
Diagnose & Behandlung von Bluthochdruck
Um die Diagnose Bluthochdruck stellen zu können, wird deine Ärztin bzw. dein Arzt natürlich mehr tun als deinen Blutdruck zu messen. Wie die Untersuchung (Anamnese) genau abläuft, erfährst du hier. Danach kannst du selbst am meisten dafür tun, damit sich deine Werte wieder normalisieren. Daher steht die sogenannte Lebensstiländerung immer an erster Stelle. Senkt sie den Blutdruck nicht weit genug, liegt er von Anfang an sehr hoch oder hat er bereits Folgeschäden verursacht, kommen zusätzlich Medikamente zum Einsatz. Hier bekommst du mehr Informationen darüber, welche es gibt und wie sie wirken. Falls du mit einer Ärztin oder einem Arzt schnell und bequem von Zuhause oder unterwegs deine Symptome oder Untersuchungsergebnisse besprechen möchtest, nutze unsere Videosprechstunde.
Wann sollte ich mit Bluthochdruck zum Arzt gehen?
Die kurze Antwort darauf müsste eigentlich lauten: immer. Sobald du erfährst, dass dein Blutdruck zu hoch liegt, solltest du dich einmal gründlich untersuchen lassen. Da ein zu hoher Blutdruck häufig überhaupt keine Beschwerden verursacht – Stichwort „stiller Killer“ –, kannst du nie so genau wissen, seit wann deine Werte bereits erhöht sind und ob in dieser Zeit schon Folgeschäden entstehen konnten. Und falls du doch blutdruckbedingte Beschwerden haben solltest, sind diese erst recht ein Fall für deine Ärztin oder deinen Arzt.
Dafür musst du deine eigenen Blutdruckwerte aber überhaupt erst mal kennen. Welche Werte als zu hoch oder zu niedrig gelten und wie du diese selber messen kannst, erfährst du im verlinkten Ratgeber zu Blutdruckwerten & Blutdruckmessung.

Bluthochdruck
Blutdruckwerte & Blutdruck messen
Ab wann gilt mein Blutdruck als zu hoch und welche Werte sind normal? Und wie kann ich meinen Blutdruck eigentlich selbst messen?
Wenn du 40 oder älter bist und mehr als einer der folgenden Punkte auf dich zutrifft, solltest du deinen Blutdruck ebenfalls überprüfen lassen:
- Du weißt nicht mehr so genau, wann dein Blutdruck mal gemessen wurde.
- Dein Blutdruck wurde seit 3–5 Jahren nicht mehr gemessen.
- Du warst eher selten oder nie bei der Vorsorge „Check-up 35“.
- Du hast oder hattest nahe Verwandte mit Bluthochdruck.
- Du hast oder hattest nahe Verwandte, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten.
- Dein Body-Mass-Index (BMI) liegt schon länger über 30.
- Du verbringst deinen Alltag überwiegend im Sitzen und treibst wenig/keinen Sport.
- Du schnarchst und/oder hörst nachts zeitweise auf, zu atmen (Schlafapnoe).
- Auf einer Stress-Skala von 0–10 würdest du dich mindestens bei 7–8 einordnen.
- Für Frauen: Du nimmst die Pille und/oder hast sie lange genommen.
- Für Frauen: Du hattest zu hohen Blutdruck, eine Präeklampsie, als du schwanger warst.
- Für Männer: Du hast Erektionsprobleme.
Falls du dir bereits ein Blutdruckmessgerät zugelegt hast und deine Werte damit schon länger überprüfst, solltest du deine aufgezeichneten Werte auf jeden Fall in der Arztpraxis dabeihaben. Wende dich damit am besten an deine Hausärztin oder deinen Hausarzt.
Nimm gegebenenfalls auch eine Liste der Medikamente mit, die du in jüngster Zeit eingenommen hast. Außerdem hilft es deiner Ärztin oder deinem Arzt, wenn du zuvor schon selbst in Erfahrung bringst, welche Rolle Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen in deiner Familie spielen oder gespielt haben. Solche Informationen können die Diagnosestellung und die Risikoeinschätzung erleichtern.
Wie läuft die Untersuchung ab?
Um herauszufinden, ob dein Blutdruck zu hoch ist und welchen Schweregrad deine Hypertonie bereits erreicht hat, geht die Ärztin oder der Arzt mit dir einen mehrstufigen Anamnese-Prozess durch. Bringst du keine aktuellen Werte mit, wird dein Blutdruck mehrmals in der Praxis gemessen werden. Besteht danach weiterhin der Verdacht auf Hypertonie, wird dir ein 24-Stunden-Messgerät (ABPM) empfohlen, um deine Blutdruck-Werte im Tagesverlauf zu erfassen. Außerdem wird dich die Ärztin oder der Arzt zu allen Risikofaktoren befragen.
