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Ursachen und Auslöser von Herpes

Mit den nervigen und oft schmerzhaften Bläschen am Mund verhält es sich in etwa so wie mit Verspätungen bei Flügen oder Zügen: Sie treten zuverlässig immer dann auf, wenn du sie am wenigsten brauchst: vor einem Date z.B., der Klassiker, oder vor einem wichtigen Meeting im Büro. Herpes-Viren können aber nicht nur dein Äußeres beeinträchtigen, sondern auch ernstere Krankheiten auslösen. Aber wie kann es überhaupt zu einer Infektion mit Herpes-Viren kommen? Kannst du dich davor schützen? Das erfährst du in diesem Kapitel. Du möchtest lieber gleich und unkompliziert mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen? Dann nutze die Video­sprechstunde in der Curalie App oder direkt über die Web-Lösung digital doctor.

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Die elektronische Krankschreibung. Was ist neu?

Herpes-Viren: 9 von 10 Deutschen infiziert

Fachleute gehen davon aus, dass allein das Herpes-Simplex-Virus (HSV), welches für Lippenherpes verantwortlich ist, in Deutschland etwa in 90 % der Erwachsenen schlummert. Wahrscheinlich lag diese Quote bereits bei unseren steinzeitlichen Vorfahren so hoch. Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig geht davon aus, dass Herpesviren den Menschen schon seit Tausenden von Jahren begleiten. Sie hatten also reichlich Zeit, sich nahezu perfekt an uns und unser Immunsystem anzupassen. Wer einmal infiziert ist, bei dem können Herpesviren ein Leben lang im Körper verbleiben.

In vielen Fällen bemerken die Betroffenen allerdings gar nicht, dass sie Herpesviren in sich tragen, da die sogenannte Erst- bzw. Primärinfektion bei ihnen keinerlei Beschwerden verursacht. Danach verfallen die Herpesviren in eine Art Tiefschlaf (med. Latenz). Sie vermehren sich nicht und stellen keine neuen Viruspartikel her. In diesem Zustand kann sie dein Immunsystem nur sehr schlecht oder gar nicht erkennen.

Erst, wenn deine Abwehr eine andere Infektion bekämpfen muss, z. B. Grippeviren, oder aus anderen Gründen geschwächt wird, etwa durch zu viel Stress, „erwachen“ die Herpesviren aus ihrem Tiefschlaf (med. Reaktivierung) und können dann Krankheitssymptome wie die berüchtigten Lippenbläschen auslösen. Es wirkt dann häufig so, als käme es plötzlich und aus heiterem Himmel zu einem Ausbruch. Aber das ist nicht der Fall.

Es kann aber auch sein, dass sich nach einer Reaktivierung erneut keine Beschwerden entwickeln. Gleichwohl vermehren sich die Herpesviren dann stark und werden z. B. beim Niesen, Husten oder Sprechen von ihrem „Wirt“, also eventuell auch von dir, verbreitet. Auf diese Weise kann sich dann die oder der Nächste unbemerkt mit Herpesviren infizieren.

Und von denen gibt es viele verschiedene Arten.

Die Familie der Herpesviren

Lippenherpes wird vom Herpes-Simplex-Virus Typ 1, kurz HSV-1, verursacht. Er dürfte deshalb allein aufgrund der Beschwerden, die er auslöst, der bekannteste Herpesvirus sein.

Doch die Familie der Herpesviren hat tatsächlich insgesamt über 200 bekannte Mitglieder. Neun von ihnen haben sich gewissermaßen auf den Menschen spezialisiert. Wir stellen sie dir hier einmal kurz vor.

