
Ursachen für Bluthochdruck
Dass der Blutdruck im Tagesverlauf schwankt, ist gesund und ganz normal. Je nachdem, wie sehr uns etwas körperlich anstrengt oder emotional aufregt, fließt mal mehr und mal weniger Blut durch unsere Adern. Mehrere körpereigene „Systeme“ arbeiten dafür zusammen. Es ist möglich, dass eine andere Krankheit dieses Teamwork stört und sich infolgedessen eine sekundäre arterielle Hypertonie entwickelt. Weitaus häufiger lässt jedoch ein ungesunder Lebensstil den Blutdruck entgleisen. Das bedeutet aber auch: Wer es z.B. schafft, sich ausgewogener zu ernähren und regelmäßig körperlich aktiv zu sein, der kann sein Hypertonie-Risiko deutlich senken. Du hast deinen Blutdruck gemessen oder in einer Apotheke messen lassen und bist unsicher, ob er zu hoch ist? Dann nutze unsere Videosprechstunde, um schnell und bequem mit einer Ärztin oder einem Arzt über deine Werte zu sprechen.
Bluthochdruck lässt sich oft vermeiden
Das Hypertonie-Risiko steigt generell mit dem Lebensalter, vor allem, weil die Blutgefäße im Laufe der Zeit ihre Elastizität verlieren und versteifen. Bis sie etwa das 50. Lebensjahr erreichen, besitzen Frauen im Allgemeinen einen etwas niedrigeren Blutdruck als gleichaltrige Männer.1
Jeder fünfte Mann zwischen 40 und 49 weist bereits zu hohe Werte auf. Danach holen die Frauen auf, da sich ihr Hormonhaushalt in den Wechseljahren umstellt: Ihr Körper produziert immer weniger blutdrucksenkende Östrogene. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern zwischen 70 und 79 liegt die Hypertoniequote dann schon bei 75 Prozent.2
Aber: Es sind nicht nur Erwachsene betroffen. Das Robert Koch Institut (RKI) in Berlin und die Deutsche Hochdruckliga gehen davon aus, dass auch 3–4 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland, also bis zu 840.000 Mädchen und Jungen, zu hohe Blutdruck-Werte aufweisen, vor allem, weil viele von ihnen übergewichtig sind, und/oder sich zu wenig bewegen und zu wenig Sport treiben.3,4
In der Medizin wird die Hypertonie grob in zwei Kategorien eingeteilt:
- Stellt sich heraus, dass eine arterielle Hypertonie von einer anderen Erkrankung verursacht und aufrechterhalten wird, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem sekundären Bluthochdruck.
- Wirkt keine andere Erkrankung im Hintergrund sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem primären oder essenziellen Bluthochdruck.
Von 100 Menschen mit Bluthochdruck haben 90 bis 95 eine primäre arterielle Hypertonie. Nur fünf bis zehn Prozent aller Betroffenen haben eine sekundäre arterielle Hypertonie.
Ursachen für sekundären Bluthochdruck
Am häufigsten lässt er sich auf eine der folgenden Krankheiten zurückführen:
- Nierenerkrankungen, z.B. Entzündungen, Nebennierentumore oder Engstellen/Verschlüsse („Verkalkungen“) in der Nierenschlagader
- Hormonstörungen, z. B. eine Schilddrüsenüberfunktion oder Tumore in der Hirnanhangdrüse (Morbus Cushing)
- Schlafapnoe, also häufige Atemaussetzer während des Schlafes
Können diese Erkrankungen erfolgreich behandelt werden, kann sich auch der Blutdruck in den meisten Fällen wieder normalisieren.
Gelingt es dem Körper einer Frau nicht, sich richtig anzupassen, kann der Blutdruck auch in der Schwangerschaft gefährlich ansteigen (Präeklampsie). Die werdenden Mütter bekommen dann oft ungewöhnlich starke Kopfschmerzen, die von Schwindel, Übelkeit und/oder Wassereinlagerungen (Ödemen) begleitet werden können. Sollte das bei dir der Fall sein, solltest du umgehend deine Ärztin oder deinen Arzt aufsuchen oder dich in ein Krankenhaus begeben.