Während der Anamnese wird dein Arzt oder deine Ärztin wissen wollen,…:
- … wie häufig Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle und bestimmte Nierenerkrankungen in deiner Familie bislang aufgetreten sind.
- … ob du rauchst oder wie lange du geraucht hast.
- … wie ausgewogen du dich ernährst (ungesunde Fette, Zucker, Salz).
- … wie viel Alkohol du trinkst.
- … wie häufig du dich bewegst, wie lange du täglich sitzt und wie viel Sport du treibst.
- … ob du nachts schnarchst und/oder Atemaussetzer (Schlafapnoe) hast.
- … ob du Erektionsprobleme hast (bei Männern).
- … ob du die Pille nimmst oder eingenommen hast (bei Frauen).
- … ob du Bluthochdruck hattest als du schwanger warst (bei Frauen).
Mit diesen Symptomen sofort zum Arzt
- Enge in der Brust
- Herzschmerzen
- Nachlassende Leistungsfähigkeit
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
- Schmerzen in den Beinen
- Abnehmende Sehschärfe
Diese Art von Beschwerden können dafür sprechen, dass eine unbehandelte Hypertonie schon länger besteht und bereits Folgeschäden im Körper anrichten konnte.
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Da sich bei einer arteriellen Hypertonie meist nie so genau sagen lässt, wie lange sie schon besteht, wird dir die Ärztin oder der Arzt auch Fragen stellen, die darauf abzielen, mögliche Folgeerkrankungen (med.: Hypertonie-bedingte Endorganschäden) aufzuspüren beziehungsweise auszuschließen.
Sie oder er wird deshalb u. a. von dir wissen wollen, ob du/dir…:
- … in jüngster Zeit öfter Kopfschmerzen hattest, vor allem morgens.
- … öfter schwindelig war.
- … Sehstörungen hattest.
- … in jüngster Zeit häufiger und/oder stärker geschwitzt hast.
- … sensorische oder motorische Störungen hattest.
- … in jüngster Zeit Gedächtnisprobleme hattest.
- … Schmerzen in der Brust hattest.
- … in jüngster Zeit durstiger warst und/oder häufiger Harnwegsinfekte hattest als früher.
- … in jüngster Zeit kalte Hände, Arme und/oder Beine hattest.
- … regelmäßig und viel Lakritz gegessen hast (Lakritz lässt den Blutdruck steigen, weil sie im Körper die Ausscheidung von Kalium und die Aufnahme von Natrium und Wasser fördert.).
- … Medikamente eingenommen hast, die den Blutdruck erhöhen können.
Körperliche Untersuchungen & Laborwerte
Je mehr deine Angaben dafür sprechen, dass bei dir ein primärer oder sekundärer Bluthochdruck vorliegt, desto wichtiger wird auch eine genaue körperliche Untersuchung. Diese kann, je nach Fall und Verdachtsdiagnose, einige der folgenden Schritte und Tests umfassen:
- Erfassung von Körpergröße und Körpergewicht, um deinen BMI zu ermitteln
- Messung deines Taillenumfangs
- Untersuchung deiner Augen
- Vergleich deiner Blutdruckwerte an beiden Armen
- Abtasten und/oder Abhorchen: Herz, Nieren, Halsschlagader, Schilddrüse
- Untersuchung der Haut (Café-au-lait-Flecken)
- 12-Kanal-EKG
Zusätzlich kann deine Ärztin oder dein Arzt verschiedene Laborwerte anfordern, die ihr oder ihm noch genauer zeigen, welche Ursachen und Folgen dein Blutdruck möglicherweise hat. Dafür kann eine Blutprobe und/oder Urinprobe notwendig sein. Auf folgende Laborwerte kann es bei Bluthochdruck besonders ankommen:
- Natrium-Wert
- Kalium-Wert
- Kreatinin-Wert (eGFR)
- Lipidstatus (Zusammensetzung der Blutwerte)
- Nüchternblutzucker und ggf. „Langzeitblutzucker“ (HbA1c)
- Urin-Status (z.B. mittels Urin-Streifentest)
Steht die Diagnose fest, wird deine Ärztin oder dein Arzt mit dir die nächsten Behandlungsschritte besprechen. Wurde bei dir ein seltener sekundärer Bluthochdruck festgestellt, also eine Hypertonie, die durch eine andere Erkrankung verursacht wird, wird es in erster Linie darum gehen, diese zugrundeliegende Krankheit zu behandeln.
