
So äußert sich und verläuft eine echte Grippe
Typisch für eine echte Grippe ist der plötzliche Krankheitsbeginn. Oft buchstäblich von heute auf morgen setzen die Beschwerden ein: Husten, Schnupfen, Halsweh, Kopf- und/oder Gliederschmerzen, auch bei einer Erkältung treten diese Symptome auf, doch bei einer echten Grippe fallen sie häufig deutlich schwerwiegender aus. Darüber hinaus können sich bei einer Influenza vor allem bei älteren, vorerkrankten und/oder immungeschwächten Menschen Komplikationen entwickeln. Wenn du also vermutest, dass bei dir oder einer anderen Person, die du betreust, eine echte Grippe vorliegt, solltest du unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Mit der Curalie App oder der Web-Lösung digital doctor kannst du z.B. ganz bequem eine Videosprechstunde vereinbaren.
Symptome der Grippe
Anders als bei einer Erkältung, die sich langsam entwickelt, treten die Beschwerden bei einer Influenza sehr plötzlich ein.
Zu den typischen Grippesymptomen gehören:
- rasch einsetzendes Fieber (zwischen 38° C und 40 ° C oder höher)
- trockener Husten ohne Schleim
- Kopfschmerzen
- Muskel- und Gelenkschmerzen im ganzen Körper
- Schüttelfrost
- starke Abgeschlagenheit und ausgeprägtes Krankheitsgefühl
- Halsschmerzen
- verstopfte und / oder laufende Nase
- Appetitlosigkeit
- starke Müdigkeit
Bei Säuglingen und Kleinkindern kann es außerdem zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen kommen.3
Nicht alle Personen, die sich mit Grippeviren anstecken, zeigen die typischen Beschwerden: Nur etwa ein Drittel bekommt tatsächlich Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und andere klassische Symptome. Ein weiteres Drittel der Erkrankten zeigt hingegen nur leichte, erkältungsähnliche Beschwerden ohne Fieber und beim verbliebenen Drittel können die Symptome sogar ganz fehlen.
Besonders bei älteren Menschen oder Personen mit bereits geschwächtem Immunsystem können das hohe Fieber und ausgeprägte Beschwerden fehlen. Hingegen zeigen vor allem Ältere Zeichen der Verwirrtheit und Desorientierung.
In der Regel dauert es 5-7 Tage, bis die Symptome einer unkomplizierten Grippe abklingen. Erschöpfung und vor allem Husten können jedoch hartnäckig sein und länger andauern.