Darüber hinaus können auch bestimmte Medikamente einen sekundären Bluthochdruck auslösen. Vor allem Wirkstoffe wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen, die Schmerzen lindern, Entzündungen hemmen und/oder Fieber senken, sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), können den Blutdruck langfristig in die Höhe treiben.
Frauen, die mit der Pille verhüten, entwickeln ebenfalls häufiger eine sekundäre arterielle Hypertonie.7 Solltest du also eines der genannten Präparate längere Zeit einnehmen (müssen), kann es nicht schaden, wenn du deinen Blutdruck gelegentlich misst oder messen lässt. Sollten sich deine Werte dann Richtung Bluthochdruck verändern, kann dir deine Ärztin oder dein Arzt eventuell ein anderes Arzneimittel verordnen, bei dem diese Nebenwirkung seltener auftritt.
Wie Erkrankungen den Blutdruck verändern
Aber wie können die oben genannten Erkrankungen den Blutdruck überhaupt verändern? Was genau gerät im Körper durcheinander, wenn die Blutdruckwerte zu sehr steigen? Um die Antworten darauf besser einordnen zu können, hilft es, sich vor Augen zu führen, wie der (gesunde) Blutdruck von deinem Körper gesteuert und überwacht wird. Dabei arbeiten mehrere „Systeme“ zusammen.
Die Hormone
Die Regulation des Blutdrucks spielt eine so (lebens-)wichtige Rolle, dass gleich mehrere körpereigene Botenstoffe daran beteiligt sind:
- Angiotensin II: Dieses Hormon wird von den Nieren produziert und kann die Blutgefäße verengen, wodurch der Blutdruck steigt. Angiotensin II kann auch das Hormon Aldosteron aus der Nebenniere freisetzen.
- Aldosteron: Dieses Hormon stammt aus den Nebennieren und hilft, das Gleichgewicht von Natrium und Kalium im Körper zu regulieren. Zusätzlich kann es ebenfalls die Blutgefäße verengen.
- Adrenalin (Epinephrin) wird ebenfalls von den Nebennieren freigesetzt und bereitet den Körper auf große Anstrengungen vor. Es verengt die Blutgefäße und beschleunigt den Herzschlag (s. oben).
- Noradrenalin (Norepinephrin) besitzt eine sehr ähnliche Wirkung wie Adrenalin, wird aber nicht von den Nebennieren, sondern von bestimmten Nervenzellen freigesetzt.
Eine entscheidende Rolle spielt auch das Enzym Renin. Sinkt der Blutdruck, setzen die Nieren mehr Renin frei. Es wandelt ein anderes Protein in Angiotensin I um, aus dem mithilfe eines weiteren Enzyms schließlich Angiotensin II wird (s. oben). Das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) reguliert aber nicht nur den Blutdruck, sondern auch den Flüssigkeits- und Elektrolyt-Haushalt des Körpers. Daher ist das RAAS auch eine wichtige Ansatzstelle für blutdrucksenkende Medikamente.8
Die Blutgefäße
Vor allem in den Gefäßwänden der Aorta befinden sich unzählige „Messfühler“ (Barorezeptoren), die rund um die Uhr an das Gehirn melden, ob und wie schnell sich der Blutdruck ändert. Fällt er, nimmt die Aktivität der Barorezeptoren ab und sie senden weniger Signale ans Gehirn. Die Folge: Bestimmte Nervenzellen werden dort nun nicht mehr gehemmt, sondern sie senden u.a. „Befehle“ an den Herzmuskel, die dafür sorgen, dass sich seine Pumpfrequenz beschleunigt, der sogenannte Baroreflex.9
Auch dank ihm kann dein Körper sekundenschnell auf Blutdruckschwankungen reagieren.10
Arbeiten diese Systeme alters- und/oder krankheitsbedingt nicht mehr richtig zusammen, steigt das Hypertonie-Risiko.