In 90 bis 95 von 100 Fällen wird es sich jedoch um einen primären Bluthochdruck handeln. Bei diesem richtet sich die Behandlung nach dem Schweregrad der Hypertonie und nach deinem Risiko, weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln, z. B. eine Koronare Herzkrankheit (KHK).
Wie wird Bluthochdruck behandelt?
Die kurze Antwort darauf lautet: im Team. Damit ist gemeint, dass du und deine Ärztin oder dein Arzt gemeinsam entscheidet, welche Blutdruck-Zielwerte, die du durch die Hypertonie-Behandlung erreichen sollst, zu dir und deiner Lebenssituation realistisch gesehen passen und durch welche Maßnahmen du sie am besten erreichen kannst. Grundsätzlich hast du zwei Möglichkeiten, deinen Blutdruck zu senken:
- Du änderst deinen Lebensstil: Du hörst z.B. mit dem Rauchen auf, trinkst weniger Alkohol, ernährst dich gesünder, treibst regelmäßig Sport, baust Übergewicht ab und/oder bemühst dich, (Alltags-)Stress bewusst abzumindern.
- Du nimmst Medikamente ein: Du bekommst von deiner Ärztin oder deinem Arzt ein Arzneimittel (oder mehrere) verordnet, die in die körpereigene Regulierung des Blutdrucks gezielt eingreifen und ihn auf diese Weise senken.
Auch deine Ärztin oder dein Arzt wird dir diese Optionen genau erläutern und mit dir über alle Vor- und Nachteile sprechen. Die Lebensstiländerung erfordert z.B. ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Durchhaltevermögen. Es kann ein wenig dauern, bis sich Erfolge zeigen. Medikamente wirken dagegen relativ schnell und sind sehr bequem anzuwenden, können aber auch mit Nebenwirkungen verbunden sein. Deine Ärztin oder dein Arzt wird dir dabei helfen, hier genau und in Ruhe abzuwägen, um mit dir eine gute Entscheidung zu treffen.1
Dabei kommt es insbesondere darauf an, welchen Schweregrad dein Bluthochdruck bereits erreicht hat und wie wahrscheinlich es demzufolge ist, dass er bei dir bereits Folgeschäden verursachen konnte. Ärztinnen und Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang vom „kardiovaskulären Risiko“. Drei Hypertonie-Schweregrade werden unterschieden (die angegebenen Werte werden in einer Arztpraxis und in einer sitzenden Position gemessen):
Schweregrad | Systolischer Wert (mmHg) | Diastolischer Wert (mmHg) | |
---|---|---|---|
Hypertonie Grad 1 | 140 – 159 | und/oder | 90 – 99 |
Hypertonie Grad 2 | 160 – 179 | und/oder | 100 – 109 |
Hypertonie Grad 3 | ≥ 140 | und/oder | ≥ 110 |
Darüber hinaus können bei der Behandlungsplanung noch weitere Fragen eine wichtige Rolle spielen:
- Wie alt bist du?
- Wie fit bist du körperlich und geistig?
- Musst du bereits andere Medikamente einnehmen, die sich mit Arzneimitteln gegen Bluthochdruck nicht vertragen (unerwünschte Neben- und/oder Wechselwirkungen)?
- Wie stark könnte dich die Hypertonie-Behandlung belasten (Überforderung)?
- Welche Behandlungsoptionen sagen dir am meisten zu?
Grundsätzlich wird mit der Behandlung ein Blutdruck-Zielwert unter 140/90 mmHg („unter 140 zu 90“) angestrebt. Das heißt aber nicht, dass du exakt diese Werte erreichen musst und alles andere ein Misserfolg wäre. Abhängig von deiner individuellen gesundheitlichen Konstitution und deiner persönlichen Lebenssituation kannst du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt andere, individuelle und realistischere Blutdruck-Zielwerte vereinbaren. Aber insbesondere durch einen gesünderen Lebensstil können nicht wenige Betroffene langfristig sogar noch etwas bessere Blutdruck-Zielwerte erreichen.
Blutdrucksenkende Medikamente wird dir deine Ärztin oder dein Arzt z.B. dann empfehlen, wenn dein Blutdruck kaum oder gar nicht sinkt, obwohl du dich bereits bemüht hast, deinen Lebensstil gesünder zu gestalten. Hat die ärztliche Untersuchung ergeben, dass dein Risiko, weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen (u.a. Herzinfarkt, Schlaganfall) zu entwickeln, erhöht ist, kann es ebenfalls sinnvoll sein, blutdrucksenkende Medikamente einzunehmen. Dies gilt ebenfalls, wenn es bei dir z.B. schon zu einem Schlaganfall gekommen ist oder, wenn bei dir eine Herzschwäche, eine koronare Herzkrankheit, ein Diabetes und/oder eine Nierenkrankheit festgestellt wurde. Ärztinnen und Ärzte nennen das „Komorbiditäten“.