Herpes-simplex-Viren

Diese beiden Typen, genannt HSV-1 und HSV-2, sind die unangefochtenen Stars in der Familie. Die Weltgesundheits­organisation WHO schätzt, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung allein mit HSV-1 infiziert sind. Bekommst du bläschenartigen Ausschlag im Lippenbereich, trägt er dafür die Verantwortung. Am liebsten verbreitet er sich über den Speichel. Sein ähnlich erfolgreicher Bruder HSV-2 treibt dagegen mit Vorliebe ein paar Körper-Etagen tiefer sein Unwesen und verursacht Genitalherpes. Während zwei Menschen lustvoll miteinander verkehren, reist er schamlos mit. Manchmal tauschen HSV-1 und HSV-2 auch die Rollen, denn grundsätzlich können sie beide sowohl Lippen- als auch Genitalherpes hervorrufen. In seltenen Fällen kann HSV-1 darüber hinaus eine gefährliche Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) auslösen. Gegen beide Herpes simplex Viren steht bislang noch keine Schutzimpfung zur Verfügung. Einige mögliche Impfstoff-Kandidaten werden aber derzeit in ersten klinischen Studien getestet.

Varizella-Zoster-Virus (VZV)

Forschende arbeiten zuweilen mit Begrifflichkeiten, die Laien erst mal zusammenzucken lassen: Das Wort Durchseuchung gehört auf jeden Fall dazu. Gemeint ist damit, wie verbreitet ein Krankheitserreger ist. Beim VZV liegt die Durchseuchung bereits im Alter von 10–11 Jahren bei über 90 %. Kein Wunder also, das er eine der häufigsten Kinderkrankheiten auslöst: die Windpocken. Sie beginnen meist mit Fieber und Hautausschlag (Exanthem). Danach entwickeln sich Bläschen und ein starker Juckreiz. Nach zwei Wochen ist dieser „Spuk“ dann bei den meisten Kindern vorbei. Neugeborene, Schwangere und Erwachsene mit geschwächtem Immunsystem können allerdings deutlich schwerer erkranken. Es kann sich eine Varizellen-Pneumonie, also eine Lungenentzündung entwickeln. Eine VZV-Erstinfektion im ersten oder zweiten Trimester der Schwangerschaft kann zu einer Fehlgeburt oder zu schweren Schäden beim ungeborenen Kind führen. Umso beruhigender, dass es mittlerweile eine Impfung gegen Windpocken gibt. Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt sie allen Kindern, Jugendlichen und Frauen im gebärfähigen Alter.
Hat eine VZV-Infektion allerdings schon stattgefunden, kann auch dieser Herpesvirus ein Leben lang im Körper verweilen. Vor allem bei Menschen über 50 kann es dann zu einer Reaktivierung kommen. Es entwickeln sich unangenehme Nervenschmerzen und bläschenartiger Ausschlag am Brustkorb und/oder am Rumpf: eine Gürtelrose (Herpes Zoster). Über 400.000 Menschen trifft es hierzulande pro Jahr. Das Fatale: Auch nachdem der Hautausschlag abgeklungen ist, können die Nervenschmerzen noch lange Zeit anhalten. Daher wird Menschen spätestens ab 60 eine Schutzimpfung gegen Herpes Zoster empfohlen. Der Totimpfstoff bietet zwar keinen 100-prozentigen Schutz, kann aber dafür sorgen, dass eine Gürtelrose seltener auftritt, deutlich milder verläuft und nicht chronisch wird.

Cytomegalievirus (CMV)

Mit diesem Herpesvirus sind von 100 Erwachsenen in Deutschland etwa 60 infiziert. Weltweit liegt die Durchseuchung etwa bei 83 %.1 Bei Menschen, die sonst gesund sind, verläuft eine CMV-Erstinfektion jedoch in der Regel harmlos und ohne Beschwerden. Anders verhält es sich bei Patientinnen und Patienten, die ein Spenderorgan bekommen oder auf eine Knochenmarktransplantation angewiesen sind. Hier kann eine CMV-Infektion zu schweren Komplikationen führen. Bei Kindern, die sich im Mutterleib mit dem CMV anstecken, kann es darüber hinaus zu Hörschäden und Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) kommen. Eine Schutzimpfung gegen den CMV steht bislang nicht zur Verfügung, ihre Entwicklung ist aber schon recht weit fortgeschritten.2