Bluthochdruck & Schlafapnoe: ein gefährliches Duo
Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) kann eine Ursache für einen schwer einstellbaren Bluthochdruck sein. Es handelt sich hierbei um eine ernste Atemstörung im Schlaf, bei der die Atemmuskulatur im Schlaf erschlafft und somit den Luftstrom beeinträchtigt. Das führt zu wiederholten nächtlichen Atemaussetzern, bekannt als Apnoen, von mindestens zehn Sekunden Dauer. Diese können sich bei schweren Fällen über 100 Mal pro Nacht wiederholen.
Das Problem dabei: Betroffene selbst bekommen davon gar nichts mit. Am Morgen fühlen sie sich lediglich erschöpft, auch wenn sie scheinbar ausreichend geschlafen haben. Denn jeder Atemaussetzer führt zu einer Stressreaktion des Körpers, die oft unbewusst abläuft und nur wenige Sekunden dauert. Durch diese Stressreaktion verhindert der Körper das Ersticken und befreit die Atemwege, indem die erschlaffte Muskulatur sich wieder anspannt.
Die Stresshormone, die dafür bei jedem Atemaussetzer ausgeschüttet werden müssen, erhöhen den Blutdruck und können sich auch auf andere Körperfunktionen negativ auswirken. Langfristig birgt eine unbehandelte Schlafapnoe erhebliche gesundheitliche Risiken und kann die Lebenserwartung um bis zu 10 Jahre verkürzen.
Am häufigsten entwickeln übergewichtige Männer im Alter zwischen 40 und 65 ein OSAS. In vielen Fällen kommen weitere Risikofaktoren hinzu, etwa Tabak-, Alkohol- und/oder Schlafmittelkonsum, Bewegungsmangel oder Stress.
Übergewicht und Bewegungsmangel sind häufigste Ursache
Keine Frage, auch bei dir kann sich natürlich aus einem der genannten Gründe ein sekundärer Blutdruck entwickeln.
Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: In 90–95 Prozent der Fälle handelt es sich um einen primären Bluthochdruck. Es ist also deutlich wahrscheinlicher, dass dein bisheriger Lebensstil deine Blutdruck-Werte auf ungesunde Art und Weise verändert hat.
Umso drängender stellt sich die Frage: Ab welchen Werten ist mein Blutdruck zu hoch? Woran merke ich das? Was kann ich dagegen tun? Wie kann mir meine Ärztin oder mein Arzt dabei helfen?

Bluthochdruck
Blutdruckwerte & Blutdruck messen
Ab wann gilt mein Blutdruck als zu hoch und welche Werte sind normal? Und wie kann ich meinen Blutdruck eigentlich selbst messen?
Die Forschung hat mittlerweile sechs Risikofaktoren identifiziert, die dafür verantwortlich sein können:11
- Übergewicht
- Ungesunde Ernährung
- Bewegungsmangel
- Alkoholkonsum
- Tabakkonsum
- Dauerstress
Es liegt auf der Hand, dass sich diese „Übeltäter“ wechselseitig beeinflussen und verstärken können. Wer sich z.B. ungesund ernährt, wiegt alsbald zu viel. Und bei Übergewicht fällt es dann vielen zunehmend schwerer, sich regelmäßig zu bewegen und Sport zu treiben. Ebenso wird bei Dauerstress nicht nur eine ungesunde Ernährung wahrscheinlicher, Stichwort Fast Food („schnelles Essen“), sondern chronisch überlastete oder überforderte Menschen greifen auch eher zu alkoholischen Getränken oder zur Zigarette. Mit anderen Worten: Je mehr Risikofaktoren bei einem Menschen zusammenkommen, je länger sie bestehen und sich gegenseitig potenzieren können, desto wahrscheinlicher wird es, dass diese Person eine behandlungsbedürftige arterielle Hypertonie entwickelt.
