Blutdruckwerte: normal oder zu hoch?

Ab 40 sollte jede(r) seine Blutdruck-Werte kennen, fordert nicht nur die Deutsche Herzstiftung. Tatsächlich weiß nach wie vor knapp ein Drittel der Betroffenen nichts von ihrem Bluthochdruck. Und die Frage, wo die Grenzen zwischen optimalen, normalen und hochnormalen Blutdruck-Werten verlaufen, können viele ebenfalls nicht beantworten. Das kannst du besser! Hier bekommst du Tipps für deine Blutdruckmessung und Tabellen, die dir bei der Einordnung deiner Werte helfen. Du möchtest sicherheitshalber auch mit einem Arzt sprechen? Dann nutze unsere Video­sprechstunde, schnell und bequem von Zuhause oder unterwegs.

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Der Blutdruck: ein ewiges Auf und Ab

Dass der Blutdruck im Tagesverlauf mal höher und mal niedriger ausfällt, ist völlig normal und gesund. Fühlst du dich körperlich und seelisch ruhig und entspannt, sinkt er. Strengt dich etwas körperlich und/oder seelisch an, steigt er. Auch wie heiß oder wie kalt es an dem Ort ist, an dem du dich gerade aufhältst, oder wie hoch die Feinstaubbelastung dort ist, beeinflusst den Blutdruck.1,2,3

Bevor du aufwachst, steigt er morgens automatisch an, damit du mit Elan in den Tag starten kannst. Zwischen acht und neun Uhr liegt dann der erste Blutdruck-Gipfel des Tages. Um die Mittagszeit kehrt er dann erst mal, um im Bild zu bleiben, ins Tal zurück, um dann zwischen 16 und 18 Uhr eine weitere Blutdruck-Spitze zu erklimmen. Die tiefsten Blutdruck-Werte werden generell in der Nacht gemessen. Zwischen zwei und drei Uhr morgens erreichen sie ihren tiefsten Punkt – ein zirkadianer Rhythmus, wie Fachleute sagen.4,5

Welcher Blutdruck ist normal?

Dass sie immer ein bisschen unter Druck stehen, wird Menschen z. B. dann bewusst, wenn sie sich beim Gemüseschneiden oder bei der Gartenarbeit verletzen. Je größer die Wunde und das betroffene Blutgefäß sind, desto mehr Blut quellt heraus. Dass es mit wechselndem Druck durch deine Adern pulsiert, merkst du auch, wenn du z. B. Zeige- und Mittelfinger rechts oder links dort an den Hals legst, wo die Halsschlagader (med. Arteria carotis) verläuft.

Jedes Mal, wenn sich dein Herzmuskel maximal anspannt, um das Blut kraftvoll bis in die kleinsten Arteriolen zu pumpen, ist der Druck in den Blutgefäßen am höchsten. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet: Systole.

Dementsprechend heißt die erste, obere Messgröße beim Blutdruck auch systolischer Wert.

Damit sich das Herz anschließend wieder mit Blut füllen kann, entspannt sich der Herzmuskel und der Druck in den Blutgefäßen erreicht seinen niedrigsten Wert. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet: Diastole.

Dementsprechend heißt die zweite, untere Messgröße beim Blutdruck auch diastolischer Wert.

Angegeben und gemessen wird der Blutdruck in der Einheit „Millimeter Quecksilbersäule“, abgekürzt mmHg. Die Buchstaben „Hg“ sind das chemische Symbol für Quecksilber, und tatsächlich wurde der Blutdruck früher mit einer Quecksilbersäule gemessen.

Moderne Blutdruckmessgeräte arbeiten heute anders: Sie pumpen Luft in eine Manschette, die um den Oberarm oder das Handgelenk gelegt wird. Erreicht der Druck in der Manschette den unteren, diastolischen Wert des Blutdrucks, erzeugt der Pulsschlag einen messbaren Gegendruck, den das Gerät registriert. Der Druck in der Manschette steigt weiter an, bis der Blutfluss in der Arterie unterbrochen wird. Die Folge: Auch der Pulsschlag ist dann nicht mehr messbar, und das Gerät hat den oberen, systolischen Blutdruck-Wert ermittelt.