Gipp
Unterschiede zur Erkältung & Covid-19
Die Symptome einer Erkältung ähneln denen einer Grippe und einer Corona-Infektion sehr stark. Jedoch gibt es insbesondere in ihrer individuellen Ausprägung und dem Verlauf wichtige Unterschiede, die man kennen sollte. Denn die rechtzeitige Unterscheidung ist wichtig, um falsche Selbstdiagnosen und damit eventuelle Folgeschäden und/oder Ansteckungen zu vermeiden.
Was passiert bei einer Grippe im Körper?
Es reicht schon eine geringe Menge an Influenzaviren, um sich zu infizieren. Die Inkubationszeit – also die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Symptome – beträgt bei einer Grippe etwa 1-2 Tage.
Die Viren gelangen über die Nase, Nasennebenhöhlen und Rachen in die unteren Atemwege und zerstören dort die Zellen der Schleimhaut. Dabei binden sie sich an die äußere Schicht (Flimmerepithel) der Atemorgane, indem sie einen Eiweißstoff ihrer Virushülle – das sogenannte Hämagglutinin – an die Rezeptoren auf der Oberfläche der Wirtszellen (hier die Zellen der Schleimhaut) binden. Ist dies geschehen, können die Viren ihre Erbinformation in die Zelle schleusen und in den Zellkern gelangen.
Im Zellkern vermehren sich die Influenzaviren anschließend rasant, bis sie so zahlreich geworden sind, dass sie mithilfe ihres Eiweißstoffs Neuraminidase die Zellmembran der Wirtszelle zerstören und freigesetzt werden. Auf diese Weise entstehen bis zu 100.000 neue Viren pro Tag, die weitere Zellen befallen.
Ist die Zellmembran der Wirtszelle (Schleimhaut) zerstört, stirbt sie. Geschieht dies wie oben beschrieben rasch und in großer Zahl, reagiert der Körper mit heftigen Entzündungsreaktionen wie Fieber – den typischen Grippesymptomen.
Maskenball der Viren
Normalerweise merkt sich unser Immunsystem, wenn es schon einmal Kontakt mit einem Krankheitserreger hatte. Um für eine erneute Invasion derselben Viren gewappnet zu sein, stellt es bestimmte Abwehrzellen zu deren Bekämpfung bereit – die sogenannten Antikörper.
Bei Grippeviren reagieren diese Antikörper auf die Oberflächenproteine der Virushülle, Hämagglutinine (H) und Neuraminidasen (N). Da diese und weitere Hüllenstrukturen von den Viren umgebaut werden können, treten immer wieder neue Virusvarianten mit veränderter Oberfläche auf – mit unschönen Konsequenzen für unsere Immunantwort. Die spezifischen Antikörper können die neuen Varianten nämlich nicht mehr erkennen.
Bin ich nach einer Grippe immun?
Ja und nein. Nach einer überstandenen Grippeerkrankung ist der Körper zwar gegen das Influenzavirus immun, dass die Erkrankung ausgelöst hat. Weil es aber so viele verschiedene Arten gibt und sich die Viren – vor allem die vom Typ A – sehr leicht verändern („mutieren“), kann man erneut an einer Grippe erkranken. Dies ist auch einer der Gründe, weshalb man sich jedes Jahr gegen Influenza impfen lassen sollte: Neue Virusvarianten weisen oft eine veränderter Oberfläche auf, die von den Abwehrzellen des Körpers nicht mehr erkannt werden.
Komplikationen und Folgen der Grippe
Komplikationen bei einer Grippeerkrankung betreffen vor allem die Atemwege und Lunge, können aber auch andere Organe befallen, darunter Herz und Gehirn. Die Auswirkungen der Komplikationen hängen dabei stark vom allgemeinen Gesundheitszustand der Betroffenen ab, weshalb eine Grippe besonders für Menschen mit Vorerkrankungen der Atemwege, der Nieren oder des Herzens sowie für Immungeschwächte sehr gefährlich werden kann. Auch Säuglinge und ältere Personen sind anfälliger für Komplikationen.
Bakterielle Superinfektion: Wenn sich Bakterien zu den Viren gesellen
Die durch Influenzaviren geschädigte Schleimhaut der Atemwege ist ein idealer Nährboden für Bakterien. Ihnen steht praktisch keine Abwehr mehr im Weg und sie können ungehindert die Lunge befallen. Somit besteht zusätzlich die Gefahr einer oder mehrerer bakteriellen Infektionen (sog. Super- bzw. Sekundärinfektionen), die häufig sehr viel schwerer als die Grippe selbst verlaufen.2,4
Solche Superinfektionen betreffen meist Lunge und andere Teile der Atemwege, wodurch es unter anderem zu folgenden Komplikationen kommen kann:
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Lungenentzündung durch Bakterien
Für die zum Teil lebensgefährlichen Lungenentzündungen sind meistens Bakterien wie Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus influenzae verantwortlich. Nachdem sich die Beschwerden für zwei bis drei Tage zunächst gebessert haben, kommt es zu einem plötzlichen Fieberanstieg und zunehmendem Husten mit eitrigem Auswurf.
In seltenen schweren Fällen kann es zu Abzessen (Eiteransammlung) in der Lunge kommen. Mit einer rechtzeitigen Behandlung der Influenza lässt sich das Risiko einer bakteriellen Superinfektion deutlich senken.
Akute Mittelohrentzündung (Otitis media)
Kindern klingeln bei der akuten Mittelohrentzündung sprichwörtlich die Ohren, sind sie doch besonders häufig betroffen. Erreger haben bei ihnen aufgrund der kürzeren Tuba auditiva leichtes Spiel. Diese „Ohrtrompete“ leitet u.a. Sekret aus dem Mittelohr ab.
Die Otitis media entwickelt sich oft in den Wintermonaten nach Infekten der oberen Atemwege und führt zu fieberhaften Ohrenschmerzen. Es handelt sich um eine häufige, wenn auch leichte Komplikation der Grippe.
Entzündung der Nasennebenhöhle (Sinusitis)
Infolge einer Grippe kann es gehäuft zu einer Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) kommen. Dabei füllen sich die Hohlräume rund um die Nase mit einer infektiösen Flüssigkeit, ausgelöst durch Viren oder Bakterien (v.a. Pneumokokken, Haemophilus influenzae). Betroffene leiden unter einer verstopften Nase und Kopfschmerzen.
Lungenentzündung durch Influenzaviren (primär-hämorrhagische Influenza-Pneumonie)
Auch Grippeviren können zu einer entzündeten Lunge führen. Diese Komplikation ist sehr selten, jedoch äußerst gefährlich. Bei einer primär-hämorrhagische Lungenentzündungkommt es zu einem extrem schnellen und häufig tödlichen Verlauf mit Lungenblutungen.
Verschlechterung bestehender Lungenerkrankungen
Bei Menschen mit einer bereits bestehenden Lungenerkrankung wie Asthma oder der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) kann sich diese durch eine Grippe verschlechtern.