Das bedeutet aber nicht, dass z. B. eine ausgewogenere Ernährung und mehr körperliche Bewegung weniger wichtig werden.
Im Gegenteil: Wer es schafft, seine ungesunden Lebensgewohnheiten nachhaltig zu verändern, der kommt in vielen Fällen nach einer gewissen Zeit sogar mit weniger Medikamenten aus. Es lohnt sich also immer, seine persönlichen Risikofaktoren zu kennen und diese gezielt anzugehen.
Etwa 4–6 Wochen nach Beginn deiner Behandlung wird deine Ärztin oder dein Arzt deinen Blutdruck erneut kontrollieren. Danach setzt du die Therapie weiter fort. Wurden bei dir keine weiteren Erkrankungen (med. Komorbiditäten) festgestellt, wird dein Blutdruck danach einmal im Jahr in der Arztpraxis kontrolliert. Besteht bei dir ein erhöhtes Risiko, weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln und/oder wurden bei dir weitere Erkrankungen festgestellt, wird dein Blutdruck alle drei Monate in der Arztpraxis kontrolliert.

Bluthochdruck
Die sogenannte DASH-Diät wurde speziell für Menschen mit Bluthochdruck entwickelt. Du willst wissen, wie sie funktioniert, welche leckeren Zutaten auf dem Speiseplan stehen und worauf du lieber verzichten solltest? Dann klicke gleich hier.
Damit du besser verstehst, wie blutdrucksenkende Medikamente wirken, stell dir einmal Folgendes vor:
- Dein Herz arbeitet wie eine (Wasser-)Pumpe.
- Deine Blutgefäße sind wie Schläuche, durch die das Wasser (Blut) fließt.
- Alle Organe deines Körpers warten gewissermaßen wie Eimer darauf, dass sie mit frischem Wasser (Blut) gefüllt werden.
Dieses Bild hilft dir auch nochmal, zu verstehen, wodurch der Blutdruck steigen kann:
- Wenn sich die Schläuche (Blutgefäße) verengen.
- Wenn die Flüssigkeitsmenge in den Schläuchen (Blutgefäßen) zunimmt.
- Wenn die Aktivität der Pumpe (Herz) steigt.
Bluthochdruck-Medikamente beeinflussen diese drei Möglichkeiten auf unterschiedliche Art und Weise. Das kann sich deine Ärztin oder dein Arzt zunutze machen: Anstatt dir nur ein Medikament in hoher Dosis zu verordnen, wird sie oder er in der Regel 2–3 verschiedene Wirkstoffe miteinander kombiniert.
Folgende Arzneimittel kommen dafür infrage:2
AT1-Antagonisten
Diese Präparate erkennts du an der Endung „-sartan“, z.B. Candesartan, Valsartan oder Losartan. Sie werden deshalb häufig auch als Sartane bezeichnet. AT1-Antagonisten funktionieren ganz ähnlich wie ACE-Hemmer: Sie weiten die Blutgefäße und entlasten dadurch die Innenwände. Der Vorteil: Der durch die ACE-Hemmer häufig verursachte Reizhusten tritt bei AT1-Antagonisten nicht auf. Sie werden im Allgemeinen gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind: Schwindel, Hautausschläge, Schwächegefühl, Müdigkeit, Wassereinlagerungen (Ödeme), Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit. AT1-Antagonisten werden ebenfalls häufig zusammen mit Calciumantagonisten und/oder Diuretika eingesetzt.
Betablocker
Wirkstoffe dieser Gruppe enden alle auf „-olol“, z.B. Metoprolol, Bisoprolol oder Nebivolol. Sie sorgen vor allem dafür, dass die Pumpe, also das Herz, langsamer schlägt und infolgedessen weniger Flüssigkeit in die Schläuche (Blutgefäße) pumpt. Damit du sie gut verträgst, wird die Einnahmedosis langsam erhöht. Trotzdem können folgende Nebenwirkungen auftreten: Müdigkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, verminderte Leistungsfähigkeit oder Übelkeit. Das Mittel der Wahl sind Betablocker vor allem dann, wenn über den Bluthochdruck hinaus weitere kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Herzschwäche bestehen.
