. Dafür gibt es einen Grund: All die beschriebenen Einflüsse können nur wirken, weil sie bei dir und bei anderen Menschen mit Migräne auf ein Nervensystem treffen, dass sich vermutlich von Geburt an anders entwickelt als bei Menschen ohne Migräne. Anders ausgedrückt: Veränderungen, die Migräne-Attacken im Alltag begünstigen, sogenannte „Triggerfaktoren“, zu denen z.B. auch Wetterwechsel9 oder intensive positive oder negative emotionale Erlebnisse zählen können, darfst du nicht mit den Ursachen der Migräne gleichsetzen. Die liegen woanders. Wo genau, erfährst du im nächsten Abschnitt.
So kann die Curalie App dir helfen
Du fragst dich vielleicht, wie du all diese Tipps in deinem Alltag umsetzen sollst. Sollst du gar nicht. Schau dir stattdessen genau an, welche Auslöser für Migräne bei dir wirklich eine Rolle spielen und welche nicht. Die Curalie App hilft dir dann mit vielen kostenfreien Programmen dabei, deine Gesundheit in den Griff zu bekommen. Zum Beispiel mit zahlreichen Rezepten, Übungsvideos und Hintergrundinformationen. Über die Mediathek kannst du jederzeit auf alle Inhalte zugreifen. Der Symptom-Check kann dir z.B. helfen, unklare Beschweren genauer einzuordnen. Der Gesundheits-Check zeigt dir, mit welchen Lifestyle-Maßnahmen du dein Wohlbefinden verbessern und bestimmte Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck vermeiden kannst. Über die Videosprechstunde kannst du jederzeit und ganz bequem von Zuhause oder unterwegs eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren oder du nutzt hierfür direkt die Web-Lösung digital doctor.
So kannst du dein Curalie Programm starten
Curalie App im App Store oder bei Google Play herunterladen
Nutzerkonto anlegen
Kostenfreies Informations- oder Präventionsprogramm auswählen und starten

Migräne
Bei einer Migräne-Attacke treten charakteristische Symptome und Beschwerden auf, die es ermöglichen eine Migräne frühzeitig zu erkennen und zu behandeln zu lassen. Um welche Symptome es sich handelt, erfährst du hier.
Ursachenforschung: Ist Migräne angeboren?
Da so viele Erwachsene, Jugendliche und Kinder hierzulande und weltweit unter Migräne leiden, suchen Forschende schon lange nach körperlichen und seelischen Merkmalen, die diese Menschen vielleicht gemeinsam haben könnten. Welche Rolle spielen z.B. das Geschlecht und das Alter? Unterscheidet sich das Erbgut von Menschen mit und ohne Migräne? Beeinflusst die Größe des Wohnorts oder der Bildungsgrad, ob Menschen Migräne bekommen oder nicht? Tatsächlich liegen mittlerweile zu all diesen Fragen wissenschaftlich gut belegte Antworten vor.
Lass uns damit beginnen, ein paar „Verdächtige“ auszuschließen: Es hängt weder vom Bildungsgrad noch von der Größe des Wohnortes oder des Bundeslandes ab, ob jemand in Deutschland Migräne bekommt oder nicht. Ganz anders verhält es sich dagegen mit dem Alter und dem Geschlecht.
Das Geschlecht: Frauen haben häufiger Migräne
Während im Kindesalter Jungen häufiger unter Migräne leiden als Mädchen (mehr dazu erfährst du in diesem Abschnitt), verhält es sich im Erwachsenenalter genau umgekehrt: Im Laufe ihres Lebens erkranken 32 % der Frauen, aber nur 22 % der Männer. Fachleute sprechen hier von der sogenannten Lebenszeitprävalenz. Das Verhältnis Frauen zu Männern entspricht hier 1,45 zu 1. Das bedeutet: Frauen haben um knapp 50 % häufiger Migräne. Nichtsdestotrotz leiden auch 22 von 100 Männern unter dieser Kopfschmerzform. Sie ist also alles andere als eine „Frauenkrankheit“.8
Das Alter: Ab 45 kann es besser werden
Würdest du die Daten aus verschiedenen Studien in einem Koordinatensystem verarbeiten und auf der X-Achse das Lebensalter sowie auf der Y-Achse die Migräne-Häufigkeit eintragen, ergäbe sich folgendes Bild: Am meisten leiden Frauen und Männer um ihr 35. Lebensjahr an Migräne. Danach würden die beiden Kurven dann flacher verlaufen. Das bedeutet: Bezogen auf die Gesamtbevölkerung leiden mit steigendem Lebensalter weniger Menschen an Migräne. Daraus lässt sich aber nicht der Schluss ziehen, dass alle Menschen mit Migräne mit zunehmendem Alter weniger und/oder leichtere Attacken haben. In den Wechseljahren kann es z.B. bei Frauen auch zu einer Verschlechterung der Migräne kommen. Nach den Wechseljahren erlebt ungefähr die Hälfte der Betroffenen eine Verbesserung.10 Einigen Frauen mit schweren Migräne-Attacken wurde daher in der Vergangenheit empfohlen, sich die Eierstöcke oder die Gebärmutter entfernen zu lassen. Doch diese schwerwiegenden Eingriffe haben nachweislich keinen Einfluss auf den Verlauf der Migräne. Heute wird davon abgeraten.