Tipp: Nutze den „Gesundheits-Check“ in der Curalie App, um dein persönliches Risikoprofil zu ermitteln. Mit verschiedenen Fragebögen kannst du dort herausfinden, ob bei dir gesundheitlich noch alles im grünen Bereich liegt oder, ob und wie du gezielt gegensteuern solltest.
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Risikofaktoren effektiv vorbeugen
Inzwischen kann die Medizin auch ziemlich genau erklären, wie ein problematischer Lebensstil den Blutdruck aus dem Gleichgewicht bringt.12,13
Ernährung
Zu viel Zucker, zu viel Salz und zu viele tierische Fette, dieses Trio ist mit Abstand für die meisten Fälle von Übergewicht verantwortlich (siehe oben). Der Körper nutzt Zucker beziehungsweise Glucose zwar als Energiequelle, doch was er nicht braucht, speichert er für schlechte Zeiten, die aber nie wirklich kommen. Industriezucker und Weißmehlprodukte lassen außerdem den Blutzuckerspiegel ständig Achterbahn fahren. Die Folge: Heißhungerattacken. Ganz ähnlich verhält es sich bei den Fetten. Auch auf sie ist der Körper angewiesen. Tierische Fette enthalten jedoch, vor allem, wenn sie gegrillt oder frittiert werden, (zu) viele gesättigte Fettsäuren beziehungsweise Transfette, die den Gehalt des „schlechten“ LDL-Cholesterins im Blut erhöhen. Diese sogenannten Lipoproteine geringer Dichte können, so wie Bluthochdruck auch, zu Ablagerungen in den Gefäßwänden (Arteriosklerose) führen. Das im Salz enthaltene Natrium bindet dagegen Flüssigkeit im Körper und macht durstig. Die Folge ist ein erhöhtes Blutvolumen, das die Arterienwände belastet.
Check dein Risiko: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn hat zehn Regeln formuliert, die – wenn du versuchst, dich jeden Tag daran zu halten –, eine vollwertige und gesunde Ernährung gewährleisten.14
Gehe die folgende Checkliste in Ruhe und ehrlich durch.
Isst du idealerweise…:
- … jeden Tag etwa 400 g Gemüse und etwa 250 g Obst?
- … regelmäßig etwa 70 g Hülsenfrüchte, z.B. Linsen, und etwa 25 g Nüsse?
- … jeden Tag Vollkorn-Produkte und nimmst so täglich etwa 30 g Ballaststoffe zu dir?
- … jeden Tag Milchprodukte, z.B. Quark oder Joghurt?
- … jeden Tag etwa 150 g fermentierte Milchprodukte, z. B. Kefir oder Buttermilch?
- … regelmäßig (See-)Fisch, z.B. Kabeljau, Hering, Forelle oder Karpfen, der gesundes Jod und gesunde Omega-3-Fettsäuren enthält?
- … so wenig (zugesetzten) Haushaltszucker wie möglich (Süßigkeiten, gesüßte Getränke usw.)?
- … nicht mehr als 6 g Salz pro Tag?
- … nicht mehr als 300 g (niedriger Kalorienbedarf) oder 600 g (hoher Kalorienbedarf) Fleisch und Wurst pro Woche?
Zusätzlich solltest du jeden Tag mindestens 1,5 Liter trinken, am besten Wasser oder ungesüßte Tees. Wie sieht es bei dir aus? Je häufiger du gerade mit „Ja“ antworten konntest, desto gesünder ernährst du dich bereits und umso mehr kann auch dein Blutdruck davon profitieren.
Bewegungsmangel
Wer regelmäßig Sport treibt und auch im Alltag so oft wie möglich körperlich aktiv ist, „verbrennt“ nicht nur überschüssige Kalorien (siehe „Problem Übergewicht“), sondern sorgt auch dafür, dass seine Blutgefäße länger dehnbar bleiben. Dadurch können sie sich auch im Alter noch besser weiten und den Blutdruck bei Bedarf schneller nach unten regulieren. Bei Bewegungsmangel verengen und versteifen sich die Arterien dagegen früher.