Humanes Herpesvirus (HHV) 6A, 6B und 7

Diese Winzlinge sind eng mit dem Cytomegalievirus (CMV) verwandt. Eine Infektion mit dem Virus HHV-6A scheint im Allgemeinen keine spezifischen Symptome zu verursachen. Allerdings wurden bei Kindern in den USA und in Afrika verschiedene Beschwerden beobachtet.3 Anders verhält es sich bei der Variante HHV-6B. Dieser Herpesvirus löst bei Kindern das sogenannte Drei-Tage-Fieber (med. Exanthema subitum oder Roseola infantum) aus. Zwischen der Erstinfektion mit dem Erreger und dem Krankheitsbeginn können bis zu 15 Tage vergehen (Inkubationszeit).

Dann tritt plötzlich Fieber auf, das 3–5 Tage andauern kann, gefolgt von Hautausschlag, der nach einigen Tagen wieder zurückgeht. Am häufigsten sind Säuglinge und Kleinkinder bis drei Jahre betroffen, vereinzelt auch ältere Kinder. Manchmal bekommen sie auch Durchfall, Husten und ihre Lymphknoten schwellen an. Dennoch gehört das Drei-Tage-Fieber zu den eher harmlosen Virusinfektionen. Gelegentlich kann es zu Fieberkrämpfen kommen. Dann sollte die Kinderärztin oder der Kinderarzt benachrichtigt werden.

Nach einer Woche ist die Erkrankung dann normalerweise überstanden. Das Gute: Wer sich einmal mit HHV-6B angesteckt hat, ist sein Leben lang gegen eine Neuinfektion immun und erkrankt in der Regel nur selten erneut.

Das Herpesvirus HHV-7 kann bei Kindern ebenfalls für das Drei-Tage-Fieber (siehe oben) verantwortlich sein. Etwa 18 von 100 Kindern infizieren sich im ersten Lebensjahr mit HHV-7. Im zweiten Lebensjahr sind es bereits 53 %. Am Ende des sechsten Lebensjahres liegt die Quote bei etwa 86 %. Im Vergleich zu HHV-6B kann HHV-7 bei Kindern etwas häufiger Fieberkrämpfe auslösen. In seltenen Fällen können sich Beschwerden entwickeln, die dem Pfeifferschen Drüsenfieber (med. Mononukleose) ähneln. In den meisten Fällen verläuft eine HHV-7-Infektion jedoch sehr milde und wie ein leichter fieberhafter Infekt. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können HHV-6 und HHV-7 allerdings auch schwere Krankheitsverläufe verursachen.4

Epstein-Barr-Virus (EBV)

Benannt nach seinen Entdeckern Michael A. Epstein und Yvonne M. Barr, die es 1964 erstmals beschrieben, gehört das EBV zu den weltweit am weitesten verbreiteten Viren. Ab dem 40. Lebensjahr sind etwa 90 % der Menschen mit EBV infiziert.5 Dies löst bei Kindern meist nur milde Symptome aus. Das Allgemeinbefinden von Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann das Pfeiffersche Drüsenfieber (med. infektiöse Mononukleose) jedoch für Wochen stark beeinträchtigen.

Etwa 2–6 Wochen nach der EBV-Infektion (med. Inkubationszeit) bekommen die Betroffenen zunächst hohes Fieber, das bei ihnen wochenlang immer wieder aufflammen kann. Außerdem schwellen die Lymphknoten im Halsbereich und im Kieferwinkel sichtbar an, der sogenannte „Stiernacken“. Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen gehören ebenfalls häufig zum Pfeifferschen Drüsenfieber. Bei 50 % der Betroffenen kommt es darüber hinaus zu einer Vergrößerung der Milz (med. Splenomegalie). Nach 4–6 Wochen klingen die Symptome dann ab.


