
Behandlung eines Typ-2-Diabetes
Beim Thema Behandlung denken viele sofort an Insulin. Doch die medikamentöse Therapie ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Gerade in frühen Stadien lässt sich ein Typ-2-Diabetes lange Zeit vor allem durch Ernährungs- und Bewegungstherapie in den Griff bekommen. Außerdem gibt es außer Insulin noch weitere Medikamente. Für Patienten mit einem Typ-2-Diabetes steht ein spezielles Patientenprogramm in unserer App zur Verfügung, unser Diabetes Guide.
Wie wird Typ-2-Diabetes behandelt?
Diabetes-assoziierte Begleit- und Folgeerkrankungen vermindern die Lebensqualität und die Lebenserwartung der Betroffenen. Oberstes Ziel in der Therapie des Diabetes Typ 2 ist es, den Blutzucker dauerhaft auf ein gesundes Niveau zu bringen. Nur so lassen sich drohende Folgeschäden verhindern. Wie stark die Blutglukosewerte abzusenken sind, ist individuell unterschiedlich und hängt von Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand sowie bereits bestehenden Begleiterkrankungen der Patienten ab. Die Chancen, dieses Ziel zu erreichen, stehen dank vielfältiger Behandlungsmöglichkeiten heute besser als jemals zuvor.1,2
Die Therapie setzt bei den veränderlichen Einflussgrößen an, die in den meisten Fällen zur Krankheitsentstehung beigetragen haben – in erster Linie Fehlernährung, Bewegungsmangel, Rauchen. Du selbst kannst diesen schädlichen Einfluss stoppen und durch gezielte Verhaltensänderung deine Gesundheit schützen. Kein Wunder also, dass innerhalb des Therapie-Stufenplans für Menschen mit Typ-2-Diabetes eine gesunde Lebensweise an erster Stelle steht.
- Stufe 1 (Basistherapie):Lebensstiländerungen (gesunde Ernährung, Bewegungstraining, Rauchverzicht) sind das Herz der Therapie und bleiben es auch dann, wenn später gegebenenfalls Medikamente dazukommen. Zentrales Therapieziel ist ein Langzeitblutzucker (HbA1c-Wert) zwischen 6,5 und 7,5 %; wird dieser Zielwert nach drei bis sechs Monaten verfehlt, erfolgt der Wechsel auf die nächsthöhere Stufe.
- Stufe 2 (Monotherapie):Ein Medikament (mono = einzeln) wird verordnet, um den HbA1c-Zielwert zu erreichen – in der Regel das Standardmittel Metformin. Wer Metformin nicht einnehmen darf (z.B. Patienten mit hochgradiger Nierenschwäche oder instabiler Herzschwäche) oder aufgrund der Nebenwirkungen nicht verträgt, erhält andere blutzuckersenkende Tabletten oder bereits jetzt Insulin. Liegt der HbA1c-Wert nach drei bis sechs Monaten über dem Zielwert, bietet sich der Wechsel auf die nächsthöhere Stufe an.
- Stufe 3 (Kombinationstherapie):Metformin bzw. das zuvor verordnete Medikament wird um ein zweites blutzuckersenkendes Mittel ergänzt (Zweifachkombination). Insulin kommt auf dieser Behandlungsstufe bereits häufiger zum Einsatz, in manchen Fällen auch als alleiniges Medikament (bei Unverträglichkeit von Tabletten). Ist der HbA1c-Wert nach drei bis sechs Monaten immer noch zu hoch, wird der Wechsel auf die letzte Stufe erwogen.
- Stufe 4 (Intensivierte Insulintherapie):Insulin ist zwingend notwendig. Abhängig von der individuellen Situation stehen mehrere Therapieoptionen zur Verfügung. Zusätzlich zum Insulin können GLP-1-Agonisten gespritzt werden. Blutzuckersenkende Tabletten werden weiterhin eingenommen.
Medikamentöse Therapie bei Typ 2 Diabetes
Um den Blutzucker medikamentös zu senken, kommen hauptsächlich drei Gruppen von Arzneimitteln zum Einsatz:
- orale Antidiabetika
- GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Inkretin-Mimetika)
- Insulinpräparate
Damit Patienten ihren Blutzucker genau einstellen können, sind regelmäßige Selbstmessungen und ärztliche Kontrollen notwendig. Nur so lassen sich Über- und Unterzuckerungen vermeiden.
Orale Therapie (Tabletten)
Je nach Gesundheitszustand und Alter der Patienten verordnen Ärzte unterschiedliche Medikamente. Solange die Insulinproduktion beim Diabetes Typ 2 noch funktioniert, wird die medikamentöse Therapie zunächst mit oralen Antidiabetika begonnen. Hier gibt es mehrere Wirkstoffe, die einzeln eingenommen oder miteinander kombiniert werden können. Eine gemeinsame mögliche Nebenwirkung dieser Präparate ist das Risiko für eine Unterzuckerung.
Wirkstoff | Wirkung | Mögliche Nebenwirkungen |
---|---|---|
Biguanide Metformin |
| sehr häufig: Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Übelkeit, Durchfall, Verstopfung) häufig: Geschmacksveränderungen sehr selten: lebensbedrohliche Übersäuerung des Blutes (Laktatazidose) |