Check dein Risiko: Bist du jede Woche insgesamt etwa 150 Minuten körperlich so aktiv, dass du die Anstrengung spürst, dich dabei aber noch unterhalten könntest? Dann hältst du dich an die allgemeine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO und tust bereits eine ganze Menge, um dein Hypertonie-Risiko zu senken.
Sollte dies bei dir (noch) nicht der Fall sein, können dir folgende Tipps helfen:
- Wenn du berufsbedingt viel sitzen musst, steh regelmäßig auf, geh ein paar Schritte und mach ein paar Dehnübungen – Stichwort „Bewegte Pause“ (ein Programm mit diesem Titel findest du übrigens in deiner Curalie App).
- Nutze jede Chance im Alltag, um dich zu bewegen: Nimm die Treppe statt den Fahrstuhl. Steig eine Station früher aus dem Bus oder der Bahn und geh den Rest zu Fuß. Lass für kurze Strecken dein Auto stehen und fahr mit dem Fahrrad (nein, nicht mit dem E-Bike).
- Schließ dich einem Sportverein, einer Mannschaft an oder verabrede dich mit Freunden. In der Gruppe könnt ihr euch beim Training gegenseitig motivieren und ihr habt gemeinsam mehr Spaß daran, euch zu bewegen.
- Kombiniere am besten eine Ausdauersportart, z.B. Schwimmen, Joggen, Walken oder Radfahren, mit regelmäßigen Krafttrainingseinheiten (ein „Full-Body-Workout“ findest du z.B. in deiner Curalie App). Gönn deinem Körper aber auch bewusste Bewegungspausen, damit sich deine Muskeln in Ruhe regenerieren können.
Wichtig: Wenn bei dir bereits ein zu hoher Blutdruck festgestellt wurde und du (wieder) körperlich aktiv werden willst, solltest du zuvor eine ärztliche Belastungsuntersuchung durchführen lassen, um herauszufinden, welche Bewegungsart für dich am besten geeignet ist und wie intensiv du sie betreiben kannst.
Alkohol
Bestimmt hast du auch schon mal gehört, dass ein Glas Rotwein am Tag das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken soll. Tatsächlich enthält Rotwein das Polyphenol Resveratrol, welches einen körpereigenen Botenstoff aktivieren kann, der die Blutgefäße vor „Verkalkung“ schützt. Das Problem: Dieser Wirkmechanismus wurde in Studien lediglich im Reagenzglas nachgewiesen. Und: Häufig wurden und werden solche Untersuchungen von der Alkoholindustrie finanziert. Es ist also Vorsicht geboten, denn: Gelangt Alkohol in den Körper, hat das unmittelbar Auswirkungen auf den Blutdruck.15 Es werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet (siehe „Problem Dauerstress“), die das Herz schneller schlagen lassen. Außerdem verengen sich bestimmte Blutgefäße.16 Die medizinische Empfehlung fällt daher eindeutig aus:
- Männer sollten pro Tag höchstens zwei alkoholische Einheiten zu sich nehmen.
- Frauen sollten pro Tag höchstens eine alkoholische Einheit zu sich nehmen.
Zusätzlich sollten beide Geschlechter an zwei Tagen in der Woche ganz auf alkoholische Getränke verzichten. Du fragst dich vielleicht, was sich hinter dem Begriff „alkoholische Einheit“ verbirgt. Hier einige Beispiele. Einer „alkoholischen Einheit“ entsprechen:
- 250 Milliliter Bier
- 100 Milliliter Wein
- 40 Milliliter Schnaps
Check dein Risiko: Alkohol hat bei vielen Anlässen und in diversen kulturellen Zusammenhängen auch eine wichtige soziale, verbindende Funktion. Außerdem wirkt er beruhigend und angstlösend. Da kann es vor, in und/oder nach ganz unterschiedlichen Situationen ziemlich schwierig werden, auf Alkohol zu verzichten. Nicht nur deinem Blutdruck zuliebe solltest du aber dennoch versuchen, nicht mehr als die oben angegebene Alkoholmengen zu dir zu nehmen. Hinterfrage deinen eigenen Alkoholkonsum: Wann und mit wem trinkst du wie viel Alkohol? Wobei hilft er dir? Wovon hält er dich ab? Was würde sich für dich und in deinem Alltag ändern, wenn du öfter auf Alkohol verzichten würdest?