Die Gene: Migräne wird vererbt
Umfangreiche Blutuntersuchungen und Befragungen konnten inzwischen nachweisen, dass die Migräne innerhalb von Familien gehäuft auftritt. Von 100 Betroffenen haben etwa 70 nahe Angehörige (Eltern, Großeltern, Geschwister), die ebenfalls an Migräne leiden. Kinder von Eltern mit Migräne haben ein 2- bis 4-fach erhöhtes Risiko, ebenfalls an Migräne zu erkranken. Welche Gene dabei eine Rolle spielen, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Einige Untersuchungen sprechen jedoch dafür, dass Menschen mit Migräne, genetisch bedingt, vermutlich von Geburt an ein Nervensystem entwickeln, das, vereinfacht gesagt, ständig unter Hochspannung steht. Dies könnte auch eine plausible Erklärung dafür liefern, warum viele Betroffene häufig schneller „überreizt“ sind als Gesunde und warum es ihnen oft schwerfällt, im Alltag störende oder unwichtige Reize auszublenden. Genau das kann sie wiederum empfänglicher machen für die sogenannten „Triggerfaktoren“, also jene Einflüsse, die es wahrscheinlicher machen, dass sich eine Migräne-Attacke aufbaut (siehe oben).
Darüber hinaus zeigen einige Studien, dass Menschen mit Migräne – ebenfalls erblich bedingt – einen erhöhten Glutamat-Spiegel haben. Bislang konnte allerdings nur in Tierversuchen nachgewiesen werden, dass Glutamat bei der Schmerzweiterleitung und bei Prozessen im Gehirn eine Rolle spielt, die bei Migräne zu einer Aura führen können. Es gab auch bereits Versuche, den Glutamat-Spiegel mit Medikamenten zu beeinflussen. Aber die Ergebnisse waren eher uneinheitlich.9
Weitere Inhalte zu Migräne

Migräne
Die wichtigsten Fakten und einen Überblick rund um das Thema Migräne findest du auf unserer Übersichtsseite.

Migräne
Werden Migräne-Attacken trotz Selbstbehandlung mit rezeptfreien Mitteln und weiteren Maßnahmen nicht besser oder eher schlimmer, treten die Kopfschmerzen nicht seltener, sondern immer häufiger auf, ist es spätestens Zeit, eine (Fach-)Arztpraxis aufzusuchen. Aber welche Fragen musst du da beantworten? Welche Tests und Untersuchungen erwarten dich dort? Das beantworten wir dir in diesem Kapitel.