SGLT2-Hemmer (Gliflozine) Canagliflozin Dapagliflozin Empagliflozin Ertugliflozin | hemmen das Protein SGLT2, das Glukose von der Niere ins Blut transportiert; dadurch wird mehr Glukose über die Niere ausgeschieden | häufig: Infektionen im Genitalbereich, übermäßiger Durst selten: Ketoazidose (lebensbedrohliche Übersäuerung des Blutes) geringfügig erhöhtes Blasen- und Brustkrebsrisiko |
DPP-4-Hemmer (Gliptine) Linagliptin Saxagliptin Sitagliptin Vildagliptin | blockieren das Enzym Dipeptidylpeptidase 4 (DDP 4), das blutzuckersenkende Darmhormone abbaut; dadurch wird deren Wirkung verbessert | häufig: Schnupfen und Magen-Darm-Probleme |
Sulfonylharnstoffe Glibenclamid Gliclazid Glimepirid Gliquidon | fördern die Insulin-Freisetzung in der Bauchspeicheldrüse (unabhängig von der Höhe des Blutzuckers) | häufig: langanhaltende Unterzuckerung und Gewichtszunahme gelegentlich: Magen-Darm-Beschwerden, allergische Hautreaktionen |
Alpha-Glukosidase-Hemmer Acarbose | verzögern die Aufspaltung von Kohlenhydraten im Darm; dadurch steigt der Blutzucker nach dem Essen langsamer und weniger stark | häufig: Magen-Darm-Beschwerden (vor allem zu Therapiebeginn) |
Glinide Nateglinid Repaglinid | fördern die Insulin-Ausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse; (anders als die Sulfonylharnstoffe) in Abhängigkeit von der Höhe des Blutzuckers | häufig: Unterzuckerung und Gewichtszunahme selten: Sehstörungen, Hautausschläge, Anstieg der Leberenzyme |
Glitazone (Insulin-Sensitizer) Pioglitazon | machen die Zellen empfänglicher für Insulin und wirken so der Insulinresistenz entgegen | häufig: Gewichtszunahme, Atemwegsinfektionen, Sehstörungen erhöhtes Herzschwäche-Risiko aufgrund von Wasseransammlungen geringfügig erhöhtes Risiko für Blasenkrebs |
GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Inkretin-Mimetika)
Zur Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten gehören unter anderem die Wirkstoffe Dulaglutid, Exenatid, Liraglutid und Semaglutid (das als einziger Wirkstoff auch in Tablettenform erhältlich ist). Sie werden unter die Haut injiziert und senken wie das natürliche Darmhormon GLP 1 den Blutzucker, indem sie die Insulinfreisetzung fördern und die Glucagon-Ausschüttung blockieren (sogenannter Inkretin-Effekt). Zudem verzögern sie die Magenentleerung und verstärken das Sättigungsgefühl im Gehirn, womit eine Abnahme des Körpergewichts leichter wird. Das Risiko für Unterzuckerungen ist dabei sehr gering. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen sehr häufig Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Durchfall), in häufigen Fällen Entzündungen an der Einstichstelle sowie sehr selten Herzrhythmusstörungen und Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Aufgrund der hohen Kosten bezahlen die Krankenkassen die Behandlung (meist in Kombination mit Insulin) nur dann, wenn andere Therapieformen nicht ausreichend wirken.
Insulin
Während beim Typ-1-Diabetes eine Insulingabe immer notwendig ist, weil ihre Bauchspeicheldrüse selbst kein Insulin mehr produziert, stehen Menschen mit Diabetes Typ 2 eine ganze Reihe konservativer Therapien zur Verfügung, mit denen sie ihre Blutzuckerspiegel auf ein gesundes Niveau senken können. Die folgenden Anzeichen sprechen jedoch in der Regel eindeutig dafür, dass Typ-2-Diabetespatienten zusätzliches Insulin benötigen:
- Sie verfehlen ihre individuellen Blutzucker- und HbA1c-Ziele, obwohl alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden.
- Sie haben ungeplant und ungewollt Gewicht verloren.
- Azeton tritt im Urin auf, bei gleichzeitig deutlicher Harnzuckerausscheidung)
- ggf. weitere Zeichen der schlechten Diabeteseinstellung wie Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Nervenschmerzen – dies ist zwingend mit dem Arzt abzuklären!
Die Insulin-Therapie sollte auf deine Bedürfnisse zugeschnitten sein und deinem individuellen Gesundheitsprofil entsprechen. Welche Therapieform dir am besten hilft, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel: (DB)
- wie dein Blutzucker über den Tag hinweg verläuft
- wie wirksam andere Medikamente bei dir sind
- welche Nebenerkrankungen du hast
- wie du dich ernährst
- ob und, wenn ja, wie stark übergewichtig du bist
- wie leicht oder schwer es dir fällt, Insulin zu spritzen und die richtige Menge Mahlzeiteninsulin zu berechnen
Die verschiedenen Therapieformen unterscheiden sich darin …
- welche Art von Insulin zu Einsatz kommt (kurz-, langwirkend oder beides)
- wie oft Insulin gespritzt wird (ein-, zwei- oder dreimal pro Tag)
- ob eine feste Insulinmenge verabreicht wird oder ob die Dosis abhängig von Blutzucker und Mahlzeit berechnet bzw. mithilfe eines Korrekturplans bestimmt wird