Rauchen
Tabakrauch steckt voller Giftstoffe, die nicht nur krebserregend wirken, sondern auch zahlreiche andere Schäden im Körper verursachen. Vor allem wirkt er unmittelbar blutdruckerhöhend und fördert, wie ein zu hoher Blutdruck selbst, Gefäßverengungen. Schon eine Zigarette am Tag erhöht das Herzinfarkt-Risiko deutlich. Studien zeigen allerdings, dass die Gefäßschäden durch das Rauchen teilweise reversibel sind. Schon ein Jahr nach einer Rauchentwöhnung ist eine Verbesserung der Elastizität der Blutgefäße und der Pulswellengeschwindigkeit feststellbar.17
Check dein Risiko: Wie viel Tabak rauchst du pro Tag? Es genügt nicht, die Menge zu reduzieren. Es gibt für dich und deinen Blutdruck nur eine Lösung: Komplett und für immer aufhören. So ein Rauchstopp lohnt sich ab dem ersten Tag. Mit professioneller Hilfe gelingt er leichter. Frag deine Ärztin oder deinen Arzt, welche Möglichkeiten für dich infrage kommen. Kleine Motivation: Bereits nach zwei rauchfreien Wochen verbessert sich deine Durchblutung und dein Kreislauf arbeitet stabiler. Nach zwölf Monaten „ohne“ hat sich dein Risiko, eine Erkrankung der Herzkranzgefäße zu entwickeln halbiert. Und nach fünf Jahren liegt dein Herzinfarkt-Risiko wieder auf dem Niveau eines Nichtrauchers.
Tipp: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln bietet z. B. ein kostenloses Beratungstelefon zur Rauchentwöhnung an. Die Telefonnummer lautet: 0800 / 8 31 31 31 (montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr, freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr).
Dauerstress
Was die oder der eine als willkommene Herausforderung empfindet, erlebt die oder der andere als lähmende Überforderung. Mit anderen Worten: Ob uns etwas oder jemand stresst, hängt entscheidend davon ab, wie wir eine Situation und uns selbst darin bewerten. Reagiert unser Körper daraufhin mit seiner uralten „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion, ist das im Prinzip völlig normal. Er muss aber hinterher die Möglichkeit bekommen, sich wieder zu entspannen. Doch immer mehr Menschen fühlen sich dauerhaft gestresst. Die Folge: Ihr Körper produziert ständig Stresshormone, die zum einen nicht mehr ausreichend abgebaut werden und zum anderen den Blutdruck dauerhaft auf ein (zu) hohes Niveau steigen lassen. Das Stresshormon Cortisol stört außerdem den Zuckerstoffwechsel und fördert die Einlagerung von ungesundem Fett in der Leber.
Check dein Risiko: Kommst du in deinem Alltag noch ausreichend zur Ruhe – oder hast du eher den Eindruck, tagtäglich im „Krisenmodus“ zu arbeiten? Kannst du dir zwischendurch Pausen gönnen, auch mal gar nichts tun, die Ruhe genießen, entspannen und das Gedankenkarussell anhalten? Auch deine Schlafqualität kann eine wichtige Hinweisgeberin sein: Schläfts du gut ein und durch? Fühlst du dich am nächsten Morgen gut erholt? Tipp: Im „Gesundheits-Check“ in der Curalie App kannst du dein persönliches Stress-Level noch genauer abklopfen.