Der normale Blutdruck erklärt

120
Systolischer Wert

/

80
Diastolischer Wert

mmHg
Einheit „Milli­meter Queck­silber­säule“

In Worten: „120 zu 80“ bedeutet „Der Blutdruck ist normal.“

Dieser Wert gilt für Erwachsene zwischen 20 und 50 Jahren. Je nach Alter und Geschlecht gibt es leichte Abweichungen bezüglich der Blutdruckwerte, die als normal eingeordnet werden.

Normaler Blutdruck nach Alter

AlterSystolischer Blutdruck (mmHg)Diastolischer Blutdruck (mmHg)
Neugeborene6040
Säuglinge8060
Kleinkinder (1 bis 5 Jahre)9560
Schulkinder (6 bis 12 Jahre)10060
Jugendliche (13 bis 19 Jahre)11070
Erwachsene (20 bis 50 Jahre)12080
Ältere Menschen (ab 51 Jahren)15090

Normaler Blutdruck bei Frauen

AlterSystolischer Blutdruck (mmHg)Diastolischer Blutdruck (mmHg)
20 bis 2911975
30 bis 3912278
40 bis 4913082
50 bis 5914386
60 bis 6915386
70 bis 7915583

Normaler Blutdruck bei Männern

AlterSystolischer Blutdruck (mmHg)Diastolischer Blutdruck (mmHg)
20 bis 2912978
30 bis 3913084
40 bis 4913588
50 bis 5914389
60 bis 6915088
70 bis 7915383

Ab welchen Werten ist der Blutdruck zu hoch?

Um festzustellen, ob du zu hohen Blutdruck hast, wird deine Ärztin oder dein Arzt immer beide Werte einbeziehen. Beide Angaben liefern ihr oder ihm wichtige Informationen zu deiner Herzgesundheit und können unabhängig voneinander ein Risiko für Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall anzeigen. Es können sowohl beide Werte als auch nur der obere oder nur der untere Wert erhöht sein.

Liegt der systolische Wert zu hoch, handelt es sich um eine isolierte systolische Hypertonie. Sie wird vor allem durch die altersbedingte Arteriosklerose („Arterienverkalkung“) und durch die im Alter verminderte Elastizität der großen Blutgefäße verursacht. Daher ist die isolierte systolische Hypertonie bei Menschen über 70 die häufigste Bluthochdruckform (75 Prozent der Fälle).

Dass ausschließlich der untere Blutdruckwert erhöht ist, kommt dagegen eher bei jüngeren Patienten vor. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einem diastolischen Hochdruck. Es handelt sich dabei häufig auch um einen sekundären Bluthochdruck, da er in den meisten Fällen von einer anderen Erkrankung ausgelöst wird.

Bei folgenden Krankheiten tritt ein diastolischer Hochdruck z. B. häufig auf:

  • Nierenerkrankungen
  • Hormonelle Erkrankungen, z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Cushing- oder Conn-Syndrom
  • Nächtliche Atemaussetzer (Schlaf-Apnoe-Syndrom)
  • Bluthochdruck in der Schwangerschaft
  • Arteriosklerose (Verkalkungen) in der nierenversorgenden Arterie

Bluthochdruck

Ursachen & Risikofaktoren

Ursachen und Risikofaktoren der primären Hypertonie kann man effektiv vorbeugen, vor allem ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel.

Tabelle: Wann wird es kritisch?

Kategorie  Systolischer Wert (mmHG)Diastolischer Wert (mmHg)
Optimal< 120und< 80
Normal120 – 129und / oder80 – 84
Hochnormal130 – 139und / oder85 – 89
Hypertonie Grad 1140 – 159und / oder90 – 99
Hypertonie Grad 2160 – 179und / oder100 – 109
Hypertonie Grad 3≥ 180und / oder≥ 110

Die Werte in der Tabelle beziehen sich jeweils auf Blutdruckmessungen, die im Sitzen und in einer Arztpraxis durchgeführt werden.