Diabetes Typ 2
Erfahre mehr darüber wie die Behandlung eines Typ-2-Diabetes mit Insulin funktioniert, welche Nebenwirkungen auftreten können und wie man Insulin spritzt.
Ernährung & Bewegung
Ernährung und Bewegung sind zwei absolut unterschätzte Bestandteile sowohl der Prävention als auch der Behandlung eines Typ-2-Diabetes. Sie haben entscheidenden Einfluss auf den Stoffwechsel, Blutzuckerspiegel und das Körpergewicht. Und insbesondere Bewegungsmangel und Übergewicht sind zwei entscheidende Risikofaktoren für das Entstehen der Zuckerkrankheit.
Die Curalie App unterstützt dich
In der Curalie App findest du zahlreiche Rezepte, Informationsangebote und Ernährungs- und Trainingspläne mit Videoanleitung, die dich bei der Vorbeugung unterstützen – kostenlos. Verschaffe dir einen Überblick über alle Gesundheitsprogramme. Du kannst sofort auf sämtliche Übungen und Rezepte zugreifen, während dich die App gleichzeitig mit täglich oder wöchentlich wechselnden Aufgaben motiviert, am Ball zu bleiben. Nachfolgend ein paar Beispiele.

Diabetes Typ 2
Die Ernährung hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Risiko, ob du an einem Typ-2-Diabetes erkrankst. Ebenso wichtig ist die Ernährung zur Behandlung bei bestehender Zuckerkrankheit, da sie den Blutzuckerspiegel maßgeblich beeinflusst.

Diabetes Typ 2
Ebenso wie eine unausgewogene Ernährung begünstigt auch Bewegungsmangel die Entstehung eines Diabetes Typ 2. Und auch bezüglich der Behandlung der Krankheit spielt sie eine große Rolle, lange vor dem Einsatz von Insulin und anderen Medikamenten.
So kannst du dein Curalie Programm starten
Curalie App im App Store oder bei Google Play herunterladen
Nutzerkonto anlegen
Kostenfreies Informations- oder Präventionsprogramm auswählen und starten
Einem Typ-2-Diabetes vorbeugen
Typ-2-Diabetes ist kein unausweichliches Schicksal. Du kannst einiges tun, um dein Erkrankungsrisiko zu reduzieren. Doch so einfach unsere Tipps zur Vorbeugung auch klingen mögen, so schwer sind sie auch umzusetzen und in den Alltag zu integrieren.
So kannst du Diabetes Typ 2 vorbeugen:
- Übergewicht reduzieren
- Nicht rauchen
- Alkohol nur in Maßen (maximal ein Glas Weiswein oder ein 0,5 L Bier)
- Viel bewegen (täglich mindestens 30 Minuten)
- Ausgewogene Ernährung (Salz und Zucker reduzieren, geringe Energiedichte, Ballaststoffe helfen bei einem gestörten Zucker- und Fettstoffwechsel und verbessern zudem die Effektivität des körpereigenen Insulins in den Organen. Etwa 15 g Gramm Ballaststoffe pro Tag und 1000 Kalorien (also etwa 30 g) werden empfohlen.
- Viel Obst und Gemüse essen. Auch Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen sind reich an Ballaststoffen
- Den Blutdruck regelmäßig prüfen und hohen Blutdruck senken bzw. behandeln
- Ausreichend Schlafen und Stress reduzieren
Ohne zeitliche Begrenzung
Zum besseren Management des Typ-2-Diabetes.
So kannst du dein Gesundheitsprogramm starten
Curalie App im App Store oder bei Google Play herunterladen
Nutzerkonto anlegen
Gesundheitsprogramm mit Code deiner medizinischen Einrichtung aktivieren
Weitere Infos zum Typ-2-Diabetes

Diabetes Typ 2
Die wichtigsten Fakten und einen Überblick rund um Diabetes Typ 2 findest du auf unserer Übersichtsseite.

Diabetes Typ 2
Bei der Entstehung der Zuckerkrankheit wirken viele Faktoren zusammen. Eine Schlüsselrolle spielt jedoch das Hormon Insulin, welche den Glukosestoffwechsel maßgeblich beeinflusst.

Diabetes Typ 2
Welche Folgen kann ein Typ-2-Diabetes haben und wie beugt man vor? Und was ist eigentlich ein „Diabetes-Fuß“?
Stand: 09.2022