Grippe
Menschen ohne Vorerkrankungen geht es mit einer echten Grippe nach etwa 5–7 Tagen schon wieder besser. Ist das nicht der Fall oder hast du von Anfang an sehr starke Beschwerden, solltest du aber unbedingt medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Was deine Ärztin oder dein Arzt für dich tun kann, warum du gar nicht unbedingt in ihre oder seine Praxis kommen musst und welche Untersuchungen sinnvoll sind, erklären wir dir in diesem Abschnitt.
Weitere mögliche Folgen einer Grippe
- Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz
- Lungenödeme (Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge aufgrund der Herzschwäche)
- Entzündungen von Herzmuskel oder Herzklappen (Myoendokarditis)
- Entzündungen von Gehirn und Hirnhäuten (Meningoenzephalitis)
- Erkrankung des Magen-Darm-Trakts
Risikofaktoren für eine schwere Grippe
Vor allem Kleinkinder und ältere Menschen tragen ein höheres Risiko für schwere Verläufe der Grippe. Prinzipiell kann es jedoch bei jedem zu Komplikationen kommen.3
Bei einem schweren Krankheitsverlauf verschlechtern sich die Beschwerden oft 3-10 Tage nach ihrem Beginn. Die Gefahr für Komplikationen wird neben dem Alter der Betroffenen vor allem durch Grunderkrankungen und in besonderen Lebenssituationen erhöht, dazu zählen u.a.
- chronische Herzerkrankungen
- chronische Lungenerkrankungen
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
- Immundefekte
- neurologische und neuromuskuläre Erkrankungen
- Adipositas (schwere Fettleibigkeit)
- (fortgeschrittene) Schwangerschaft sowie in den ersten zwei Wochen nach der Geburt
Aus diesem Grund wird die jährliche Grippeschutzimpfung vor allem für Menschen mit Grunderkrankungen und Schwangeren empfohlen.
Weitere Infos zur Grippe

Grippe
Hier erhältst du einen Überblick zu allen Themen rund um die Erkältung, sowie die wichtigsten Informationen zu Symptomen, Ursachen, Ansteckung und Behandlung mit Medikamenten und Hausmitteln auf einen Blick. Von hier aus kannst du dann tiefer in weitere Themen und Ratgeber-Artikel einsteigen.

Grippe
Nisten sich Influenza-Viren in deinen Atemwegen ein, reagiert dein Immunsystem mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen, um sie zu bekämpfen. Infolgedessen entwickeln sich die typischen Grippe-Symptome. Doch mit verschiedenen Maßnahmen kannst du deine Abwehrkräfte stärken und damit oftmals verhindern, dass du dich ansteckst. Wie dir das am besten gelingt und wie du auch deine Mitmenschen schützen kannst, liest du hier.

Grippe
Kräutertee, Hühnersuppe, Erkältungsbad – an Hausmitteln, die auch bei einer echten Grippe helfen sollen, herrscht kein Mangel. Aber welche wirken wirklich? Warum ergibt die Einnahme von Antibiotika keinen Sinn? Und wann und beim wem wird deine Ärztin oder dein Arzt eine antivirale Therapie mit einem Neuraminidasehemmer in Erwägung ziehen? Hier bekommst du Antworten.
Quellen
(1) https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/influenza.html
(2) https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/grippe/was-ist-grippe/
(3) https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Influenza_saisonal.html
(4) https://next.amboss.com/de/article/Bm0z3g?q=influenza#Za72c6651780a156d4f79b3975508d09a
(5) Robert-Koch-Institut: Influenza (Teil 1): Erkrankungen durch saisonale Influenzaviren, RKI-Ratgeber für Ärzte. Robert Koch-Institut.
(7) Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2022: Epidemiologisches Bulletin 4/2022
(8) Groß: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. 3. Auflage Thieme 2013, ISBN: 978-3-131-41653-7
(9) RKI: SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19)
(10) RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Schutzimpfung gegen Influenza
(11) Ferroni E, Jefferson T. Influenza. BMJ Clin Evid 2011: pii: 0911
(12) Little P, Moore M, Kelly J, et al. Ibuprofen, paracetamol, and steam for patients with respiratory tract infections in primary care: pragmatic randomised factorial trial. BMJ 2013; 347: f6041
(13) Rennard BO, Ertl RF, Gossman GL, Robbins RA, Rennard SI; Chicken soup inhibits neutrophil chemotaxis in vitro. Chest. 2000 Oct;118(4): 1150-7
(14) Jefferson T, Jones MA, Doshi P et al. Neuraminidase inhibitors for preventing and treating influenza in adults and children. Cochrane Database Syst Rev 2014; (4): CD008965.
(15) Zahmatkash M, Vafaeenasab MR. Comparing analgesic effects of a topical herbal mixed medicine with salicylate in patients with knee osteoarthritis. Pak J Biol Sci. 2011
(16) Manzoli, L. et al. Effectiveness and harms of seasonal and pandemic influenza vaccines in children, adults and elderly: a critical review and re-analysis of 15 meta-analyses. Hum Vaccin Immunother, 2012. 8(7): p: 851-62
(17) Heneghan CJ, Onakpoya I, Jones MA, Doshi P, Del Mar CB, Hama R, et al. Neuraminidase inhibitors for influenza: a systematic review and meta-analysis of regulatory and mortality data. Health Technol Assess. 2016;20(42):1-242.
(18) Demicheli V, Jefferson T, Ferroni E, Rivetti A, Di Pietrantonj C. Vaccines for preventing influenza in healthy adults. Cochrane Database Syst Rev 2018;(2):CD001269.
(19) Abuelgasim H, Albury C, Lee J. Effectiveness of honey for symptomatic relief in upper respiratory tract infections: a systematic review and meta-analysis. Epub ahead of print 2020 August 18 doi: 10.1136/bmjebm-2020-1113362020
Stand: 05.2023