Danach kann sich der EBV lebenslang in die sogenannten B-Zellen des Knochenmarks zurückziehen und dort jederzeit reaktiviert werden. Vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, also z.B. bei Personen, die ein Spenderorgan erhalten haben oder an Aids erkrankt sind, können Knochenmarkzellen, die der EBV gekapert hat, entarten. Bei Krebserkrankungen wie dem Burkitt-Lymphom oder dem Nasopharynxkarzinom konnten Forschende den EBV tatsächlich in jeder Tumorzelle finden. Auch bei Hodgkin-, B- oder T-Zell-Lymphomen, umgangssprachlich „Lymphdrüsenkrebs“ genannt, kann der EBV in den bösartigen Zellen häufig nachgewiesen werden, und inzwischen versteht die Forschung immer besser, welche Rolle EBV bei der Krebsentstehung spielen könnte.6

Kaposi-Sarkom-assoziierter Herpesvirus (KSHV)

In einigen Regionen Afrikas und in Japan sind bis zu 100 % der Bevölkerung mit diesem Herpesvirus infiziert, der auch mit HHV-8 abgekürzt wird. In Europa und den USA liegt die Infektionsquote dagegen bei etwa 20–30 %. Bei Menschen, deren Immunsystem einwandfrei funktioniert, bleibt eine KSHV-Infektion in der Regel folgenlos. Nur sehr selten entwickeln sich bei ihnen Tumore. Bei immungeschwächten Personen führt eine KSHV-Infektion jedoch vermehrt zu Krebserkrankungen, vor allem zum sogenannten Kaposi-Sarkom, einer bösartigen Tumorerkrankung, die vor allem die Haut und die Schleimhäute betrifft. Sie wurde 1872 von dem ungarischen Arzt Mori(t)z Kaposi erstmals beschrieben. Das Kaposi-Sarkom ist die häufigste Tumorerkrankung bei Menschen, die an Aids erkrankt sind.

Darüber hinaus kann eine KSHV-Infektion bei immungeschwächten Personen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich Lymphome („Lymphdrüsenkrebs“) entwickeln, vor allem ein B-Zell-Lymphom oder die Castleman-Krankheit (Morbus Castleman). Ein Impfstoff steht auch gegen den KSHV bislang nicht zur Verfügung. Weltweit untersuchen Forschende jedoch, wie es Herpesviren gelingt, dass menschliche Immunsystem zu umgehen und wie sie es schaffen, lebenslang in ihrem „Wirt“ zu verweilen. Mithilfe dieser Erkenntnisse könnten im nächsten Schritt neue Schutzimpfungen und wirksamere Medikamente entwickelt werden.

Verschiedene Herpesviren können sich durchaus einen „Wirt“ teilen. Mit anderen Worten: Du kannst dich im Laufe deines Lebens mit mehreren Herpesviren infizieren und diese auch an andere Menschen weitergeben. In diesem Ratgeber geht es vorrangig um die Herpes simplex Viren HSV-1 und HSV-2 und um die Beschwerden, die sie auslösen können.

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Ansteckung: Wie verbreitet sich Herpes?

Die kurze Antwort darauf lautet: extrem schnell. Genau deswegen liegt die Infektionsquote beziehungsweise die Durchseuchung bei den meisten Herpesviren häufig bei 90 % und darüber. Eine Person muss z. B. nicht einmal Bläschen am Mund entwickeln oder sich krank fühlen und kann trotzdem ansteckend sein.

Denn um sich zu verbreiten, benötigen Herpesviren nur zwei Dinge: Feuchtigkeit und Körperkontakt.