In vielen Fällen kann es schon helfen, vor neuen, zusätzlichen Aufgaben kurz innezuhalten und sich zu fragen: Muss das wirklich jetzt sofort erledigt werden? Und: Wie viel hat diese Aufgabe mit dem zu tun, was sich für mich persönlich gerade wichtig und sinnstiftend anfühlt? – Lerne Aufgaben abzugeben und Hilfe anzunehmen. Baue mehr Pausen in deinen Alltag ein. Eigne dir ein Entspannungsverfahren an, z.B. autogenes Training, progressive Muskelrelaxation, Yoga oder Atemübungen. All das kann dir helfen, Stress abzubauen und deinen Blutdruck niedrig zu halten beziehungsweise ihn (wieder) zu senken.
Fällt dir etwas auf? Richtig: Diese sechs Risikofaktoren kannst du alle selbst beeinflussen und verändern. Bluthochdruck ist alles andere als ein unabwendbares Schicksal. Du hast es selbst in der Hand! Wenn du es schaffst, deinen Lebensstil zu ändern und die sechs Risikofaktoren in den Griff bekommst, belegen Zahlen der Deutschen Hochdruckliga, kannst du erstaunlich viel bewirken.
Verhaltensänderung | Wie stark kann dadurch der systolische Wert sinken? |
---|---|
Übergewicht abbauen | um bis zu 1–2 mmHg (pro verlorenes Kilo) |
Sport und Bewegung | um bis zu 4–9 mmHg |
Weniger (Koch-)Salz | um bis zu 5–8 mmHg |
Weniger Alkohol | um bis zu 2–4 mmHg |
Ausgewogene Ernährung | um bis zu 8–14 mmHg |
Rauchentwöhnung | um bis zu 2–4 mmHg |
Das Erstaunliche: Gelingen dir nach und nach gleich mehrere Verhaltensänderungen, darfst du die Werte sogar zusammenrechnen, um die der systolische Blutdruck-Wert sinken kann (siehe Tabelle oben). Insgesamt, rechnet die Deutsche Hochdruckliga vor, kann der systolische Blutdruck-Wert allein durch eine Lebensstiländerung um bis zu 20 mmHg gesenkt werden. Deshalb wird dich auch deine Ärztin oder dein Arzt immer sehr dazu ermutigen.
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Bluthochdruck
Die wichtigsten Fakten und einen Überblick zum Thema Bluthochdruck findest du auf unserer Übersichtsseite.

Bluthochdruck
Die Früherkennung von Bluthochdruck ist entscheidend, um schwere Komplikationen, bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall zu vermeiden. Doch Bluthochdruck wird nicht umsonst als »stiller Killer« bezeichnet.

Bluthochdruck
Blutdrucksenker sind wortwörtlich in aller Munde. Und es werden immer mehr. Denn Bewegungsmangel, Stress, falsche Ernährung und Übergewicht sind die Hauptursache für Bluthochdruck. Eine konsequente Behandlung ist unabdingbar, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden.
Quellen
(1) Gasbarrino K, Labos C, Mastropietro V, Hales L, Khan N, Rabi D, Daskalopoulou SS. Sex differences in the efficacy of antihypertensive treatment in preventing cardiovascular outcomes and reducing blood pressure: protocol for a systematic review and meta-analysis. BMJ Open. 2020 Mar 12;10(3):e036128. doi: 10.1136/bmjopen-2019-036128. PMID: 32169929; PMCID: PMC7069325.