Bluthochdruck (Hypertonie) beginnt bei Werten von „140 zu 90“. Auf den ersten Blick mag diese Einteilung etwas willkürlich wirken. Tatsächlich wurde in umfangreichen klinischen Studien jedoch nachgewiesen, dass ab diesem Blutdruck-Niveau der Nutzen einer Behandlung eindeutig deren Risiken überwiegt.

Tipp: Gesetzlich Versicherte haben ab ihrem 35. Lebensjahr alle drei Jahre ein Anrecht auf einen allgemeinen Gesundheits-Check, den „Check-up 35“. Im Rahmen dieser Untersuchung wird auch immer dein Blutdruck gemessen. Diese Vorsorge-Möglichkeit solltest du nutzen.

Übrigens: Zu niedriger Blutdruck liegt vor, wenn die Werte von Frauen bei 100/60 und von Männern bei 110/60 liegen. Besonders häufig haben junge und schlanke Frauen einen zu niedrigen Blutdruck und auch in den ersten zwei Trimestern der Schwangerschaft sind niedrige Blutdruckwerte ganz normal.

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Blutdruck richtig messen

Zusätzlich zum Check-up beim Arzt kannst du deinen Blutdruck auch in deinen eigenen vier Wänden messen. Achte aber darauf, dass du ein zuverlässiges Messgerät kaufst. Das sogenannte CE-Zeichen reicht häufig nicht aus. Nimm am besten ein Gerät, das von der Deutschen Hochdruckliga ein unabhängiges Prüfsiegel bekommen hat. Eine aktuelle Liste findest du z.B. hier.

Beim Blutdruckmessen solltest du außerdem folgende Punkte beachten:

  • Miss deinen Blutdruck morgens und abends und möglichst immer zur selben Zeit. Falls du bereits blutdrucksenkende Medikamente verordnet bekommen hast, solltest du die morgendliche Messung vor der Tabletteneinnahme durchführen.
  • Miss deinen Blutdruck an dem Arm mit den höheren Werten. Am Anfang solltest du an beiden Armen messen und die Werte vergleichen.
  • Setz dich vor der Blutdruckmessung auf einen Stuhl mit Rückenlehne, stell deine Füße nebeneinander auf den Boden und warte einige Minuten, bis du zur Ruhe gekommen bist.
  • Miss deinen Blutdruck nicht unmittelbar nach dem Sport. Hast du gerade gegessen, eine Zigarette geraucht oder ein Bad genommen, solltest du mit deiner Messung ebenfalls etwas warten, damit die Werte nicht verfälscht werden.
  • Leg deinen Unterarm auf einem Tisch ab. Fall du am Handgelenk misst, schieb noch ein Kissen dazwischen.
  • Leg die Manschette des Geräts nicht zu eng an. Misst du am Oberarm, lass 1–2 Zentimeter Abstand bis zur Armbeuge. Misst du am Handgelenk, lass 1–2 Zentimeter Abstand bis zum Hand-ballen.
  • Achte darauf, dass sich die Manschette auf Herzhöhe befindet. Beuge den Arm leicht, wenn du am Handgelenk misst.
  • Während der Messung solltest du nicht reden und dich nicht bewegen.
  • Führe deine Blutdruckmessungen möglichst immer in einem ruhigen Zimmer durch.
  • Warte nach der Messung 1–2 Minuten und miss dann ein zweites Mal. Die Werte der zweiten Messung oder die Mittelwerte beider Messungen kannst du z.B. ganz bequem in der Curalie App unter „Einträge“ speichern.
  • Deine Ärztin oder dein Arzt kann mit häuslichen Blutdruck-Werten am meisten anfangen, wenn du sie an 6–7 aufeinanderfolgenden Tagen vor deinem Praxisbesuch gemessen hast.

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Langzeitblutdruckmessung (ABPM-Werte)

Neben der Blutdruckmessung in einer Arztpraxis und in den eigenen vier Wänden gibt es außerdem noch die Langzeitblutdruckmessung (engl. ambulatory blood pressure monitoring, kurz ABPM): Du bekommst für 24 Stunden ein Gerät, welches alle 15–30 Minuten automatisch deinen Blutdruck erfasst und üblicherweise Blutdruck-Mittelwerte für den Tag und für die Nacht berechnet.