Bei Lippenherpes kann vor allem der Speichel der erkrankten Person infektiös sein. Nehmen z. B. zwei Kleinkinder das gleiche Spielzeug in den Mund oder küssen sich zwei Personen, die beide von einem Lippenherpes (noch) nichts ahnen, hat HSV-1 leichtes Spiel. Auch wenn jemand niesen oder husten muss, reist HSV-1 nur zu gern mit, eine sogenannte Tröpfcheninfektion. Werden beim Sex Vagina und Penis feucht (med. Lubrikation), kommen Finger und/oder Sexspielzeug zum Einsatz – herrschen dagegen für HSV-2, den Erreger von Genitalherpes, ideale Bedingungen. Aber auch über ein Glas, aus dem zwei oder mehr Personen trinken, kann eine sogenannte Schmierinfektion stattfinden.7

Solange die Bläschen und/oder Geschwüre noch nicht abgeklungen sind, bleibt ein Herpes hochansteckend. Haben sich bereits Krusten gebildet, sinkt das Übertragungsrisiko, dennoch kann die oder der Erkrankte weiterhin Viren verbreiten und andere infizieren. Daher solltest du möglichst jeden Kontakt mit Herpesbläschen oder -geschwüren vermeiden – auch bei dir selbst! Berührst du „deinen“ Herpes mit den Fingern, kannst du die Viren von deinen Lippen z. B. in deine Augen übertragen. Um dies zu vermeiden, solltest du dir gründlich die Hände waschen, wenn du mit Herpesbläschen oder -geschwüren versehentlich Kontakt hattest. Decke Herpesbläschen im Gesicht auch nicht direkt mit Make-up oder Lippenstift ab. Dadurch können sie sich ebenfalls weiter verbreiten. Ein Herpes-Pflaster (erhältlich in Apotheken und Drogerien), das vor dem Schminken auf die betroffene Stelle geklebt wird, kann dagegen einen gewissen Schutz bieten.

Herpes

Vorbeugung & Schutz

Um sich gegen Herpesviren zu schützen ist eine gute Hygiene wichtig. Es gibt allerdings weitere Punkte, die beachtet werden sollten. Hier erklären wir dir, wie du dich und andere bestmöglich vor Herpesviren schützen kannst.

So verläuft eine Herpesinfektion

Oft entsteht bei Betroffenen der Eindruck, dass sie Herpes ganz plötzlich bekommen. Tatsächlich entwickeln sich aber nur bei einer Minderheit ausgeprägte Symptome, wenn sie sich erstmalig mit einem Herpesvirus infizieren.

Meistens treten die Symptome erst nach Monaten oder Jahren auf, wenn das zunächst „eingeschlafene“ Virus durch verschiedene Auslöser reaktiviert wird, z.B. durch Stress oder eine andere Infektion, etwa eine Grippe.

Mögliche Auslöser für einen akuten Ausbruch:

  • Zusätzliche Infektionen mit anderen Viren (etwa Grippe)
  • Starke UV-Einstrahlung
  • Stress, Schlafmangel, psychische Belastung
  • Hormonschwankungen (Schwangerschaft, Menstruation, Wechseljahre, Pubertät usw.)
  • Reizung der Haut durch Verletzungen, Sonnenbrand, Verbrennung, Reibung usw.

Wird Lippenherpes nicht behandelt (mehr dazu erfährst du hier), dauert die Erkrankung etwa sieben bis 14 Tage. Ärztinnen und Ärzte unterscheiden sieben Krankheitsphasen:

  1. Prodromalphase (Vorphase):Schmerzen, Brennen, Kribbeln, Spannungsgefühl bei noch intakter Haut. Diese Phase tritt nicht bei allen Patienten auf.
  2. Erythemphase: Die Haut rötet sich.
  3. Papelphase:Es bilden sich schmerzhafte Bläschen (lat. Papula)
  4. Vesikelphase:Die Bläschen füllen sich mit Flüssigkeit (med. Sekret), die Millionen von Viren enthält. Sie ist also hochinfektiös.
  5. Ulzerationsphase:Die Bläschen platzen auf und es entstehen schmerzende, nässende Wunden.
  6. Verkrustungsphase:Es bildet sich eine stark juckende Kruste und Schorf.
  7. Abheilungsphase:Die geröteten Schwellungen verschwinden ohne Narbenbildung

Darüber hinaus hängt der Krankheitsverlauf davon ab, ob ein Herpes nach der ersten Infektion (Primärinfektion) oder nach einer Reaktivierung der Viren auftritt.