(2) Neuhauser H, Sarganas G (2015) Hoher Blutdruck: Ein Thema für alle. Hrsg. Robert Koch – Institut, Berlin GBE kompakt 6(4) www.rki.de/gbe – kompakt
(3) Schienkiewitz A, Brettschneider AK, Damerow S, Schaffrath Rosario A (2018) Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring 3(1):16–23. DOI 10.17886/RKI-GBE-2018-005.2
(4) Manz K, Schlack R, Poethko-Müller C, Mensink G, Finger J, Lampert T; Körperlich-sportliche Aktivität und Nutzung elektronischer Medien im Kindes- und Jugendalter. Ergebnisse der KiGGS-Studie – Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1); KiGGS Study Group (2014) Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 57(7) · DOI 10.1007/s00103-014-1986-4
(5) Voigtländer, T. (2021), „Was ist Bluthochdruck?“, Internetdokument: https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/bluthochdruck/was-ist-bluthochdruck (zuletzt abgerufen am 6.1.2023)
(6) Ruschitzka F, Borer JS, Krum H, Flammer AJ, Yeomans ND, Libby P, Lüscher TF, Solomon DH, Husni ME, Graham DY, Davey DA, Wisniewski LM, Menon V, Fayyad R, Beckerman B, Iorga D, Lincoff AM, Nissen SE. Differential blood pressure effects of ibuprofen, naproxen, and celecoxib in patients with arthritis: the PRECISION-ABPM (Prospective Randomized Evaluation of Celecoxib Integrated Safety Versus Ibuprofen or Naproxen Ambulatory Blood Pressure Measurement) Trial. Eur Heart J. 2017 Nov 21;38(44):3282-3292. doi: 10.1093/eurheartj/ehx508.
(7) Dos Santos PA, de Oliveira AM, Alves CQ, Souza Filho CF, Ladeia AMT, Petto J. Renin-Angiotensin-Aldosterone System in Women Using Combined Oral Contraceptive: A Systematic Review. Rev Bras Ginecol Obstet. 2022 Jul;44(7):710-718. English. doi: 10.1055/s-0042-1745790.
(8) Bernhard Kleine, Winfried Rossmanith (2020), Hormone und Hormonsystem – Lehrbuch der Endokrinologie, Springer Spektrum Berlin, Heidelberg, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58502-3
(9) Head GA. Baroreflexes and cardiovascular regulation in hypertension. J Cardiovasc Pharmacol. 1995;26 Suppl 2:S7-16. PMID: 8642810.
(10) Klaus Golenhofen: Basislehrbuch Physiologie. 4. Auflage. Urban & Fischer, S. 241
(11) World Health Organisation (WHO), „Hypertension – Key Facts“ (2019), Internetseite: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hypertension (zuletzt abgerufen am 6.1.2023)
(12) Maniero C, Lopuszko A, Papalois KB, Gupta A, Kapil V, Khanji MY. Non-pharmacological factors for hypertension management: a systematic review of international guidelines. Eur J Prev Cardiol. 2022 Aug 10:zwac163. doi: 10.1093/eurjpc/zwac163.
(13) González-Colaço Harmand M, García-Sanz MDM, Agustí A, Prada-Arrondo PC, Domínguez-Rodríguez A, Grandal-Leirós B, Peña-Otero D, Negrín-Mena N, López-Hernández JJ, Díez-Villanueva P. Review on the management of cardiovascular risk factors in the elderly. J Geriatr Cardiol. 2022 Nov 28;19(11):894-927. doi: 10.11909/j.issn.1671-5411.2022.11.008.
(14) Deutsche Gesellschaft für Ernährung, „Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE“; Internetdokument (PDF): https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der-DGE.pdf (zuletzt abgerufen am 9.1.2023)
(15) ESC 2016 Abstracts Heberg et al. Low to moderate alcohol consumption is not associated with a reduction in cardiovascular events – The Danish nurses’ cohort study; Golan et al. The effect of moderate wine intake on carotid atherosclerosis in type 2 diabetes; a 2-jear intervention study
(16) Golan, R., Shai, I., Gepner, Y. et al. Effect of wine on carotid atherosclerosis in type 2 diabetes: a 2-year randomized controlled trial. Eur J Clin Nutr 72, 871–878 (2018). https://doi.org/10.1038/s41430-018-0091-4
(17) Impact of smoking and smoking cessation on arterial stiffness and aortic wave reflection in hypertension, Noor A. Jatoi, Paula Jerrard-Dunne, John Feely, and Azra Mahmud, Hypertension. 2007 May;49(5):981-5., DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.107.087338
Stand: 09.2022