Es hat sich herausgestellt, dass bei häuslichen und bei Langzeitblutdruckmessungen im Durchschnitt niedrigere Werte erfasst werden als in einer Arztpraxis. Die folgende Tabelle zeigt dir deshalb, ab welchen häuslichen und ab welchen ABPM-Werten bei dir ein behandlungsbedürftiger Bluthochdruck vorliegen könnte.

Wo und wie wird
gemessen?
 
Systolischer Wert
(mmHg)
Diastolischer Wert (mmHg)  
Arztpraxis  ≥ 140und / oder≥ 90
Langzeitmessung   
     Tagsüber (Mittelwert)≥ 135und / oder≥ 85
     Nachts (Mittelwert)≥ 120und / oder≥ 70
     24 Stunden (Mittelwert)≥ 130und / oder≥ 80
Zuhause (Mittelwert)≥ 135  und / oder  ≥ 85

Fazit

Trifft von den folgenden Punkten einer oder mehrere auf dich zu, solltest du möglichst bald deine (Haus-)Ärztin oder deinen (Haus-)Arzt aufsuchen und deinen Blutdruck kontrollieren lassen:

  • Du hast deinen Blutdruck noch nie oder zuletzt vor mehr als fünf Jahren messen lassen.
  • Du hast deinen Blutdruck mehrmals zu Hause selbst gemessen und deine Werte sprechen dafür, dass er bereits zu hoch liegen könnte (siehe Tabelle oben).
  • Du hast oder hattest nahe Verwandte, bei denen Bluthochdruck festgestellt wurde und die deshalb Medikamente einnehmen müssen oder mussten.
  • Du hast oder hattest nahe Verwandte, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben.
  • Du hast in jüngster Zeit Beschwerden wie morgendliche Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Schwindel, Kurzatmigkeit oder Herzrhythmusstörungen (mehr dazu erfährst du im nächsten Abschnitt).

Tipp: Nutze den „Symptom-Check“ und den „Gesundheits-Check“ in der Curalie App, um eventuell vorhandene Beschwerden besser einordnen zu können und um mögliche Risikofaktoren für Bluthochdruck aufzuspüren.

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Quellen

(1) Kollias, Anastasios; Kyriakoulis, Konstantinos G.; Stambolliu, Emelina; Ntineri, Angeliki; Anagnostopoulos, Ioannis; Stergiou, George S.; Seasonal blood pressure variation assessed by different measurement methods: systematic review and meta-analysis. Journal of Hypertension 38(5):p 791-798, May 2020. | DOI: 10.1097/HJH.0000000000002355

(2) Rosenthal, T. (2004), Seasonal Variations in Blood Pressure. The American Journal of Geriatric Cardiology, 13: 267-272. https://doi.org/10.1111/j.1076-7460.2004.00060.x

(3) Morishita M, Adar SD, D’Souza J, et al. Effect of Portable Air Filtration Systems on Personal Exposure to Fine Particulate Matter and Blood Pressure Among Residents in a Low-Income Senior Facility: A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. 2018;178(10):1350–1357. doi:10.1001/jamainternmed.2018.3308

(4) Hassler, C., Burnier, M. Circadian Variations in Blood Pressure. Am J Cardiovasc Drugs 5, 7–15 (2005). https://doi.org/10.2165/00129784-200505010-00002

(5) Gumz ML, Shimbo D, Abdalla M, Balijepalli RC, Benedict C, Chen Y, Earnest DJ, Gamble KL, Garrison SR, Gong MC, Hogenesch JB, Hong Y, Ivy JR, Joe B, Laposky AD, Liang M, MacLaughlin EJ, Martino TA, Pollock DM, Redline S, Rogers A, Dan Rudic R, Schernhammer ES, Stergiou GS, St-Onge MP, Wang X, Wright J, Oh YS. Toward Precision Medicine: Circadian Rhythm of Blood Pressure and Chronotherapy for Hypertension – 2021 NHLBI Workshop Report. Hypertension. 2022 Nov 30. doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.122.19372. Epub ahead of print.

Stand: 09.2022