Nach der Ansteckung vergehen meist 3–7 Tage, bis sich die ersten Krankheitszeichen zeigen, die sogenannte Inkubationszeit. Es kann aber auch länger dauern (bis zu drei Wochen). Wer sich zum ersten Mal mit HSV-1 (Lippenherpes) infiziert, entwickelt vorwiegend keine starken äußeren Anzeichen. Die sieben Lippenherpes-Phasen (siehe oben) zeigen sich eher nach einem erneuten Auftreten der Erkrankung in voller Ausprägung.

Anders verhält es sich beim HSV-2 (Genitalherpes). Vor allem, wenn eine Person auch noch keinen Lippenherpes hatte, kann die Erst- oder Primärinfektion mit HSV-2 starke Beschwerden verursachen, da das Immunsystem dann sehr heftig auf das unbekannte Virus reagiert. Die betroffenen Geschlechtsteile schwellen an und es können sich großflächig Bläschen bilden. Die befallenen Areale brennen und schmerzen. Häufig schwellen auch die Lymphknoten in den Leisten an und schmerzen. In einigen Fällen können sich auch Fieber, Kopf-, Muskel und/oder Rückenschmerzen entwickeln. Die Bläschen können beim ersten Herpes genitalis bis zu drei Wochen bestehen bleiben. Kommt es dann später zu einem weiteren Krankheitsausbruch (med. Rezidiv) fallen die Beschwerden meist deutlich schwächer aus. Bevor sich die ersten Bläschen zeigen, tun die betroffenen Areale im Genitalbereich in der Regel schon ziemlich weh. Die (Schleim-)Haut schwillt an und ist gerötet. Außerdem können bei einem Herpes genitalis Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie ein glasiger Ausfluss auftreten.

Damit sich möglichst niemand in deinem Umfeld ansteckt, solltest du direkten Körperkontakt vermeiden. Berühre die Herpes-Bläschen auch selbst nicht (oder nur mit Einmalhandschuhen). Trage Creme nur mit einem Wattestäbchen auf. Achte darauf, dir regelmäßig gründlich die Hände zu waschen. So kannst du am besten verhindern, dass Herpesviren bei dir weitere Körperbereiche infizieren (weitere Schutzmaßnahmen stellen wir dir im nächsten Abschnitt vor).

Dennoch wirst du leider nicht verhindern können, dass sich z.B. das Herpesvirus HSV-1 bei dir dauerhaft einnistet, denn: Es produziert sogenannte Immunevasionsproteine, die  dafür sorgen, dass zahlreiche Alarmwege des Immunsystems gar nicht, zu schwach und/oder verlangsamt aktiviert werden. So gewinnt HSV-1 wertvolle Zeit, um sich zu vermehren und auszubreiten. Es dringt aus den Epithelzellen im Mund und im Rachen in die angeschlossenen Nervenzellen ein. Dort kapert es das Transportsystem der Nervenzellen und lässt sich von ihm bis zu einem Nervenganglion in der Nähe des Ohrs schleusen. Genau von hier schlägt HSV-1 dann immer wieder zu, wenn die körpereigene Abwehr mal wieder schwächelt.