Calciumantagonisten
Diese Präparate erkennst du am „-dipin“ im Namen, z.B. Amlodipin, Lercanidipin oder Nitrendipin. Calciumantagonisten bewirken über einen anderen Mechanismus als die ACE-Hemmer, dass sich die Blutgefäße weiten. Dadurch nimmt der (Blut-)Druck im ganzen Körper nach. Da bestimmte Calciumantagonisten auch den Herzschlag verlangsamen, werden sie bevorzugt bei Patienten mit krankhaft erhöhter Herzfrequenz angewendet. Nach einem Herzinfarkt oder bei einer fortgeschrittenen Herzschwäche werden sie nicht verordnet. Die häufigsten Nebenwirkungen sind: Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Füßen und/oder den Unterschenkeln, Hitzewallungen oder Übelkeit.
Diuretika
Abhängig von ihrem Wirkmechanismus werden sie in verschiedene Untergruppen eingeteilt. Zur Behandlung von Bluthochdruck werden vor allem sogenannte Thiaziddiuretika eingesetzt, z.B. Chlortalidon, Hydrochlorothiazid oder Indapamid. Diuretika verringern die Flüssigkeitsmenge, die sich im gesamten System befindet. Der Effekt der sogenannten „Wassertabletten“ beruht auf einer erhöhten Salzausscheidung über die Nieren. Das im Salz enthaltene Mineral Natrium bindet Wasser – daher gilt: Je weniger Natrium, desto geringer die Blutmenge und desto niedriger der Blutdruck. Nebenwirkungen: Im Zuge der erhöhten Salzausscheidung sinkt manchmal auch der Kaliumspiegel. Das kann jedoch zu Herzrhythmusstörungen führen. Daher ist die Kombination mit ACE-Hemmern oder AT1-Antagonisten besonders sinnvoll, weil diese Wirkstoffgruppen eher für einen Kalium-Anstieg sorgen. Zusätzlich können Wirkstoffe aus der Gruppe der kaliumsparenden Diuretika zum Ausgleich beitragen. Von großem Nutzen sind Diuretika insbesondere für Herzschwäche-Patienten, weil nicht nur der Blutdruck sinkt, sondern auch Wassereinlagerungen abgebaut werden.
Spricht eine Hypertonie nicht auf die Gabe von blutdrucksenkenden Medikamenten an, bezeichnet man dies als medikamentenresistente Hypertonie. Sie ist ein deutliches Anzeichen für sekundären Bluthochdruck, der zum Beispiel durch eine obstruktive Schlafapnoe verursacht werden kann. Oft wird dieser medikamentenresistente Bluthochdruck vor der zugrundeliegenden Erkrankung selbst erkannt. Wenn du also schon länger an Bluthochdruck leidest und weder Lebensstilveränderungen noch Blutdrucksenker anschlagen, könnte eine andere Erkrankung die Ursache sein.
Der Therapieerfolg hängt entscheidend davon ab, dass du, trotz der Medikamente, weiterhin versuchst, dich gesünder zu ernähren, mehr Sport zu treiben und Stress abzubauen. Wichtig ist auch, dass du die Medikamente so anwendest, wie sie dir deine Ärztin oder dein Arzt verschrieben hat. Nimm sie nach Möglichkeit immer zur gleichen Zeit. Halte dich an die empfohlene Dosierung. Sprich schnellstmöglich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, wenn bei dir unerwünschte Nebenwirkungen auftauchen sollten.
Und: Miss weiter regelmäßig deinen Blutdruck und speichere deine Werte z.B. im Bereich „Einträge“ der Curalie App ab. Je mehr Werte von dir vorliegen, desto besser kann deine Ärztin oder dein Arzt beurteilen, ob die Therapie anschlägt. Die beste Nachricht zum Schluss: In den allermeisten Fällen tut sie das.
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Bluthochdruck
Oft zeigen sich über Jahre gar keine Symptome. Wenn dann die ersten auftreten, entstehen diese häufig durch bereits erfolgte Organschäden durch jahrelang unbemerkten Bluthochdruck. Mögliche Frühwarnzeichen und Folgen solltest du also unbedingt kennen.
Quellen
(1) Bieber C, Gschwendtner K, Müller N, et al. Partizipative Entscheidungsfindung (PEF) – Patient und Arzt als Team. Psy- chother Psychosom Med Psychol 2016; 66(5):195–207. DOI: 10.1055/s-0042-105277. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pub- med/27119359).
(2) Guideline for the pharmacological treatment of hypertension in adults. Geneva: World Health Organization; 2021.
Stand: 09.2022