Migräne
Herkömmliche Schmerzmittel (Analgetika) und Triptane können bei Migräne sehr gut helfen. Für alle Präparate gilt jedoch die sogenannte 10-plus-3-Regel. Was sie genau bedeutet, erklären wir dir in diesem Abschnitt.
Quellen
(1) Tepper NK, Whiteman MK, Zapata LB, Marchbanks PA, Curtis KM. Safety of hormonal contraceptives among women with migraine: A systematic review. Contraception. 2016 Dec;94(6):630-640. doi: 10.1016/j.contraception.2016.04.016. Epub 2016 May 3. PMID: 27153744.
(2) Sances G, Granella F, Nappi RE, Fignon A, Ghiotto N, Polatti F, Nappi G. Course of migraine during pregnancy and postpartum: a prospective study. Cephalalgia. 2003 Apr;23(3):197-205. doi: 10.1046/j.1468-2982.2003.00480.x. PMID: 12662187.
(3) Ong JC, Dawson SC, Taylor HL, Park M, Burgess HJ, Crawford MR, Rains JC, Smitherman TA, Espie CA, Jones AL, Wyatt JK. A Micro-Longitudinal Study of Naps, Sleep Disturbance, and Headache Severity in Women with Chronic Migraine. Behav Sleep Med. 2023 Mar-Apr;21(2):117-128. doi: 10.1080/15402002.2022.2050723. Epub 2022 Mar 23. PMID: 35317700; PMCID: PMC9500108.
(4) Mykland MS, Uglem M, Stovner LJ, Brenner E, Snoen MS, Gravdahl GB, Sand T, Omland PM. Insufficient sleep may alter cortical excitability near the migraine attack: A blinded TMS crossover study. Cephalalgia. 2023 Mar;43(3):3331024221148391. doi: 10.1177/03331024221148391. PMID: 36786296.
(5) Varkey E, Hagen K, Zwart JA, Linde M. Physical activity and headache: results from the Nord-Trøndelag health study (HUNT) Cephalalgia. 2008;28:1292–1297. doi: 10.1111/j.1468-2982.2008.01678.x.
(6) Wöber C, Brannath W, Schmidt K, Kapitan M, Rudel E, Wessely P, Wöber-bingöl C, PAMINA Study Group Prospective analysis of factors related to migraine attacks: the PAMINA study. Cephalalgia. 2007;27:304–314. doi: 10.1111/j.1468-2982.2007.01279.x.
(7) Lemmens J, De Pauw J, Van Soom T, Michiels S, Versijpt J, van Breda E, Castien R, De Hertogh W. The effect of aerobic exercise on the number of migraine days, duration and pain intensity in migraine: a systematic literature review and meta-analysis. J Headache Pain. 2019 Feb 14;20(1):16. doi: 10.1186/s10194-019-0961-8. PMID: 30764753; PMCID: PMC6734345.
(8) Woldeamanuel YW, Oliveira ABD. What is the efficacy of aerobic exercise versus strength trai-ning in the treatment of migraine? A systematic review and network meta-analysis of clinical trials. J Headache Pain. 2022 Oct 13;23(1):134. doi: 10.1186/s10194-022-01503-y. PMID: 36229774; PMCID: PMC9563744.
(9) Katsuki M, Tatsumoto M, Kimoto K, Iiyama T, Tajima M, Munakata T, Miyamoto T, Shimazu T. Investigating the effects of weather on headache occurrence using a smartphone application and artificial intelligence: A retrospective observational cross-sectional study. Headache. 2023 May;63(5):585-600. doi: 10.1111/head.14482. Epub 2023 Feb 28. PMID: 36853848.
(10) Ripa P, Ornello R, Degan D, Tiseo C, Stewart J, Pistoia F, Carolei A, Sacco S. Migraine in menopausal women: a systematic review. Int J Womens Health. 2015;7:773-782, https://doi.org/10.2147/IJWH.S70073
Stand: 05.2023