Mittlerweile hat die Forschung auch herausgefunden, warum sich Herpes-Viren vorzugsweise in Nervenzellen verstecken: Ob und wie das Immunsystem hier auf eine Infektion reagiert, hängt zum einen sehr davon ab, welches Virus welche Art von Nervenzelle infiziert.8 Zum anderen sind Nervenzellen sehr langlebig und teilen sich im Gegensatz zu anderen Körperzellen nicht. HSV-1 muss sich also keine Sorgen machen, dass sein Versteck irgendwann verschwindet. Kommt es zu einer Reaktivierung, wandert HSV-1 dorthin zurück, wo es ursprünglich in den Körper eingedrungen ist: zum Mund. Es fängt wieder an, sich zu vermehren, dein Immunsystem schreitet ein und es kommt zu einer lokalen Entzündung, Gewebeflüssigkeit wird gebildet – und das äußerst unangenehme „Spiel“ beginnt von vorn.

Autor
Stephan Hillig

ist Diplom-Psychologe und Content-Manager bei Curalie. Er studierte Psychologie, Psychiatrie und Neurologie und arbeitete danach über zehn Jahre als Medizin-Journalist, Redakteur und Ressortleiter in verschiedenen Verlagen und für unterschiedliche Zeitschriften. Am liebsten schreibt er über Gesundheitsthemen, die zeigen, wie eng und kraftvoll Körper und Psyche miteinander verzahnt sind, sowie Texte, die Menschen dabei unterstützen, gesund zu bleiben oder schnell wieder zu werden.

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Themen­übersicht

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Typisch für eine Herpeserkrankung sind die unangenehmen Fieberbläschen. Es existieren jedoch weitere Krankheitsbilder, die ebenfalls auf Herpesviren zurückzuführen sind, wie die Gürtel- oder Gesichtsrose. Erfahre hier alles über die Symptome und den Verlauf der verschiedenen Herpeserkrankungen.

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Medikamente & Behandlung

Einmal infiziert, ist es leider nicht möglich Herpes vollends und für immer loszuwerden. Welche Medikamente bei einer Herpesinfektion helfen und womit du die Symptome noch bekämpfen kannst erfährst du hier.

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Quellen

[1] Zuhair, M, Smit, GSA, Wallis, G, et al. Estimation of the worldwide seroprevalence of cytomegalovirus: A systematic review and meta-analysis. Rev Med Virol. 2019; 29:e2034. https://doi.org/10.1002/rmv.2034.

[2] Plotkin SA, Boppana SB. Vaccination against the human cytomegalovirus. Vaccine. 2019 Nov 28;37(50):7437-7442. doi: 10.1016/j.vaccine.2018.02.089. Epub 2018 Apr 3. PMID: 29622379; PMCID: PMC6892274.

[3] King O, Al Khalili Y. Herpes Virus Type 6. [Updated 2022 Aug 8]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK540998/

[4] Schuster V, Kreth HW. Virusinfektionen. Pädiatrie. 2019:287–325. German. doi: 10.1007/978-3-662-57295-5_14. PMCID: PMC7176200.

[5] Rickinson A., Kieff E. Epstein-Barr Virus. In: Knipe D., Howley P., editors. Fields Virology. Fifth ed. Lippincott, Williams and Wilkins; Philadelphia, PA, USA: 2007. pp. 2655–2700.

[6] Saha A, Robertson ES. 2019. Mechanisms of B-cell oncogenesis induced by Epstein-Barr virus. J Virol 93:e00238-19. https://doi.org/10.1128/JVI.00238-19.

[7] Kramer, A., Schwebke, I. & Kampf, G. How long do nosocomial pathogens persist on inanimate surfaces? A systematic review. BMC Infect Dis 6, 130 (2006). https://doi.org/10.1186/1471-2334-6-130.

[8] Cho H, Proll SC, Szretter KJ, Katze MG, Gale M Jr, Diamond MS. Differential innate immune response programs in neuronal subtypes determine susceptibility to infection in the brain by positive-stranded RNA viruses. Nat Med. 2013 Apr;19(4):458-64. doi: 10.1038/nm.3108. Epub 2013 Mar 3. PMID: 23455712; PMCID: PMC3618596.

Stand: 05.2023